BLKÖ:Schweickhardt, Franz Xaver Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schweikart, Karl
Band: 32 (1876), ab Seite: 348. (Quelle)
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Schweickhardt, Franz X. Joseph (Topograph, geb. zu Wien 5. Juli 1794, Todesjahr unbekannt). Nachdem er die Humanitätsclassen – d. i. die 1. –4., 5. und 6. Classe der heutigen Obergymnasien – beendet hatte, wurde er Zögling der k. k. Akademie der bildenden Künste, wo er sich in der Abtheilung für Architektur bildete und nebenbei Mathematik studirte. Nach einiger Zeit beendete er privatim – wahrscheinlich zur Erlangung der Qualification für einen Staatsdienst – die philosophischen Studien, trat in der kaiserlichen Armee in einen Kanzleidienst, aus welchem er aber bereits 1818 wieder seine Entlassung nahm. Nun machte er ausgedehnte Reisen, auf welchen er außer den österreichischen Provinzen auch Deutschland und Rußland besuchte. Geographie und österreichische Geschichte betrieb er damals mit Vorliebe, auch malte er nebenbei als Dilettant. Weiskern’s Topographie von Niederösterreich, ein seiner Zeit und mit Recht geschätztes Buch, das aber längst veraltet war und einer neuen, entsprechenden Bearbeitung harrte, erweckte in ihm den Gedanken, eine umfassende Topographie des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns zu schreiben. Gewiß war das Bedürfniß nach einem solchen [349] Werke längst vorhanden, aber Niemand paßte weniger zur Lösung einer solchen Aufgabe, welche Gründlichkeit und sorgfältige Behandlung erfordert, als der leichtfertige, seichte Schweickhardt. So begann er denn zu Anfang der Dreißiger-Jahre die Herausgabe der „Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer u. s. w., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet“. Davon sind erschienen das „Viertel Unter-Wiener-Wald“, 7 Bde. (Wien 1831–1833, Ign. Klang, gr. 8°., mit K. K.); – „Viertel Unter-Manhardsberg“, 7 Bde. (ebd. 1833–1837, mit K. K.); – „Viertel Ober-Wiener-Wald“, 14 Bde. (ebd. 1835–1838, mit K. K.); – „Viertel Ober-Manhardsberg“, 7 Bde. (ebd. 1839–1840, mit K. K.). Dieses ganz unkritische, mit rücksichtsloser Leichtfertigkeit zusammengestoppelte Werk erfuhr im Hormayr’schen „Archiv“, als dasselbe bereits von Kaltenbäck fortgesetzt wurde, zu Anfang der Dreißiger-Jahre eine ausführliche, vernichtende, mit Nachweisen der zahllosen Unrichtigkeiten und Irrthümer belegte Kritik. Außerdem gab. S. noch heraus: „Das Herzogthum Salzburg. Historisch-topographisch-statistisch bearbeitet. 1. Band. Geschichte“ (Wien 1839, Ign. Klang, mit 6 K. K.) und „Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt Wien. Geschichte der Stadt. Hauptdarstellung der Stadt. Beschreibung der Merkwürdigkeiten der Stadt und der 34 Vorstädte“. 3 Theile (Wien 1839, Ign. Klang, gr. 8°., mit 16 K. K.). Alsdann begann er die Bearbeitung einer Perspectivkarte des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns, im Maßstabe sechszehn einhalb Mal größer als die damals vorhandene und ihrer Genauigkeit wegen mit Recht geschätzte Generalstabskarte. Dieser Atlas S.’s, in Vogelperspective ausgeführt, war auch nichts weiter als eine Speculationsarbeit, die Zahl der Blätter, deren im Ganzen auf 160 erscheinen sollte, war bis etwa 80 oder 100 gediehen, und dann plötzlich von den Topographen, die für S., der seinen Verpflichtungen nicht nachkam, nicht weiter arbeiten wollten, abgebrochen worden. Eine andere Speculation, denn etwas Anderes waren S.’s Unternehmungen nicht, war das sogenannte „Oesterreichische Museum“, welches die Reihenfolge der österreichischen