BLKÖ:Werneck, Franz Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wernekingh, Joseph
Band: 55 (1887), ab Seite: 43. (Quelle)
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Werneck, Franz Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Stuttgart 13. October 1748, gest. zu Königgrätz 17. Jänner 1806). Es gibt eine bayrische (Werneck), eine steirische (Werneg), in welcher ein Hans Adam 1634 die steirische Landmannschaft erhielt, und eine oberkrainische (Wernegkh) Familie dieses Namens. Welcher dieser Familien unser General, der übrigens ein geborener Württemberger ist, angehört, läßt sich nirgends ersehen. Nachdem er mit 16 Jahren seine Studien abgeschlossen hatte, trat er sogleich als Oberlieutenant bei Wied-Infanterie in die kaiserliche Armee, kam bald darauf als Hauptmann zu Stain-Infanterie Nr. 50 und wurde in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit und mit sehr jungen Jahren Oberst und Commandant dieses Regiments. Als solcher erkämpfte er sich im Türkenkriege 1788 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, indem er in der Nacht des 13. September bei Slatina mit einer gang kleinen Truppe die Türken von einer Anhöhe, deren Besitz für uns große Wichtigkeit hatte, vertrieb. 1789 befehligte er bei Mehadia im ersten Treffen ein Bataillon mit seltenem Muth und standhafter Ausdauer, und als dann im October dieses Jahres der Sturm auf Belgrad stattfand, wurde er mit der Führung der zweiten Colonne, welche aus einer Compagnie Freiwilliger, einem Grenadier-Bataillon und einem Bataillon seines eigenen Regimentes bestand, betraut und machte sich ebenso durch seine Tapferkeit, wie durch seine klugen Dispositionen verdient. Bei der 23. Promotion des Maria Theresien-Ordens am 19. December 1790, in welcher jene Helden, die sich im Türkenkriege hervorgethan hatten, ausgezeichnet wurden, erhielt er das Ritterkreuz dieses Ordens. Den Feldzug 1793 in den Niederlanden machte er bereits als Generalmajor mit, entwickelte insbesondere unter Ferrari bei der Belagerung von Valenciennes ruhmvolle Thätigkeit und commandirte dann unter d’Alton das österreichische Corps, das sich bei der Belagerung von Dünkirchen befand. Im Feldzuge 1794 sehen wir den General in den Niederlanden mit erprobter Tapferkeit kämpfen, insbesondere zeichnete er sich am 29. März dieses Jahres in der Schlacht bei Cambresis aus. Noch im Juni zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, nahm er ruhmvollen Antheil unter General von Wartensleben an den blutigen Kämpfen im Monat April 1796, focht wieder mit Auszeichnung bei Wetzlar 15. Juni, Montabaur 3. Juli, Limburg 6. Juli, Ambach 23. August, insbesondere aber in der Schlacht bei Würzburg am 3. September 1806, in welcher er die vorliegenden vom Feinde besetzten und hartnäckig vertheidigten [44] Wälder angriff. An der Spitze der drei Grenadier-Bataillone Paulus, Ghenedegg und Kraysern drang er mit gefälltem Bajonnete, ohne einen Schuß zu verlieren, mit klingendem Spiele und unter dem feindlichen Kartätschenfeuer in geordneten Reihen mit solcher Entschlossenheit vor, daß der Feind von allen Seiten wich und der Sieg der Unsern glänzend entschieden ward. In der 44. Promotion vom 18. September 1796 wurde ihm für diese herrliche Waffenthat das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Nun erhielt er am 22. September das Commando eines Armeecorps in der Stärke von 33.000 Mann am Niederrhein. Im Anfang operirte er mit Umsicht und glücklichem Erfolg, als aber 1797 Hoche vordrang, verlor er, durch seine Leidenschaft am Spieltisch festgehalten, mit einem Schlage alle die Vortheile, welche seine Tapferkeit verbunden mit seinem Genie bisher erfochten hatte. Den ihm unterstehenden Generalen es überlassend, die Front seiner Linie zu vertheidigen, erschien er im Augenblicke, als Hoche eben den Rhein überschritt, auf dem Kriegsschauplätze, nicht mehr um dem französischen General diesen Uebergang zu wehren, sondern um Augenzeuge zu sein der furchtbarsten Niederlage, welche bisher ein österreichisches Armeecorps erlitten hatte. Man ging noch sehr glimpflich mit ihm um, als man ihn – statt ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen – mit halbem Gehalt pensionirte. Und nichtsdestoweniger fand er im Feldzuge 1805 bei