BLKÖ:Schaffgotsch, Johann Franz Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 82. (Quelle)
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Schaffgotsch, Johann Franz Graf (General der Cavallerie und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Brünn 30. Juni 1792, gest. ebenda 3. November 1866), von der böhmischen Linie; ein Sohn des Grafen Johann Ernst aus dessen zweiter Ehe mit Johanna Gräfin Blümeggen . Gleich seinem Vater betrat auch Graf Johann Franz die militärische Laufbahn. Er begann sie, 16 Jahre alt, im Cheveauxlegers-Regimente Vincent. Nach der Schlacht von Aspern wurde er Oberlieutenant, nach jener von Leipzig Rittmeister im 6. Kürassier-Regimente, focht noch im Feldzuge 1814, kam im März 1815 in das Cheveauxlegers-Regiment Vincent zurück, mit welchem er dem Zuge nach Neapel beiwohnte. Im Juni 1834 wurde der Graf Oberst im Uhlanen-Regimente Schwarzenberg und blieb es bis 1841. Darauf zum General-Major befördert, wurde er wenige Tage nach den Märzereignissen 1848 Feldmarschall-Lieutenant und erhielt eine Division im Armeecorps d’Aspre’s. Im Feldzuge der Jahre 1848 und 1849 erkämpfte sich der Graf die höchste militärische Auszeichnung, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Besonders zeichnete sich der Graf bei Somma und Sommacampagna (am 28. Juli 1848) aus. Es wirkten bei diesem Kampfe die Brigaden Fürst Edmund Schwarzenberg, General-Major Graf Gyulay und Fürst Liechtenstein mit. Es galt, um den Feind über unsere eigentlichen Absichten zu täuschen, denselben auf der Strecke von Somma bis Bussolengo zu beschäftigen. Im Verlaufe des Gefechtes erschien es aber dem Grafen Schaffgotsch entsprechender, den Feind nicht nur zu beschäftigen, sondern geradezu anzugreifen und aus Somma zu vertreiben. So ließ er den Fürsten Schwarzenberg im Sturme auf Santa Giustina Vorgehen, während er selbst zwei Bataillons gegen Casa Rugola und die links von der Chaussée gelegenen Höhen dirigirte. Der heftige Widerstand des Gegners wurde bezwungen und Casa Rugola genommen, von allen Seiten wurden die Bemühungen des Feindes gebrochen und selbst seine Rückzugslinie bedroht. So ward er denn genöthigt, die fernere Vertheidigung von S. Giustina aufzugeben und endlich, von unseren Truppen immer heftiger bedrängt, auch S. Giorgio und Salice zu verlassen. Noch glänzendere Beweise seiner Umsicht und Tapferkeit gab der Graf am Tage von Novara, 23. März 1849; bereits waren bald alle Brigaden gegen die weit überlegenen feindlichen Truppen in’s Feuer gerückt und der Graf hatte, um unseren von den feindlichen Truppen schwer Bedrängten rechtzeitig Hilfe zukommen zu lassen, immer neue Abtheilungen seiner Division nach und nach in’s Feuer rücken lassen, [83] und sich so selbst für den Fall, als die Unseren völlig geworfen würden, in besorgnißerregender Weise entblößt, indem ihm für die Deckung eines allfälligen Rückzuges von seiner ganzen Division nur noch zwei Bataillone Kinsky und das Wiener Freiwilligen-Bataillon verblieben. Indessen dauerte der Kampf in heftigster Weise fort und schon schickte Erzherzog Albrecht ihm die Mittheilung, daß er sich ohne Unterstützung zweier Bataillone nicht länger halten könne. Nun sollte der Graf nur mehr ein Bataillon in Reserve behalten oder andererseits den Erzherzog ohne Unterstützung lassen? Der Graf entschied sich bald, er schickte dem Erzherzoge ein Bataillon Kinsky und die Wiener Freiwilligen. Als beide Bataillone im Manövrirschritte vorrückten, führte sie der Erzherzog dem Feinde entgegen und dieser war außer Stande, seine Positionen länger zu behaupten. So waren alle Angriffe der Piemontesen, welche nach und nach ihre sämmtlichen Truppen hatten in’s Feuer rücken lassen, abgeschlagen und dieselben vollends zurückgeworfen worden. Der Sieg, zu dessen Erreichung des Grafen Umsicht so wesentlich beigetragen, war ein um so glänzenderer, als nur ein Theil unserer Armee gegen die ganze feindliche Streitmacht gekämpft hatte. Im Capitel des Jahres 1850 erhielt der Graf für sein tapferes und umsichtiges Verhalten bei Somma und Novara das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Im November 1856 wurde Graf Schaffgotsch General der Cavallerie, im Jahre 1858 feierte er sein fünfzigjähriges Dienstesjubiläum, später wurde er commandirender General in Mähren und Schlesien, in welcher Eigenschaft ihm die Stadt Brünn das Ehrenbürgerrecht verlieh. Seit dem Jahre 1850 war der Graf Inhaber des Kürassier-Regiments Kaiser Nikolaus Nr. 5. Von den Kindern aus seiner am 30. Jänner 1817 geschlossenen Ehe mit Ernestine Gräfin Lamberg pflanzte sein Sohn Franz de Paula [s. die Stammtafel] diesen Zweig des Hauses Schaffgotsch fort.

Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 305. – Hoffinger (Jos. Ritter v.), Oesterreichische Ehrenhalle (Wien 1867, Anton Schweiger, gr. 8°.) IV. 1866, S. 9 [Separatabdruck aus dem Oesterreich. Volks- und Wirthschafts-Kalender für 1868]. – Militär-Zeitung, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1858, S. 499: „50jähriges Jubiläum“ 1859, Nr. 42. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1554, 1754.