BLKÖ:Przybylski, Hyacinth Aegidius

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Przikril, Karl
Band: 24 (1872), ab Seite: 33. (Quelle)
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Przybylski, Hyacinth Aegidius (gelehrter Theolog, geb. zu Krakau im [34] Jahre 1756, gest. ebenda 11. September 1818). Der Sohn eines Bürgers in Krakau, beendete er daselbst die Studien, erlangte die philosophische Doctorwürde, wurde 1773 Lehrer an den Tarnowskischen Schulen, beendete dann in Krakau an der Hochschule die Theologie und widmete sich zuvörderst dem Predigtamte, in welchem er bald den Ruf eines ausgezeichneten Kanzelredners erlangte. Im Jahre 1775 kam er auf die Schule nach Chełm, wo er die Dicht- und Redekunst vortrug und selbst eifrig das Studium der neuen und alten Sprachen betrieb. Nach der Reform der Krakauer Akademie wurde er an dieselbe zurückberufen, kam im Jahre 1780 an die Wojwodenschule nach Lubelsk und von dort nach Warschau, wo er durch mehrere Jahre die allgemeine Geschichte und Rechtswissenschaft mit solchem Erfolge vortrug, daß er wegen seiner Verdienste als Lehrer und Gelehrter von König Stanislaus August zu seinem königlichen Rathe ernannt wurde. Im Jahre 1785 verlieh ihm die Erziehungscommission die Stelle des Bibliothekars und die Professur der Alterthumskunde an der Krakauer Hochschule. Bevor er jedoch seinen neuen Posten antrat, unternahm er eine größere Reise, um Bibliotheken und archäologische Cabinete des Auslandes zu besichtigen, und besuchte Oesterreich, Frankreich, die Schweiz, Deutschland und Italien. Nun trat er sein neues Amt in Krakau an, stellte daselbst die akademische Bibliothek auf, trug durch 20 Jahre Alterthumskunde und seit 1791 auch griechische Literatur vor. Obwohl er im Jahre 1802 bereits emeritirt war, so übernahm er doch noch später neuerdings sein Lehramt, ferner die Decanswürde der philosophischen Facultät und im Jahre 1818 von Seite des Krakauer Senates jene des Landtags-Marschalls der ersten Gemeinde. Neben der anstrengenden Thätigkeit als Bibliothekar und Professor wirkte P. auch noch als Schriftsteller und entwickelte auf diesem Gebiete eine große Fruchtbarkeit. Er übersetzte Werke bedeutender Dichter des Alterthums und der Neuzeit, gab Original-Abhandlungen, Reden und dergleichen heraus, schrieb Gedichte in polnischer, lateinischer und griechischer Sprache, erläuterte die Werke der alten Griechen und Römer, veröffentlichte Kalender, Sprachlehren u. s. w. Er war, wie sein Biograph berichtet, ein gründlich gelehrter Mann, aber langweilig und geschmacklos, seine Dichtungen waren schwerfällig und ohne Klang, in seinen Werken gebrauchte er viele neue Wörter, welche zu seiner Zeit wenig Anklang fanden, aber trotzdem in der Sprache Eingang erlangten. Die Zahl seiner Schriften umfaßt über 100 Nummern, von denen jedoch nur ein sehr geringer Theil einigermaßen noch einen Werth besitzt. Aus denselben sind hervorzuheben: „Wieky uczone starożytnych Greków i Rzymian, w celniejszych zabytkach ich pism uważane“, d. i. Die gelehrten Jahrhunderte der alten Griechen und Römer, in wichtigeren Stücken ihrer Werke betrachtet (Krakau 1790; 2. Ausg. 1809, 8°.); – „Dyssertacya o kunszcie pisania u starożytnych i t. d.“, d. i. Abhandlung von der Kunst, zu schreiben bei den Alten (ebd. 1788, 4°.); – „Początki języka greckiego i t. d.“, d. i. Anfangsgründe der griechischen Sprache (ebd. 1792, 12°.); – „Pamiątka dziejów bohaterskich wieku graisko-trojanskiego w śpiewach Homera i Kwinta Kalabra“, d. i. Erinnerungen aus der Heldenzeit der griechisch-trojanischen Heldenperiode, aus den Gesängen Homer’s und des Quintus Calaber, 7 Bände (ebd. 1814, [35] 8°.). Von seinen vielen Uebersetzungen classischer Werke alter und neuer Zeit sind anzuführen: die Batrachomiomachie Homer’s (1780); – Hesiod’s „Arbeiten und Tage“ (1790); – das 1. Buch von Homer’s „Ilias“ (1790); – Alex. Pope’s „Buch von der Kritik“ (1790); – Camoen’s „Luisiade“ (im näml. Jahre); – Milton’s „Verlornes Paradies“ (1791); – „Abels Tod“, von Geßner (1797); – Ariosto’s „Orlando furioso“ (1794); – Ovid’s „Elegien aus dem Pontus“ (1802); – des Horaz „Brief an die Pisonen“ (1803); – des Virgil „Aeneide“ (1812); – desselben Gedicht vom Landbau (1813). In Handschrift hat er die polnischen Uebersetzungen von Voltaire’s „Henriade“, Klopstok’s „Messiade“ und der Satyren Horazen’s hinterlassen. Chodynicki bemerkt, daß P. ungeachtet seiner schriftstellerischen Schwächen beachtenswerth für die polnische Literatur bleibe, und wenn er nichts hinterlassen hätte als die Uebersetzungen des Briefs an die Pisonen von Horaz, der Elegien von Ovid und der Kritik von Pope, so würde er den Namen eines Poeten verdienen, der eines größeren Leserkreises und allgemeiner Beachtung werth ist.

Woycicki (K. Wl.), Historyja literatury polskiej w zarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen (Warschau 1845, Sennewald, gr. 8°.) Bd. III, S. 338. – Chodynicki (Ignacy), Dykcyonarz uczonych Polaków etc., d. i. Lexikon der gelehrten Polen (Lemberg 1833, Kuhn u. Millikowski, 8°.) Bd. II, S. 364. – Rozmaitosci Lwowskie, d. i. Lemberger Miscellen, 1820. – Rocznik towarzystwa naukow. krakowskiego, d. i. Taschenbuch der gelehrten Gesellschaft in Krakau, Bd. IX, S. 215.