der Armee in Deutschland wieder eine Anstellung. Vor der unglücklichen Katastrophe bei Ulm suchte er mit seinen sehr herabgekommenen Corps Böhmen zu erreichen, gelangte auch, unter steten Gefechten von Murat verfolgt, am 16. October bis Herbrechtingen. am 17. nach Neresheim, an beiden Tagen dem drängenden Feinde noch herzhaften Widerstand entgegenstellend. In letzterem Orte mußte er seinen erschöpften Truppen einige Stunden Rast gönnen, aber schon um 4 Uhr Früh war ihm Murat bereits auf dem Halse. Werneck warf demselben acht schwache Schwadronen entgegen, setzte unter deren Schutze mit seiner kaum sechzehnhundert Mann starken Infanterie den Marsch fort und erreichte Trachtelfingen um Mitternacht. Von da aus dirigirte er die Reiterei sofort nach Oettingen und wollte mit dem Fußvolke am Morgen des 18. Nachfolgen, um sich mit dem Erzherzog Ferdinand zu vereinigen. Die Truppe aber war durch die Strapazen der Eilmärsche und die beständigen Gefechte, welche sie mit ihren Verfolgern zu bestehen hatte, in ihrem physischen Zustande so herabgekommen, daß er sich genöthigt sah, mit dem Gegner eine wenig ehrenvolle Capitulation einzugehen, welcher zufolge der Rest seines Corps kriegsgefangen wurde. Nach abgeschlossenem Frieden sollte er für diese Handlung vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Alle diese Vorgänge aber hatten den General, der sich nicht so schuldig fühlte, als im Allgemeinen angenommen ward, so angegriffen, daß er einem Schlaganfalle, der ihn traf, erlag, wodurch er vielleicht der kriegsrechtlichen Verurtheilung entging. Ueber die oben erwähnten Vorgänge im Feldzuge des Jahres 1797 soll er sich selbst in einer Schrift, welche in den Quellen angegeben ist, gerechtfertigt haben.

Baur (Samuel). Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts [45] gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Band II, Sp. 705. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1832, 8°.) Bd. VI, S. 76 [nach diesem geb. um 1765]. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, schm. 4°.) Bd. I, S. 505. – Ueber das Betragen des Feldmarschall-Lieutenants Baron von Werneck während des Feldzuges am Nieder-Rhein (o. O. 1797) [des Generals eigene Vertheidigungsschrift]. – Bornschein (Adolf). Oesterreichischer Cornelius Nepos oder Leben, Thaten und Charakterzüge österreichischer Feldherren (Wien 1812, kl. 8°.) S. 268. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix-huitième siècle etc. (Londres 1800, gr. 8°.) Tome IIIe p. 503 [daselbst heißt es wörtlich: après la déroute complète de l’armée française M. de W. fut chargé, le 22 Sept., du commandement en chef des forces autrichiennes sur le Bas-Rhin. Mais une passion malheureuse lui fit bientôt perdre le fruit de sa bravoure et de ses talens; retenu par l’amour du jeu à Francfort, en avril 1797, il se reposa sur ses généraux divisionnaires du soin de défendre le front de sa ligne au moment, ou Hoche passa le Rhin; et il ne parut à l’armée que pour y être témoin de la déroute la plus complète qu’ait offerte toute la guerre de la révolution. Les talens reconnus de Mr. de W. firent soupçonner une cause secrète à ces défaites; et on alla jusqu’ à douter de son bonheur et de sa probité. Cependant ayant été reconnu innocent (du moins sous ce rapport) par un conseil de guerre sa Majesté lui fit prendre sa retraite avec demi-pension, dans le courant de juillet.] – (Schlosser’s) Geschichte des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts bis zum Sturz des französischen Kaiserreiches (Heidelberg, Mohr, 8°.) III. Auflage, Bd. VI, S. 24 und 621. – Biographie nouvelle des Contemporains ou Dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la célébrité etc. Par M. M. A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1825, librairie historique, 8°.) Tome XX, p. 467. [der Artikel schließt: „Ce général fut plus à plaindre qu’à blâmer; il avait des talens et beaucoup de courage“.] – Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius u. s. w. Von einem Nachforscher in historischen Dingen (Coblenz 1854, R. F. Hengt, gr. 8°.) III. Abtheilung: Mittelrhein (auch unter dem Titel: Das Rheinufer von Coblenz bis Bonn. Historisch und topographisch dargestellt von Chr. von Stramberg) Bd. II, S. 514–526.