BLKÖ:Rummel, Franz Ferdinand Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rump, Joseph Ignaz
Band: 27 (1874), ab Seite: 258. (Quelle)
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Franz Ferdinand Freiherr von Rummel (geb. zu Weyden in der Oberpfalz 28. October 1642, gest. zu Wien 15. März 1716), Wiens letzter Bischof, denn sein Nachfolger Sigismund Graf Kollonitz [Bd. XII, S. 363] war der erste Erzbischof Wiens. Rummel – der auch, und dem im Herzschilde des Wappens befindlichen Bilde nach, richtiger Rumel geschrieben erscheint – war einer der würdigsten Kirchenfürsten, die es je gegeben. Die Studien hatte er zu Ingolstadt beendet, dann war er auf Reisen geschickt worden und sollte nach seiner Rückkehr in den Staatsdienst treten. Bis sich ein passendes Amt für ihn fand, verlebte er die Zeit in einem an der südtirolischen Grenze gelegenen Orte, wo die beschauliche ascetische Lebensweise der Mönche des dortigen Franziskanerklosters [259] strengerer Observanz die Liebe für das Klosterleben in ihm wachrief. Nun, von der Ausführung dieses Vorhabens wurde er wohl abgehalten, aber der Gedanke, Priester zu werden, verließ ihn nicht mehr, wenngleich er ihn spät ausführte, da er erst im Alter von 35 Jahren die Priesterweihe erlangte. Nun lebte er in völliger Zurückgezogenheit in fast mönchischer Weise bereits sieben Jahre, als ein eigenthümliches Zusammentreffen von Umständen ihm mit einem Male die Pforte zu hohen Würden öffnete. Im Jahre 1684 suchte Kaiser Leopold I. einen Erzieher für seinen Sohn, den Kronprinzen Joseph, nachmals Kaiser Joseph I. Der eben am Wiener Hofe anwesende Pfalzgraf von Bayern empfahl ihm Rumel. Ein Franziskaner, P. Marcus, der auch um jene Zeit in Wien weilte und gern bei Hofe gesehen war, wo er in hohen Gnaden stand, nannte, um einen Erzieher befragt, auch Rumel, den er noch aus jener Zeit kannte, da R. an der tirolisch-italienischen Grenze die Absicht hatte, Franziskaner zu werden. Dieses eigenthümliche Zusammentreffen der Meinung zweier Personen, die einander ganz fremd waren, gab den Ausschlag, Rumel wurde aus seiner Zurückgezogenheit hervorgeholt und ihm der Kronprinz Joseph von Kaiser Leopold I. mit folgenden denkwürdigen Worten übergeben: „Hiemit übergeben wir Euch unseren kaiserlichen Prinzen und mit ihm das römische Reich; seht zu, daß Ihr ihn wohl erziehet“. R. trat nun sein Erzieheramt an, gab es aber infolge der Hofcabalen schon nach einiger Zeit selbst auf. Niemand konnte ihn zur Rückkehr bewegen, als nur sein Zögling selbst, dessen Bitten und Vorstellungen er endlich nachgab und seinen Posten wieder übernahm, den er nun bis 1696 versah. Nachdem R. sein Lehramt niedergelegt, wurde ihm Würde um Würde zu Theil: er wurde Weihbischof zu Tinnan, Propst zu Alt-Bunzlau in Böhmen und zum h. Kreuz in Breslau, Scholasticus zu Groß-Glogau und Propst zu Ardagger. Im Jahre 1706 berief ihn sein ehemaliger Zögling auf den Bischofstuhl in Wien, den er zehn Jahre in würdevollster Weise einnahm. Seinem feierlichen Einzuge wohnten der Kaiser und die Kaiserin in Person bei. R. legte aber nun alle seine früheren einträglichen Würden nieder. Als Bischof Wiens weihte R. die Kirchen von Lichtenthal und Niklasdorf nebst den Altären ein, legte den Grundstein zum Hernalser Calvarienberge, führte in der St. Stephanskirche Sonntags die Christenlehre ein, verordnete die lange priesterliche Bekleidung, ordnete zum Troste der Sterbenden das Läuten des Sterbeglöckleins bei St. Stephan an, ließ zur Hilfe kranker Personen des weiblichen Geschlechtes die Elisabethinerinen nach Wien kommen, und bestätigte am 12. Februar 1707 die Congregation der Philippiner. Wenn sein Gönner, der Kaiser Joseph I., nicht so frühzeitig (1711) gestorben wäre, so würde wohl auch Rumel mit dem Cardinalsbarett geschmückt und vielleicht noch unter ihm das Wiener Bisthum zum Erzbisthum erhoben worden sein. Rumel starb im Alter von 74 Jahren und wurde bei St. Stephan in der großen Frauencapelle beigesetzt, später aber sein Grabstein an die erste Säule des Musikchors übertragen. Die von ihm selbst verfaßte Inschrift lautet: „Si aliquid ex nihilo cernere cupis, | siste et aspice | cineres | Francisci Ferdinandi | ex Baronibus de Rumel | quondam | Episcopis Viennensis, S. R. J. Principis | Si Misericordia tangeris ora pro ejus | anima“. Gräffer meint: Dieser ausgezeichnete Oberhirt wäre wohl einer förmlichen Biographie würdig. In seinem Charakter war R. leidenschaftslos, Feind aller Zweideutigkeit, aus der Tiefe seines Herzens fromm und gottergeben; bewies während seines langen Leidens die größte Ergebung und in Allem, was ihm geschah, ob Freudiges, ob Widerwärtiges, er nahm es mit Ruhe und immer mit dem Ausspruch: „Was Gott will“, entgegen. [Geschichts- und Erinnerungs-Kalender (Wien, Sollinger, 4°.) Jahrgang 1833, S. 158. – Schier (Xystus P.), Die Bischöfe und Erzbischöfe von Wien (Gratz 1786, Zaunrieth, 8°.) S. 100. – Realis. Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien. Herausg. von Anton Köhler (Wien 1846, gr. 8°.) Bd. II, S. 293. – Oesterreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung u. s. w. (Fortsetzung des Hormayr’schen). Redigirt von J. W. Ridler und Veith (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1833), S. 125. – Gräffer, Wiener Dosenstücke (8°.) Bd. I, S. 68: „Ein wahrhaft hochwürdiger Oberhirt“.]