Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schulek, Ludwig
Band: 32 (1876), ab Seite: 147. (Quelle)
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Schulek, čechisch Šulek, Johann (evangelischer Theolog, geb. zu Rajecz, einem Städtchen im Trencsiner Comitate Ungarns, 29. Juni 1774, gest. zu Senic in der Neutraer Gespanschaft Ungarns 6. December 1837). Ein um die Förderung seiner slavischen Stammgenossen in Ungarn, welche zu jener Zeit in Cultur und Sitte noch auf tiefer Stufe standen, vielverdienter evangelischer Priester. S. hatte eine wechselvolle Jugend. Schon mit seinen Eltern – sein Vater war Schullehrer – übersiedelte er in das Arvaer Comitat, dann kam er zu seinem Oheim Mathias Sch., Prediger zu Nagy-Palugya, später zu einem zweiten Oheim, Johann Sch. in Kún-Taplocza, bei welchen er seine ersten Studien machte, bei Letzterem sich auch die Kenntniß der ungarischen Sprache aneignete. Nach einer längeren Krankheit setzte er im Jahre 1790 in Debreczin im dortigen Collegium der Reformirten, seit 1792 in Käsmark seine Studien fort. In Käsmark befanden sich zu jener Zeit mehrere tüchtige Professoren, u. A. Andreas Kralovansky [Bd. XIII, S. 117], Johann und Christian Genersich [Bd. V, S. 133 u. 134[WS 1]], die nicht ohne Einfluß auf Sch.’s Ausbildung blieben. Nach beendeten Studien trat er im Herbste 1798 ein Lehramt zu Geib (Hibbe) an, welches er 1801 mit einer gleichen Stelle in Mossocz vertauschte. Dort und in der Umgebung lag seine Muttersprache noch sehr im Argen. Dieselbe zunächst zu heben, war sein ganzes Streben. Zu diesem Zwecke legte er eine kleine nationale Schulbibliothek an und bediente sich im Unterrichte bei allen Gegenständen seiner Muttersprache. Der nachmals berühmt gewordene slavische Dichter Johann Kollár [Bd. XII, S. 325], der Verfasser der Dichtung: „Die Tochter des Ruhmes“, ein geborner Mossoczer, war sein Schüler. Der Umstand, daß zu jener Zeit die Gegend, wo S. lebte, häufig von verheerenden Bränden heimgesucht ward, veranlaßte S., ein darauf bezügliches Büchlein aus dem Deutschen in’s Slovakische zu übertragen, welches die Turcsaner Gespanschaft drucken und vertheilen ließ. 1805 folgte S. einem Rufe nach Mähren als Prediger an der evangelischen Kirche zu Przeno, von wo er nach mehrjähriger Wirksamkeit 1811 wieder nach Ungarn als Prediger der evangelischen Gemeinde zu Sobotiste zurückkehrte, wo er bis an sein Lebensende verblieb. Das Jahr 1811 war das berühmte Kometenjahr, für Ungarn durch die Devalvation, die ungewöhnliche Hitze und den trefflichen Wein unvergeßlich, [148] welche Umstände Schulek in dem trefflichen, historisch gewordenen Chronostichon sinnreich zusammenfaßte: „Charta Labat qVaestV | teLLVs ConstringItVr estV | CrIna CoMeta, CLVIt | sVaViter VVa fLVIt“. Die von ihm veröffentlichten Druckwerke sind: „Latinská Gramatyka k dobrému slovenské mládeži slovenským jazykem sepsaná“, d. i. Lateinische Grammatik, zum Nutzen der slovenischen Jugend in slovenischer Sprache niedergeschrieben (Neusohl 1801); wovon er noch im Jahre 1833 zu Szakolcz bei Skarnitzel eine neue Bearbeitung unter dem Titel: „Grammatica latina cum interpretatione occurentium exemplorum Slavico hungarico germanica etc.“ herausgab; – „Rozmlouvání o ohni i t. d.“, d. i. Ein Gespräch über das Feuer u. s. w. (Bistritz 1804, 8°.); – „První začátkové učeni křestanského evangelického“, d. i. Erster Unterricht in der evangelischen Christenlehre; die erste Ausgabe dieser Schrift erschien um 1807, sie wurde seither viermal aufgelegt, dann auch in’s Deutsche und Ungarische übersetzt; – „Katechismus náboženství křestansko evangelického pro větši mládež sepsaný“, d. i. Katechismus der evangelisch-christlichen Lehre, für die in Jahren vorgerücktere Jugend geschrieben. Die erste Ausgabe dieses Buches besorgte im J. 1816 zu Preßburg der bekannte slovakische Schriftsteller Georg Palković [Bd. XXI, S. 226], später erschien es in neuer Auflage zu Neuhaus in Böhmen, und in dritter, von Joseph Ruzicka besorgter Ausgabe, welche mit Bewilligung des Wiener evangelischen Consistoriums in allen evangelischen Schulen in den Erbländern im Gebrauche ist, zu Prag im Jahre 1856; – „Kunst žive zlato dělati z mlěka více másla vyvésti a vůbec bohatšim se státi“, d. i. Die Kunst, lebendes Gold zu machen, aus Milch oder Butter es zu bereiten und überhaupt reicher zu werden, eine landwirthschaftliche Schrift, in welcher er seine Gemeinde in wirtschaftlichen Dingen unterwies und in derselben landwirthschaftliche Kenntnisse zu fördern suchte; – „Nábožna přemyšlování o utrpení Ježíse krista“, d. i. Fromme Betrachtung über das Leiden Jesu Christi (Skalitz 1836). Gerade mit einer Arbeit über die Wasserheilkunde beschäftigt, welche auch bald nach seinem Tode unter dem Titel: „Vodelékař“, d. i. der Wasserarzt (Tyrnau 1838, 8°.) erschien, raffte ihn im Alter von 63 Jahren der Tod dahin. In seinem handschriftlichen Nachlasse befanden sich unter Anderem: „Uebungen in lateinischer Sprache“ und ein „Lateinisch-deutsches, slavisch-magyarisches Wörterbuch“. Aus Ehen mit zwei Frauen hatte er 16 Kinder, von denen Ludwig, Friedrich Wilhelm und Bohuslav bemerkenswerth erscheinen. Ueber die beiden ersten siehe das Folgende, über Bohuslav den besonderen Artikel [S. 144). –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Beide Band V, Seite 133.