BLKÖ:Pinkas, Adolph Maria
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 22 (1870), ab Seite: 317. (Quelle) | |||
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Oettinger’s „Moniteur des Dates“ am 29. September 1865). Sein Vater Dr. Karl Pinkas war Landes-Advocat in Prag, ein Mann von classischer Bildung, der die alten Sprachen zeitlebens mit großer Vorliebe pflegte und vom armen, aus Saaz gebürtigen Bauernsohne durch seinen Fleiß und seine Rechtlichkeit zu einem der beliebtesten und geachtetsten Prager Advocaten sich aufgeschwungen und besonders viele Clienten aus dem hohen Adel zählte. Der Sohn erhielt eine tüchtige Erziehung, besuchte Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge in Prag, dann aber bezog er die Heidelberger Hochschule, wo er sich an die damals in voller Blüthe stehenden Studentenverbindungen anschloß und als Burschenschafter nach seiner Rückkehr nach Oesterreich manche Unannehmlichkeiten erfahren mußte. Am 23. December 1823 erlangte er an der Prager Hochschule die juridische Doctorwürde. Nun trat er bei seinem Vater in die Praxis und arbeitete bei ihm bis zum Jahre 1832, in welchem er selbst die Befugniß zur selbstständigen Ausübung der Advocatur erlangte. Nun arbeitete er gemeinschaftlich mit seinem Vater. Als dieser im Jahre 1847 starb, führte P. das im blühenden Stande befindliche Geschäft fort. Längst wegen seines geachteten Charakters und seiner Fortschrittsideen, für die er in der vormärzlichen Zeit mit dem ganzen Muthe seiner Ueberzeugung eintrat, ein Vertrauensmann der Prager Bevölkerung, wurde er im Jahre 1848 in den österreichischen Reichstag gewählt. P. brachte als gereifter Mann – er war schon 48 Jahre alt – eine Kenntniß der [318] Verhältnisse und Einsicht in Allem, was zunächst noth that, mit, welche ihn bald an die Spitze der Bewegung stellte, so daß nichts unternommen oder in Antrag gebracht wurde, wo er nicht thätig gewesen oder zu Rathe gezogen worden wäre. Im Reichstage zu Kremsier war er ein eifriger Redner und stand auf Seite jener liberalen Partei, die ein nach innen erstarktes, nach außen Achtung gebietendes Oesterreich wollten und ebenso dem stürmischen Andrängen der Radicalen, wie den retrograden Gelüsten der Feudalen und Clericalen Widerstand boten. Ein freier Mann seiner unbeugsamen Ueberzeugung, strebte er nicht nach Erlangung eines hohen Regierungspostens, sondern zog sich, nachdem der Reichsrath aufgelöst worden war und die folgenden Begebenheiten den Strom der Bewegung nach rückwärts gestaut hatten, von jeder öffentlichen Thätigkeit zurück und betrieb wie zuvor sein Advocatengeschäft. Kaum aber hatte – nach der ersten Katastrophe im Jahre 1859, als der Kaiserstaat den vereinten Angriffen Italiens und Frankreichs nicht gewachsen, die Lombardie verlor – eine neue freiheitliche Entwickelung in Oesterreich begonnen, als auch P. wieder sich einfand und ein thätiger Kämpfer für die Fortbildung der Verfassung wurde. Schon fingen die Keime des glücklicherweise fast erloschenen Nationalitätenhaders von Neuem zu wuchern an, P. verhielt sich inmitten dieser haarsträubenden, die eigentliche freiheitliche Entwickelung gewaltsam niederhaltenden Situation vermittelnd; der gemäßigten deutschen Partei angehörend, trat er jedem Ansinnen, das eine Ungerechtigkeit gegen die Čechen bezweckte, entschieden entgegen, obwohl er für sein ebenso kluges als humanes Verhalten von Seite der čechischen Partei keinen Dank erntete, ja dem „Národ“ gebührt das seltene Verdienst, die noch kaum erkaltete Leiche des wackeren Volksvertreters in einer Weise beschimpft zu haben, daß sogar ein Nationaler, Dr. Galler, von diesem Angriffe auf den Verstorbenen den Ausspruch that. „er habe auf ihn den Eindruck gemacht, als wenn er wilde Huronen den Siegestanz auf dem Grabe des gefallenen Feindes aufführen sähe“. Eine besonders fruchtbringende Thätigkeit entfaltete P. als Beisitzer im Landesausschusse, wo er vorzugsweise die finanziellen Angelegenheiten bearbeitete. Einer seiner Biographen bemerkt in dieser Hinsicht: „Im Landesausschusse ist P. eine wahre Perle. Seine Thätigkeit, sein Eifer und sein maßloser Fleiß haben ihn zu einer Stütze des Landesausschusses als Behörde gemacht und sein Votum in der Berathung gibt sehr häufig den Ausschlag.“ Sehr wesentlichen Antheil nahm P. ferner an dem Zustandekommen der böhmischen Hypothekenbank. Zugleich versah er die Intendanz des deutschen Landestheaters, dann das Referat über die Grundentlastungsangelegenheiten und über die Landescassen. Von nachhaltiger, einflußreicher Wirksamkeit war seine publicistische Thätigkeit, die er freilich, da es sich dabei um die Sache und nicht um die Person handelte, jahrelang unter der schützenden Maske der Pseudonymität ausübte. Schon vor dem J. 1848 war er ein fleißiger Correspondent der von Ignaz Kuranda begründeten, in Leipzig erscheinenden „Grenzboten“, des einzigen Blattes, in welchem man im Vormärz seit Jahren die volle Wahrheit über und aus Oesterreich erfuhr. Pinkas schrieb darin unter verschiedenen Namen (z. B. Hradschiner) und Chiffern. P. war seit 1826 mit Karoline, einer Tochter des Generals Freiherrn von Schauroth, [319] vermält, aus welcher Ehe zwei Söhne und eine Tochter noch am Leben sind. – Von den Söhnen betreibt der eine, Hypolith Soběslav die Malerkunst. Er hat sich in Prag, später im Auslande, namentlich in Paris, ausgebildet. Nur wenige von seinen Bildern waren in Ausstellungen zu sehen, so z. B. in der April-Ausstellung 1854 des österreichischen Kunstvereins das Genrebild: „Prager Strassenjungen“ (400 fl.) und in der Prager Ausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde im Jahre 1864 drei in Paris gemalte Bilder; „Stillleben“ (1000 Francs). „Der Holzhauer und der Tod“, nach Lafontaine’s Fabel, und eine „Französische Bäuerin“, die beiden letzten im Privatbesitze.
Pinkas, Adolph Maria (Publicist und Rechtsgelehrter, geb. zu Prag 27. Jänner 1800, gest. in seiner Villa auf dem Laurenzi-Berge bei Prag 28., nach- Wiener Zeitung 1865, Nr. 225. – Erinnerungen (Prager Unterhaltungs-Zeitschrift, 4°.) 86. Band (1863), S. 54. – Springer (Ant.), Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1864 u. 1865, Hirzel, gr. 8°.) Bd. I, S. 176; Bd. II, S. 606, 680 u. 681. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 273 u. 277. – Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1865, Nr. 238, S. 869: „Dr. Pinkas und der Národ“; – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 390 u. 394. – Fremden-Blatt, herausg. von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 270 u. 272. – Slovník naučný. Redakt. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Frz. Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 370. – Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, in den obenerwähnten „Erinnerungen“ 1863, S. 53 [sehr ähnlich].