Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Deibel, Joseph
Band: 3 (1858), ab Seite: 205. (Quelle)
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Degré, Alois (Schriftsteller, geb. zu Lippa im Temescher Comitate 1820). Sein Vater war ein französischer Emigrant, der eine Ungarin heiratete und sich im Vaterlande seiner Frau niederließ. Alois erhielt eine ungarische Erziehung. Den Schulbesuch begann er in Arad, setzte ihn in Szegedin fort und beendete ihn in Großwardein. 1842 kam er, um die Rechte zu hören, nach Pesth und spielte als Jurat eine Rolle. Er trat oft als Redner vor seinen Collegen auf und führte manche politische Demonstration an. Die literarische Laufbahn begann er 1841–1843 im „Athenäum“, „Regelő“, d. i. Erzähler, und „Honderü“, d. i. Heimatslicht, wo er mit einigen Novellen auftrat, die später auch selbständig erschienen sind, unter d. Titel: „Kedélyrajzok. Irta Degré Alajos“, d. i. Gemüthsbilder. Von Alois Degré (Pesth 1847). Während des Landtages von 1842/3 machte er den ersten dramatischen Versuch mit seinem Schauspiel: „Kényur és fia“, d. i. Der Tyrann und sein Sohn, das auf der Preßburger Bühne mit geringem Erfolg gegeben wurde, weßhalb sich D. ganz dem Lustspiele zuwendete. Seine Lustspiele, die theils in der Hauptstadt, theils in der Provinz mit mehr oder weniger Beifall aufgeführt wurden, sind folgende: „Iparlovag“, d. i. Industrieritter. Lustspiel in 3 Acten (Preßburg 1843); – „Eljegyzés állarcz alatt“, d. i. Die Verlobung unter der Maske. Lustspiel in 3 Acten; – „Félreismert lángész“, d. i. Ein verkanntes [206] Genie. Lustspiel in 3 Acten (beide gedruckt Pesth 1845); – ferner: „Férj és jegyes“, d. i. Gemal und Bräutigam. Lustspiel in 3 Acten (1846); – „Segitsünk egymáson“, d. i. Helfen wir einander. Lustspiel in 1 Acte; – „Megitta“, d. i. Er hat es vertrunken. Lustspiel in 1 Acte (1852). – Im J. 1848 war er in der Revolutionsarmee Husaren-Rittmeister. 1851 setzte er seine Arbeiten als Schriftsteller fort und beschäftigt sich seit 1852 auch mit dem Roman. Seine bisher im Drucke veröffentlichten Romane sind: „Két év egy ügyvéd életéből“, d. i. Zwei Jahre aus dem Leben eines Advocaten. 2 Bde. (Pesth 1853); – „A kalandornő“, d. i. Die Abenteurerin. 2 Bde. (Pesth 1854); – „Salvator Roza“, d. i. Salvator Rosa. 3 Bde. (Pesth 1855). Eine neuere Sammlung von Novellen gab er unter dem Titel: „Novellák. Irta Degré Alajos“, d. i. Novellen. Von Alois Degré. 3 Bde. (Pesth 1854) heraus.

Jelenkor. Politikai és társas élet encyclopaediája, d. i. Die Gegenwart. Encyklopädie für polit. u. geselliges Leben (Pesth 1856, Landerer und Heckenast, 8°.) 1. Heft, S. 27. – Ueber D.’s schriftstellerische Arbeiten fällt die Kritik folgendes Urtheil: „Degré’s Lustspielen fehlt zwar das Tiefkomische und die feine Intrigue, doch sind sie immerhin sehr unterhaltend. Ihr Inhalt sind gewöhnlich kleine Abenteuer mit epigrammatischem Grundgedanken. Seine gelungensten Gestalten sind lustige, leichtsinnige Jünglinge, besonders Juraten, die er mit großer Vorliebe zeichnet. Auch in den Novellen ist dieses Element vorherrschend, dort noch gelungener. Seine Novelle „Két Robin de Bois“, d. i. Die beiden Robins de Bois, und einige andere gehören zu den besseren Producten der ungarischen Literatur. Wenn D. Aeußerlichkeiten zeichnet, legt er große Welterfahrenheit an den Tag. Obgleich er erfindungsreich ist, wiederholt er sich doch öfter und liefert statt Vollendetem blos Skizzen. In Schilderung ernster Ereignisse und tiefer Leidenschaften hat er wenig Glück. Sein Vortrag ist leicht, faßlich, rasch fließend, doch nicht sorgfältig genug. Stellenweise fesseln seine Romane sehr. – Porträt. Auf dem 1856 in Pesth von Vahot herausgegebenen Blatte, ein Tableau, enthaltend die Porträte von 34 ungarischen Schriftstellern, befindet sich auch jenes von Degré.