BLKÖ:Schwoy, Franz Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schwoy, Franz Xaver
Band: 33 (1877), ab Seite: 195. (Quelle)
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Schwoy, Franz Joseph (Topograph, geb. zu Groß-Herlitz in Schlesien 11. December 1742, gest. zu Nikolsburg 10. October 1806). Sein Vater Franz Schwoy war herrschaftlicher Kastner und sorgte, soweit es ihm seine beschränkten Mittel erlaubten, für die Erziehung und Ausbildung seines Sohnes, der bereits in jungen Jahren einen nicht gewöhnlichen Wissenseifer an den Tag legte. Von 1751–1755 besuchte er die unteren Gymnasialclassen zu Turas in der dortigen damaligen Jesuiten-Residenz, dann in Brünn 1756 und 1757 die Humanitätsclassen, worauf er bald, um seinen Eltern aus dem Brode zu kommen, in herrschaftliche Dienste trat, und schon mit 21 Jahren, 1763, Verwalter in Urspitz, einem zwischen Brünn und Nikolsburg gelegenen Gute, wurde. Im Jahre 1769 wurde er in der fürstbischöflichen Wirthschafts-Inspection und Buchhalterei angestellt, in welcher er im Jahre 1771 zum Buchhalterei-Adjuncten vorrückte. Im J. 1775 erhielt er die Administration der großen Herrschaft Murau, wurde noch im nämlichen Jahre unabhängiger Amtmann der Bisthumherrschaft Zwittau, die bisher von dem Murauer Amte aus verwaltet worden war. Von da ging er im Jahre 1778 als Oberamtmann der Herrschaft Jaispitz in Dienste des Grafen Alois Ugarte, damaligen böhm.-österr. obersten Kanzlers über, in welchen er über drei Jahre verblieb, worauf er 1781 in gleicher Eigenschaft auf die fürstlich Dietrichstein’sche Herrschaft Nikolsburg kam. Diesen Posten versah er bis August 1803, wurde dann Vorstand der Buchhaltung daselbst und, als letztere nach Wien übersetzt wurde, 1806 Schloßhauptmann und Archivar. Schon seine Beschäftigung als Verwalter ließ ihm wenig Zeit zu seinen historisch-topographischen Forschungen; als er dann in Dietrichstein’sche Dienste trat, saß er wohl einer reichen Quelle, dem Nikolsburger Archive, nahe genug, aber dasselbe zu benützen, war ihm nicht gestattet, so waren ihm nur die Bibliotheken offen geblieben, von denen er, während seines mehrjährigen Aufenthaltes zu Kremsier in seiner Eigenschaft als Buchhaltungs-Adjunct, insbesondere die letztere sorgfältig benützte. So hatte er allmälig, nach Bewältigung mancher Hindernisse und unter nichts weniger denn fördernden Umständen, eine Topographie Mährens vollendet und dieselbe dem Abte des Klosters Saar Otto von Steinbach übergeben, der die Lücken und sonstigen Unrichtigkeiten von Schwoy’s Arbeit ergänzen und berichtigen zu wollen erklärte. Der Abt aber beging einen unverantwortlichen Vertrauensbruch. Ohne das Werk überhaupt zu ergänzen, ja sogar die geschichtlichen Theile der Einleitung weglassend, gab er, ohne Schwoy weiter zu fragen, dessen Arbeit unter dem Titel: „Topographische Schilderung von Mähren“ in 2 Bänden (Prag 1786, Widtmann, 8°.), ohne Angabe des Autors heraus. Daß dieser Vorfall nicht Schwoy’s Beifall fand, läßt sich denken; um also diese Weglassungen einigermaßen gut zu machen, veröffentlichte er nun selbst – doch auch ohne Nennung seines Namens – die „Kurzgefasste Geschichte des Landes Mähren“ (Brünn 1788, 8°.). In dieser Arbeit hielt sich Sch. vorzugsweise an die Forschungen des mährischen Geschichtsforschers Johann Thomas Pessina von Czechorod [Bd. XXII, S. 57, Nr. 3], aber leider auch ohne jene Puncte, welche von der späteren fortschreitenden Forschung berichtigt waren, zu berücksichtigen. Während er indessen an der Ergänzung der von dem Prälaten unbefugt veröffentlichten [196] mährischen Topographie arbeitete, wurde er in dieser Zeit mit mehreren Männern bekannt, welche sich unter dem Schutze des damaligen Gouverneurs Ludwig Grafen Cavriani und des Vice-Präsidenten des Appellationsgerichtes Johann Baptist Grafen Mitrowsky zu einer Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Ideen verbunden hatten. Unter diesen Männern war es vornehmlich Landrath Emanuel Ritter von Trautenburg (gest. als westgalizischer Appellationsrath im November 1803), der Sch. in seiner Arbeit durch Mittheilung von Auszügen aus der Olmützer Landtafel vom Jahre 1348–1437 mächtig förderte, aber auch andere Männer, wie Dobrowsky [Bd. III, S. 334], Alexius