Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rösner, Joseph
Band: 26 (1874), ab Seite: 247. (Quelle)
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Roesner, Karl (k. k. Oberbaurath, geb. zu Wien 19. Juni 1804, gest. zu Stadt Steyr in Oberösterreich 13. Juli 1869). Seine Eltern waren Mitglieder des damals – als R. zur Welt kam – vereinigten Hofburg- und Kärnthnerthor-Theaters. Sein Onkel mütterlicher Seits, Hermann Neefe[WS 1], war Decorationsmaler des zu jener Zeit auf seiner Höhe stehenden Theaters an der Wien. Dieß Alles zusammen trug wesentlich dazu bei, daß R., der bereits die Gymnasialstudien [248] begonnen, diese wieder aufgab, um sich als Schauspieler und Decorationsmaler der Bühne zu widmen. Aber seine eigenen Eltern, die aus Erfahrung das Bühnenleben kannten, wendeten ihre ganze Ueberredungsgabe an, um ihren Sohn von seinem Vorhaben abzubringen, was ihnen endlich auch gelang, und da der künstlerische Zug in R. vorherrschte, widmete er sich dem Architecturfache. Mit allem Eifer warf er sich nun auf das neu gewählte Fach, betrieb fleißig naturwissenschaftliche und Sprachstudien. Auf der Akademie der bildenden Künste in Wien, die er besuchte, errang er sich den großen, für Zöglinge der Architecturschule ausgesetzten Preis und ging im Jahre 1830 als Pensionär nach Rom. Dort wurde er mit manchem tüchtigen Künstler befreundet, trat Männern wie Cornelius, Overbeck, Steinle und Thorwaldsen näher. Seinem vorherrschenden Drange folgend, entschied er sich in dem selbstgewählten Fache für die altchristliche Baukunst und wendete sich insbesondere dem Kirchenbaue zu. Noch vor seiner Reise nach Rom war er schon im Jahre 1826 als provisorischer Corrector an der akademischen Architecturschule angestellt worden. Im Jahre 1835 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Professor und wurde ihm die „schöne Baukunst“, sowie das Ornamentenzeichnen nach Gypsmodellen zum Wirkungskreise angewiesen. Im Jahre 1845 wurde er zum ordentlichen akademischen Rathe erwählt. Am 18. Juli 1848 übernahm er provisorisch die Präsidentschaft der kais. Akademie der bildenden Künste, die er über vier Jahre, bis zu der am 30. September 1852 erfolgten Berufung des Directors Rüben verwaltete. Nach der unter der neuen Direction ausgeführten Reorganisation der Akademie wurde R. der Vortrag der Perspectivlehre, der Darstellung ornamentaler Gegenstände aus verschiedenen Stylepochen und die Techtonik der Geräthschaften aus diesen Perioden zugewiesen. Nach van der Nüll’s Pensionirung supplirte R. die erledigte Lehrkanzel, später auch die des erkrankten Siccardsburg. Was nun neben dieser vorherrschend theoretischen Thätigkeit seine praktischen Leistungen betrifft, so ist vor Allem die Abtragung des baufällig gewordenen Helms des St. Stephansthurms in Wien, womit R. im Jahre 1839 betraut wurde, anzuführen; im März 1845 wirkte er als Hofcommissions-Mitglied der Wiener Industrie-Ausstellung, im Jahre 1850 in der österreichischen Commission für die Londoner Ausstellung und zugleich in der Preis-Jury und als Berichterstatter über die Ausstellung; endlich bei der Zusammenstellung der für die Königin Victoria von Sr. Majestät dem Kaiser gewidmeten Geschenke, welche aus einer Sammlung von Dichtungen, Musikstücken und Zeichnungen österreichischer Künstler bestanden; ferner war R. durch zwölf Jahre im Rathe der Wiener Stadtgemeinde thätig, die er in Sachen der Stadterweiterungs-Commission so ersprießlich vertrat, daß ihm das Bürgerrecht der Stadt Wien verliehen wurde. Auch dem niederösterreichischen Gewerbe-Verein gehörte R. durch viele Jahre als eifrig wirkendes Mitglied und zuletzt als Vice-Präsident desselben an. Auf diesem Posten erwarb er sich um die Errichtung der gewerblichen Zeichnungsunterrichts-Anstalt ein bemerkenswerthes Verdienst. Was die von ihm ausgeführten Bauten anbelangt, so sind aus seiner früheren Zeit anzuführen: die Johanneskirche in der Jägerzeile, die Kirche in Meidling [249] und der Spitaltract nebst der dazu gehörigen Capelle im k. k. Arsenale vor der Belvedere-Linie; von seinen späteren Werken – von denen, wie von anderen Arbeiten die von ihm ausgeführten und öffentlich ausgestellten Pläne, Grundrisse u. s. w. weiter unten aufgeführt werden, sind insbesondere zu nennen: die Kirche zu Karolinenthal bei Prag und jene zu Diakovar in Croatien, beide im romanischen Style ausgeführt. Roesner hat schon seit dem Jahre 1822–1868, also ein Jahr vor seinem Tode, verschiedene Zeichnungen und Pläne in den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien öffentlich ausgestellt, sie werden, weil sie seine künstlerische Richtung am besten darthun, hier aufgeführt; es sind folgende, im Jahre 1822: „Landhaus zur Aufstellung von Kunstsachen“; – 1824: „Durchschnitt und Ansicht eines Schauspielhauses“; – 1826: „Grundriss