BLKÖ:Podmaniczky Freiherr von Aszód, Friedrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Podlipská, Sophie
Band: 23 (1872), ab Seite: 8. (Quelle)
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Podmaniczky Freiherr von Aszód, Friedrich (ungarischer Landtags-Deputirter und Schriftsteller, geb. zu Pesth in Ungarn im Jahre 1824). Entstammt einer alten, in Ungarn ansässigen Adelsfamilie, über welche die Quellen S. 9 nähere Aufklärung geben. Ein Sohn des Freiherrn Karl (gest. 1838) aus dessen zweiter Ehe mit Elise Gräfin Nostitz-Jänkendorf (gest. 1853). Die Schulen besuchte Freiherr P. in Miskolcz, Pesth und Käsmark, wo er auch die juridischen Studien beendete. Im Jahre 1846 unternahm er eine größere Reise nach Schweden und Rußland, über welche er nach seiner Rückkehr das Werk: „Uti tárczája“, d. i. Reiseskizzen, veröffentlichte. Aus seiner schriftstellerischen Thätigkeit riß ihn die Bewegung des Jahres 1848, welcher er sich gleichfalls anschloß, so daß er nach Bewältigung der Revolution aus Strafe als Soldat in die Reihen der kais. Armee gestellt wurde. Als er im Jahre 1850 wieder aus derselben entlassen wurde, betrat er die schriftstellerische Laufbahn und veröffentlichte bis zur Gegenwart eine Reihe von belletristischen Werken, deren Titel weiter unten folgen. Die politischen Veränderungen, weiche im Jahre 1861 in seinem Vaterlande eintraten, beriefen auch den Freiherrn P. in den denkwürdigen Landtag, welchen der König auf den 2. April des Jahres 1861 einberufen hatte, indem Freiherr P. zu Szarvas im Bekéser[WS 1] Comitate als Deputirter gewählt wurde. In demselben sprach er in der 28. Sitzung des Repräsentantenhauses am 24. Mai in den Verhandlungen über die Form, in welcher die Botschaft an den König, ob in jener einer Adresse oder eines Beschlusses [vergleiche zum Verständnisse der politischen Sachlage die Biographie des Paul Jámbor, Bd. X, S. 60], zu richten sei, für die Form des Beschlusses. In seiner Rede berührt P. unter andern die Nationalitäten- und Judenfrage. Betreffs der Ersteren bemerkt er, daß nach seiner Ueberzeugung die Ungarn sich mit ihren croatischen Brüdern lieber gar nie aussöhnen sollten, als daß diese Versöhnung, eine scheinbare sei – d. h. das Resultat eines Zwanges; die Versöhnung zwischen freiheitsliebenden Völkern kann nur dann dauerhaft und heilsam sein, wenn dieser Vertrag auf Achtung der Freiheit und des Rechtsgefühls basirt ist. In Betreff der Judenfrage meinte er, daß die Ungarn von heute an den Israeliten das Versäumniß der Ahnen gut zu machen haben. Zwar könne er nicht läugnen, daß die Ungarn nicht selten gerechte Klagen gegen die in ihrem Lande wohnenden Israeliten hätten erheben können, aber diese auch nicht minder gerechte Klagen gegen die Ungarn; wurden sie doch von ihnen aller Bürgerrechte beraubt, selbst gezwungen, sich von der Nation zu separiren, so daß ihre Interessen, ihre Beschäftigung von den unseren abweichend seien. P. schließt seine Rede mit den Worten: Ein großer Dichter sagte einst, es ist „schwer, Mensch zu sein.“ Wenn dieser Dichter jetzt leben, die dreihundertjährigen und gegenwärtigen Verhältnisse unseres Vaterlandes kennen würde, so bin ich überzeugt, daß er mit uns ausrufen würde, noch schwerer ist es, ein Ungar zu sein. Die Titel der von P. bisher durch den Druck veröffentlichten Werke sind: „Uti napló“, d. i. Reise-Tagebuch (Pesth 1853); – „Az alföldi vadász tanyá“, d. i. Die Hütte der Tieflandsjäger, 5 Bände (ebd. 1854); – „Tessék ibolyát venni“, d. i. Beliebt, Veilchen zu kaufen? 5 Bände (ebd. 1856); – „Álom és valóság. [9] Regény“, d. i. Traum und Wirklichkeit, 2 Bände (ebd. 1860, 8°.); – „Egyetlen könnycsepp. Regény“, d. i. Eine einzige Thräne. Roman. 3 Bände (ebd. 1863); – „A kék szemüveges nö“, d. i. Die Dame mit der blauen Brille. Roman. 2 Bände (ebd. 1864); – „Régen történt mindez. Regény …“, d. i. Aus vergangenen Tagen. Roman. 3 Bände (ebd. 1865); – „Apály és dagály. Napló-töredékek“, d. i. Ebbe und Fluth (ebd. 1867); – „A kedvencz. Regény“, d. i. Der Liebling. Roman, 2 Bände (ebd. 1869, 8°.). Ueber P. als Schriftsteller urtheilt die Kritik günstig. In seinen Reisebildern begegnet man verständigen Ansichten, sowie in seinen Romanen; in seiner Schreibart herrscht, wenn auch kein tiefes, doch ein richtiges Gefühl, vornehme Leichtigkeit und ein gebildeter Humor. Daher betrachtet man in seinem Vaterlande seine Werke für einen Gewinn der heimischen Literatur, wo so viele Talente auf den Irrweg gerathen sind, die Genialität in Extravaganzen suchen und affektirte bäuerische Derbheit für ungarischen Humor halten. In jüngster Zeit (1870) verlautete es auch allgemein, daß P. von einer Partei zum Intendanten des Pesther National-Theaters in Aussicht genommen sei. P. selbst aber setzte dem Zureden seiner Freunde standhaften Widerstand entgegen. Da er nämlich in letzter Zeit um sein ganzes Vermögen gekommen, betrachte er die ihm angebotene Stelle quasi als Darreichung eines Existenzmittels, und solches von einer Regierung anzunehmen, die er bisher politisch bekämpft, halte er als eines Edelmannes unwürdig. So wurde denn Felix Baron Orczy Intendant. Was aber P.’s politische Stellung betrifft, so heißt es in einer Charakteristik des Barons, daß er dazu allgemeine Bildung und wenn nicht Gelehrsamkeit, doch Kenntnisse mitbringe; ferner Ideen, nicht starre Maximen und, was immer und überall die Hauptsache, bon sens. Die Politik, die er jedoch treibe, wie die seiner Parteigenossen – P. gehört nämlich zur Linken – sei mehr Gefühlspolitik als eine berechnende.

Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Második az elsőt kiegészitő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Theil (Pesth 1858, Gyurian, 8°.) S. 257. – Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, Steinhausser, 8°.) S. 192. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 147, im Feuilleton: „Landtags-Silhouetten. V.“ – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 20, unter den „Theater- und Kunstnachrichten“. – Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Osterlamm, 8°.) Bd. I, S. 402–409. – Porträt. Auf einem Blatte zusammen mit Gedeon Graf Ráday, Szigligeti und Alois Degre, mit Facsimile des Namenszuges. Barábas lith. (Wien 1856, Reiffenstein u. Rösch).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bekésér.