BLKÖ:Ramózy, auch Ramóczy, Valerian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 317. (Quelle)
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Ramózy, auch Ramóczy, Valerian (gelehrter Benedictiner und Schulmann, geb. zu Güns in Ungarn 26. April 1807, gest. zu Oedenburg 20. Juni 1864). Von deutscher Abstammung und heißt eigentlich Rammershoffer. Nachdem er das Gymnasium in seiner Vaterstadt beendet, trat er Mitte October 1821, seinem inneren Drange folgend, im Stifte Martinsberg in den Benedictinerorden, in welchem er zu Raab die philosophischen Studien beendete und sich nun zunächst dem Lehramte zuwendete. Nachdem er zu Bakonybél [318] die Lehramtsprüfung abgelegt, kehrte er in das Stift auf den Martinsberg zurück und lag nun durch vier Jahre den theologischen Studien ob. Mitte October 1828 legte er die feierlichen Ordensgelübde[WS 1] ab und am 17. September 1830 erlangte er die Priesterweihe. Während er nun seine Studien nach verschiedenen Richtungen auf das Eifrigste fortsetzte, war er zugleich zu Preßburg durch acht Jahre als Lehrer am dortigen Obergymnasium thätig, wurde dann von seinen Oberen nach Pápa geschickt, wo er zwei Jahre im Lehramte wirkte und von da an die kön. Akademie in Raab, wo er die Lehrkanzel der ungarischen Literatur versah. Im Jahre 1850 kehrte er als ordentlicher Professor der Philosophie und außerordentlicher der ungarischen Literatur an die in der Zwischenzeit in eine deutsche Anstalt reformirte Akademie nach Preßburg zurück. Aber schon nach kurzem Wirken daselbst wurde er Subprior in seinem Stifte, erhielt darauf die Direction des Gymnasiums zu Güns zugleich mit der Stelle des Hofmeisters [so heißt der Repräsentant des Stiftes in einer Stadt, in welcher das Stift Besitzungen hat] seines Ordens daselbst, worauf er im J. 1856 in gleicher Eigenschaft nach Oedenburg berufen wurde. Daselbst wirkte er in der genannten Eigenschaft bis zu seinem im Jahre 1864 erfolgten Ableben. Als Schriftsteller war R. in seinem Fache als Schulmann thätig und gab heraus: „Magyarországnak rövid földleírása“, d. i. Kurze Geographie von Ungarn (Preßburg, 8°.); – „Ausztriai czászárság s a német szövetségi státusognag rövid földleírása“, d. i. Kurzgefaßte Geographie des Kaiserthums Oesterreich und der deutschen Bundesstaaten (ebd., 8°.); – „Nemzeti iskolai szótár“, d. i. Ungarisches Schulwörterbuch, 2 Bände (ebd. 1838, 8°.); – „Magyar-német és német-magyar nemzeti nyelvtudomány kérdések- s feleletekben“, d. i. Ungarisch-deutscher und deutsch-ungarischer nationaler Sprachunterricht in Fragen und Antworten (ebd., 8°.), in ungarischer und deutscher Sprache; – „Theoretisch-praktische Sprachlehre der ungarischen Sprache für Deutsche“ (ebd. 1841). Als er nach dem Tode des Andreas Kmety durch zwei Jahre die Statistik und das Bergrecht supplirte und beide Gegenstände in ungarischer Sprache vortrug, faßte er seine Vorträge in einen Grundriß zusammen und ließ sie für seine Zuhörer unter dem Titel: „Álladalomtam“, d. i. Staatlehre (Preßburg 1847) drucken. In den drei Heften dieses Grundrisses umfaßt er im ersten die Lehre vom Staate überhaupt und von Oesterreich insbesondere; im zweiten behandelt er Ungarn und Siebenbürgen; im dritten die übrigen europäischen Staaten. Als die ungarische Kisfaludy-Gesellschaft für ein Handbuch über den Vortrag im Allgemeinen und auf der Bühne insbesondere, zum theoretischen und praktischen Gebrauche, mit besonderer Berücksichtigung der ungarischen Sprache, ihrer Dialecte, ihres Versbaues und der Vermeidung der bei mündlichen Vorträgen der Schauspieler am häufigsten vorkommenden Fehler, im Jahre 1838 einen Preis ausschrieb, bewarb sich auch R. um denselben und wurde seiner Arbeit derselbe von den Preisrichtern einstimmig zuerkannt. Sie erschien unter dem Titel: „Szavalástudomány“, d. i. Declamationslehre, in den von der Kisfaludy-Gesellschaft herausgegebenen Jahrbüchern. Welcher Achtung R. als Ordenspriester, Schulmann und Mensch sich erfreute, bewies die Theilnahme der Bevölkerung aller Nationen und Confessionen [319] bei der Nachricht von seinem Tode, indem Alles fühlte, daß sein Orden, die Schule, die Wissenschaft, die Menschheit überhaupt, ein würdiges Mitglied verloren hatten.

Oedenburger Local-Blatt (gr. 4°.) IV. Jahrg. (1864), Nr. 51: „Nekrolog“. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjté Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) I. Theil, S. 378.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ordensgegelübde.