Habrich [Bd. VI, S. 118], von Monse [Bd. XIX, S. 35] und noch viele Andere, machten ihm größere und kleinere Mittheilungen, die er vortrefflich für sein Werk verwerthen konnte. Auch benützte er sorgfältig die Olmützer erzbischöfliche Lehentafel zu Kremsier, das Tobitschauer Buch, den Codex Pernsteinianus, die Sammlung von Klagen und landrechtlichen Entscheidungen, den Codex des Johann Přzepicky von Richemburg, die Sammlungen der Tischnowitzer- und Welehrader Klosterurkunden, eine reichhaltige Sammlung von Schriften, Nachrichten und Briefen aus der so denkwürdigen Zeit von 1608 bis zu Ende des dreißigjährigen Krieges, dann drei verschiedene Handschriften von dem Protokolle der Jahre 1623 und 1624 über die Confiscation der Güter mährischer Rebellen, die Sammlung der Mauthberechtigungen im Jahre 1628, viele Privilegien einzelner Orte, Landtafel-Auszüge über einzelne Güter, Kauf- und Verkaufsverträge, Testamente, Erbtheilungen und andere Urkunden aus dem 16. Jahrhundert, leider aber blieb der größte Theil der Herrschaftsarchive seinen Forschungen verschlossen. So erschien denn endlich nach mehrjährigen Mühen und sorgfältigen Forschungen: „Die Topographie von Mähren“, 3 Bände (Wien 1793 und 1794, Hraschanzky, gr. 8°.), eine noch heut beachtenswerthe Arbeit, wenn sie auch durch Wolny’s verdienstliche Leistungen auf gleichem Gebiete längst überholt ist. Nicht minder, die Lücken und Unrichtigkeiten zu ergänzen und zu verbessern, arbeitete Sch. auch nach dem Erscheinen des Werkes rüstig weiter fort und hatte auf einen Supplementband Zusätze und Verbesserungen bereits in Aussicht gestellt, wenn die Druckkosten gedeckt würden. Da dieser Fall nicht eintrat, blieb dieser Supplementband ungedruckt und befand sich seiner Zeit in den Händen des Buchhändlers Bader in Nikolsburg. Sonst noch arbeitete Sch. kleinere Aufsätze für verschiedene Zeitschriften, wie für das „Mährische Magazin“, für Traßler’s „Europäisches Journal“, für Hawlik’s „Taschenbuch auf 1804“, in diesem: „Diarium zur Zeit als Rudolph die Huldigung in Olmütz annahm von Emil Ossowsky von Daubrowitz“ und „Die Helden des Hauses Fürstenberg“, und für Andre’s „Patriotisches Tagblatt“, in welch’ letzterem Schwoy’s Abhandlung „Zur Geschichte der Tempelherren in Mähren“ (1802, S. 1201 u. f.) bemerkenswerth ist. Im Alter von 64 Jahren starb Sch., das Andenken eines gewissenhaften Beamten, eines edlen Menschen und gründlichen Forschers hinterlassend. In seinem Nachlasse befand sich eine genealogische Beschreibung der ausgestorbenen und noch blühenden, landsässigen, adeligen Geschlechter Mährens, 200 Bogen mit 633, darunter viele von dem Königgrätzer Domherrn Venuto, sehr schön klein ausgemalten [197] Wappen und 44 vollständig ausgearbeiteten Stammtafeln; eine historische Beschreibung von Stadt und Schloß Groß-Meseritsch, eine Sammlung alter Daten zur mährischen Genealogie, nach alphabetischer Ordnung der Geschlechter, 200 Quartbogen; Denkwürdigkeiten der Stadt Ausspitz von den ältesten Zeiten bis 1737, mit Urkunden (Fol.); Beiträge zur mährischen Topographie, lauter uralte Daten an 180 Quartbogen mit 24 Bogen Nachtrag und noch 30 andere Fascikeln historischen Inhalts, welche d’Elvert in dem in den Quellen genannten Werke, S. 263, aufzählt. Diese ganze historische Sammlung aus 34 Fascikeln bestehend, gelangte später in den Besitz Hugo’s Altgrafen von Salm, welcher sie 1818 dem damals eben begründeten Franzens-Museum in Brünn übergab. Schwoy war mit Maria Johanna, einer Tochter des Olmützer erzbischöflichen Rathes Korber, verheirathet, welche ihm fünf Kinder gebar, unter denen der nachmalige Klosterneuburger-Chorherr Franz Xaver Schwoy, [s. den Folgenden], sich durch seine theologischen Schriften bekannt gemacht hat.

Moravia, herausgegeben von Jurende, 1815, Nr. 7 u. 9. – Annalen der Literatur und Kunst u. s. w. (Wien, 4°.) 1804, Intellig.-Bl, Nr. 7, Sp. 49: „Beiträge zum gelehrten Oesterreich“. – Neue Annalen u. s. w. (ebd., Doll. 4°.), I. Jahrg. (1817), Intellig.-Bl. April, Sp. 162. – d’Elvert, Historische Literaturgeschichte u. s. w., S. 257. – Hawlik, Taschenbuch für Mähren (Brünn) 1808. – Erneuerte Vaterl. Blätter für den österr. Kaiserstaat (Wien, 4°.), 1818, S. 387 und 404 unter den Berichtigungen.