BLKÖ:Wernekingh, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 45. (Quelle)
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Wernekingh, Joseph (Priester der Gesellschaft Jesu und Poet, geb. zu Steyr in Oberösterreich am 4. März 1745, gest. zu Gratz am 31. Jänner 1810). Er wurde 1762, damals 17 Jahre alt, in den Orden der Gesellschaft Jesu aufgenommen, in welchem er die philosophischen und theologischen Studien beendete und die Priesterwürde erlangte. 1772, nach Aufhebung des Ordens, trat er in den Stand der Weltgeistlichen über und fand Verwendung im Lehramts, zunächst 1775 als Professor der Grammaticalclassen in Graz, in welcher Stellung er bis 1792 verblieb, worauf er eine Humanitätsprofessur erhielt, die er bis 1797 versah. Als dann im Herbste letztgenannten Jahres die Theresianische Ritterakademie in Wien wieder errichtet wurde, kam er als Professor der Poesie und Subdirector dahin. Nach mehrjähriger Thätigkeit an dieser Anstalt endlich in den Ruhestand übernommen, kehrte er 1806 nach Gratz zurück, wo er im Altert von 65 Jahren sein Leben beschloß. Wernekingh hatte noch in den Jesuitenschulen den allgemein anerkannten classischen Unterricht genossen und seine Muse an den Vorbildern der römischen und griechischen Poeten erwärmt und genährt. So wurde er selbst ein begeisterter Odendichter, der historische Momente seiner Zeit mit schwungvollen Hymnen und Gesängen zu begrüßen pflegte. Von seinen in deutscher Sprache gedichteten [46] Oden, welche einzeln erschienen, fanden wir in Gratzer Bibliotheken die folgenden: „Auf den Tod Marien Theresien“ (Gratz, Lechner’sche Universitäts-Buchhandlung 1781,8°.); – „Bey Eröffnung des Büchersaales an der hohen Schule in Grätz“ (Gratz 1781, Widmanstätter, 8°., 2 Bl.); – „Arko, der Druidenfürst an der Murr, beim Antritte seines Domes, besungen von J. W***. Im Wintermonde 1786“ (Gratz, A. Leykam, 22 S.); – „An Grätz nach der feyerlichen Weihung der neuen Stadt-Fahne am 27. April 1806. Von W*n*k“ (gedruckt mit Leykam’schen Schriften, 4°., 8 Bl.); dann die lateinische: „Michaeli Werdnig amico suo veterano ex gravi morbo convalenti amicus J. W. MDCCCVII“ (Graecii, Andr. Kienreich, 4°., 3 Bl.). Aber er schrieb in deutscher Sprache auch noch folgende Oden: „Auf den Nachfolger des Czarenthrones“; – „Des Kaisers Joseph II. Empfang in Innerösterreich“; – „Auf die Ankunft des Papstes Pius II. 1782“; – „Als Joseph II. Graz besuchte“; – „Josephs II. Sorgfalt für das Lyceum in Graz“; – „An die Verleumder der Mönchsorden“; – „Auf die Theaterfreunde“. Diese und noch viele andere Dichtungen, sämmtlich im antiken Versmaß gehalten, schwungvoll in Sprache und nicht ohne Begeisterung in Gedanken und Rhythmus, in Ausdruck und Form, sind verschollen und vergessen, aber, indem sie einzelne historische oder culturhistorische Momente feiern, immerhin einiger Beachtung werth. Wernekingh ließ sie anonym erscheinen oder zeichnete sie mit W*n*k, W***, J. W. oder einfach mit W. Joseph Wernekingh, den wir auch Werneking und Wernekink geschrieben finden, ist nicht mit seinem zeitgenössischen Namensvetter Franz Karl Werneking zu verwechseln, welcher mit unserem Joseph gleichzeitig sang, ebenfalls Priester (Pfarrer in Münster) und insofern glücklicher war, als seiner wenigstens in 'Goedeke’s „Grundriß der deutschen Dichtung“ Bd. III, S. 1115, Nr. 1461 gedacht wird. Derselbe wurde 1756 geboren und starb 1829.

Peinlich (Richard Dr.), Geschichte des Gymnasiums in Gratz (Gratz 1872, 4°.) 2. Periode, S. 80 und im Jahresberichte des k. k. ersten Staatsgymnasiums zu Gratz von 1872 S. 24 unter Jahr 1810. – Schlossar (Anton Dr.). Innerösterreichisches Stadtleben vor hundert Jahren. Eine Schilderung der Verhältnisse in der Hauptstadt Steiermarks im 18. Jahrhundert u. s. w. (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) S. 220 u. 308.