Regenten und die topographisch-statistisch-historische Darstellung aller k. k. österreichischen Staaten umfassen sollte, aber auch unvollendet geblieben ist. Die Reihenfolge mit Karl dem Großen beginnend, ist es etwa bis Friedrich III. dem Schönen vorgerückt. Schließlich erschien anläßlich des Brandes, welcher die Stadt Wiener-Neustadt in Asche gelegt, von S. eine „Darstellung der k. k. Staat Wiener-Neustadt, topographisch-statistisch-historisch, von der Entstehung 1192 bis 8. September 1834; als dem Tage ihrer Verunglückung durch Feuer“, 2 Lieferungen mit K. K. (Wien 1834). Genaue bibliographische Angaben der Arbeiten S.’s, da sie reine Speculationsunternehmungen waren, mit denen sich der regelrechte Buchhandel nur wenig oder gar nicht befaßte, lassen sich nicht machen, denn mit Ausnahme der „Topographie Niederösterreichs“ und der „Darstellung Wiens“ fehlen seine übrigen Druckschriften in den Bücherkatalogen. Auch über seine Lebensschicksale fehlen alle Nachrichten. Nur das Folgende beruht auf amtlichen Erhebungen, S. maßte sich den Adel an und schrieb sich Schweickhardt von Sickingen. In der That existirte eine solche Familie, als er aber aufgefordert worden, seine Abstammung nachzuweisen, war er es nicht [350] im Stande zu thun. Als er nichtsdestoweniger sich von Sickingen zu schreiben fortfuhr und noch dazu lügenhafte und falsch extrahirte genealogische Ausweise (1833) vorlegte, wurde er (1836) zu achttägigem Arreste oder hundert Gulden Geldstrafe verurtheilt. Diese letztere wurde dann aus Gnade, mit Rücksicht auf seine mißlichen Vermögensverhältnisse (da er in Concurs war) und auf seine „vaterländischen Leistungen“ auf die Hälfte (50 fl.) herabgesetzt. Aus diesen Verhandlungen ist ersichtlich, daß er ein „Bureau für vaterländische literarische Werke“ etablirt hatte. Was weiter mit ihm geschah, ist nicht bekannt. Im Jahre 1845 lebte er noch, aber in demselben Jahre starb seine Frau (Altlerchenfeld Nr. 13), angegeben als „Gattin des Schriftstellers Fr. Schweickhardt“. Es wurde oben bemerkt, daß er auch die Akademie der bildenden Künste besucht und gemalt hat. In der That führt ihn auch Nagler in seinem „Künstler-Lexikon“ als-Zeichner und Maler auf, ohne jedoch über seine Arbeiten in dieser Richtung Näheres mitzutheilen. Nun finden sich hie und da Andeutungen, die ihn auch in dieser Eigenschaft qualificiren. Das Hormayr’sche „Archiv für vaterländische Geschichte“ 1825, S. 838, berichtet von einem Maler Schweighardt (die Abweichung in der Schreibart Schweighardt statt Schweickhardt will wohl nicht viel bedeuten), der die Gemälde in Zołkiew restaurirt hat; die Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien brachten in den Jahren 1836–1843: Bildnisse, Studienköpfe und Genrebilder: „Ein altes Weib, Geld zählend“ (1836); – „Der Bettler“ (1840); – „Die Verlassenen“ (1843), von einem Joseph von Schweickhardt; endlich berichtet die Bäuerle’sche „Theater-Zeitung“ 1846, Nr. 151, S. 603, von einem Altarblatte in Stockerau, das von einem Maler Schweickhardt gemalt sei. Da schließlich Alexander Patuzzi in seiner Liste der Maler in seiner „Geschichte Oesterreichs“ (Bd. II, S. 343) obigen Schweickhardt als Topographen und Maler zugleich aufführt, so liegt die Vermuthung nahe, daß der Zołkiewer Restaurator, der Aussteller bei St. Anna und der Maler des Stockerauer Altarbildes eine und dieselbe Person sind.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 132. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (8°.) 1836, S 21, Nr. 247; 1839, S. 24, Nr. 338, 339 u. 351; 1840, S. 16, Nr. 206; 1843, S. 14, Nr. 150. –