und zwei Ansichten eines Begräbnissplatzes“; – 1828: „Durchgang unter dem Thurme von Friedberg“, nach Moller, gemalt; – „Perspectivische Ansicht der Propyläen auf der Akropolis in Athen“, nach Stuart; – 1830: „Das Innere der Exeter Kathedrale“, Gemälde; – „Das Innere der Stephanskirche“, dieses mit vielen kleinen Figuren staffirte, 3 Fuß hohe und 21/4 Fuß breite Bild befindet sich in der modernen Abtheilung der kais. Belvedere-Gallerie in Wien; – 1834: „Grundriss einer Kirche“, 4 Bl.; – 1847: „Plan zu einer Kuppelkirche für 3000 Menschen“; – „Plan zu einer Kirche mit drei Thürmen, auch für 3000 Menschen“, dieser wie der vorige in schattirten Bleistiftzeichnungen; – 1848: „Planzeichnungen zu Kirchengebäuden“; – „Planzeichnung zu einer in Wien zu erbauenden Kirche“; – „Planzeichnungen zu einem Kunstausstellungs-Gebäude im Volksgarten“; – „Vorschlag zu einem neuen Hochaltare im altdeutschen Style für das Sanktuarium der St. Stephanskirche zu Wien“, colorirte Planzeichnung; – mit Jos. Führich zusammen die Zeichnungen für einen Krug mit der Darstellung der acht allegorischen Figuren, welche die wirkenden Abtheilungen des niederösterreichischen Gewerbe-Vereins darstellen, als: Handel, landwirthschaftliche und montanistische Gewerbe, Mechanik, Physik, Chemie. Baukunst, gewerbliche Zeichnung. Druck und Weberei; nach diesen Vorlagen wurde der Krug in Silber von Joseph Glanz ausgeführt und vom niederösterreichischen Gewerbe-Vereine, dem Vorsteher desselben, Ferdinand Grafen Colloredo-Mannsfeld an seinem Geburtstage verehrt; – 1858: „Entwurf eines Hochaltars im gothischen Baustyle für eine Kirche von kleinerem Umfange“; – „Grundriss und vordere Ansicht einer für die Ausführung bestimmten bischöflichen Kathedrale im romanischen Baustyle“; – „Entwurf eines Hochaltars im gothischen Baustyle für eine Kirche von grösserem Umfange“; – 1859: „Der Ciborium-Hochaltar aus verschiedenen Marmorgattungen Böhmens, für die neue Pfarrkirche in der Prager Vorstadt Karolinenthal“ (architektonische Farbenzeichnung); – in der Jänner-Ausstellung 1867 des österreichischen Kunstvereins: „Plan der bischöflichen Kathedrale in Diakovar“, Längen- und Querdurchschnitt; – und in der III. allgemeinen deutschen Kunstausstellung in Wien, im September 1868: „Die neue bischöfliche Kathedralkirche St. Peter zu Diakovar in Slavonien. Vordere Ansicht“ (geometrische); – „Innere Ansicht der Kathedrale“; – „Die neue Pfarrkirche der Prager Vorstadt Karolinenthal: St. Cyrill und Method. Grundriß. Durchschnitte. Vordere und rückwärtige perspectivisch dargestellte Ansicht“; – „Grundriss der Kathedrale zu Diakovar“; – „Architektonische Zeichnung“, vorstellend die projectirte Decoration [250] des großen Saales in dem vormaligen Palaste des Prinzen Eugen (jetzt k. k. Finanzministeriums-Gebäude in Wien). Roesner’s Leistungen wurden im Laufe der Jahre in mannigfacher Weise gewürdigt. Für das Project der Karolinenthaler Kirche wurde er mit ah. Entschließung vom 30. September 1865 mit dem Titel eines Oberbaurathes, später mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Se. Heil. der Papst verlieh ihm für seinen dem katholischen Gesellen-Verein im gewerblichen Zeichnen ertheilten Sonntags-Unterricht eine silberne Denkmünze und später für seine im Severinus-Verein gehaltenen Vortrage über christliche Baukunst das Ritterkreuz des St. Gregor-Ordens. R. war schon seit vielen Jahren leidend, nur der Sorgfalt der Aerzte hatte er seine Erhaltung zu danken. Im letzten Jahre besuchte er das Bad Hall in Oberösterreich, und während seines Aufenthaltes in Stadt Steyr überraschte ihn im Alter von 66 Jahren plötzlich der Tod. Zwei Brüder, regulirte Chorherren des Stiftes Klosterneuburg, der eine, Ambros, Pfarrer zu Hietzing nächst Schönbrunn, der zweite, Anton, Professor der Theologie im Stifte, überleben ihn.

Neue freie Presse (Wiener politisches Blatt) 1869, Nr. 1779, im Kunstblatt des Abendblattes [nach diesem geb. 19. Jänner 1804]. – Verhandlungen und Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbe-Vereins (Wien, 8°.) XXX. Jahrg. (1869), Nr. 25. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 352. – Förster, Geschichte der deutschen Kunst, Bd. V, S. 520. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XIII, S. 302. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1833, 8°.) Bd. IV, S. 402 [nach dieser geb. 19. Juni 1804]. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, gr. 8°.) S. 45, 56, u. 393 [nach diesem auch am 19. Juni 1804 geboren]. – Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 360; III. Jhrg. (1844), S. 42; IV. Jhrg. (1845), S 430. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien, 1822, 1824, 1826, 1828, 1830, 1834, 1847, 1848, 1858, 1859, 1867, 1868.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hermann Beefe.