Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Petzold, B.
Band: 22 (1870), ab Seite: 157. (Quelle)
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Pezolt, auch Petzolt, Georg (Maler, geb. zu Salzburg im Jahre 1810). Der Sohn mittelloser Eltern, besuchte die unteren Schulen und das Gymnasium in seiner Vaterstadt, überdieß trieb er fleißig Welt- und Kunstgeschichte, welche ihn vorzüglich anzog und interessirte. Hierauf entsagte er den Wissenschaften, um sich ganz der Kunst zuzuwenden, worin er es als Schüler des Malers Wurzer so weit brachte, daß er 1827 als Zeichner für die artistischen Forschungen des bekannten englischen Archäologen Johann Molitor mit diesem nach Italien reisen konnte. Zwei Jahre hindurch machte er dann Kreuz- und Querzüge mit Molitor im herrlichen Süden, trieb eifrig ästhetische und archäologische Studien, und bildete seinen Geschmack vor den Meisterwerken der Antike. In diese beiden Jahre fallen Pezolt’s erste größere Compositionen in Historien- und Genremalerei, welche er [158] in Rom, und landschaftliche Studien, welche er in den römischen Gebirgen, in Neapel, Ischia, Sorrento und Capua, ausführte. Hierauf folgte ein Verhältniß, welches auf sein ganzes Seelenleben reagirend einwirkte – er lernte in Rom Leopold Robert kennen, und bald verband die innigste Freundschaft diese zwei verwandten Künstlergemüther. Der tägliche Umgang mit Robert gewann einen großen Einfluß auf Pezolt, und der in jenem so stark vorherrschende Idealismus ging auch auf diesen über. Aber ebenfalls in Pezolt’s Technik bewirkte dieses künstlerische Zusammenleben bedeutende Veränderung zu seinem Vortheile, und sein Colorit bekam große Aehnlichkeit mit den Farben Robert’s. In diese Epoche fällt nun Robert’s unglückliches Liebesverhältniß, welches dessen exaltirten Geist langsam aufrieb und endlich die fürchterliche Katastrophe herbeiführte. Robert wollte sich durch Reisen zerstreuen, und Pezolt, der Vertraute seines Herzensgeheimnisses, begleitete ihn auf seinen Künstlerfahrten nach Florenz, Pisa, Verona, Gardasee und Venedig. Da sich Pezolt seit ein paar Jahren schon mit Vorliebe dem Landschaftsfache zugewendet hatte, so benützte er diese Reise, um große Ausbeute für sein Portefeuille, sowie seinen längeren Aufenthalt zu Venedig, um Studien in Architecturmalerei zu machen. In Rom, auf seiner Tour durch Italien und in Venedig schuf Pezolt mit großer Productivität und erwarb sich schnell einen solchen Ruf, daß er allen aus Paris, London, Berlin u. s. w. einlaufenden Bestellungen nicht Genüge leisten konnte. In Venedig vollendete er ein Bild für den König von Preußen, das „Mausoleum Canova’s in der Kirche dei Frari“ vorstellend, welches, sowie seine anderen venetianischen Architectur-, Marine- und Genrebilder ungetheilten Beifall erhielt. Nun kam der unselige 20. März 1835, an dem sich sein Freund, Maler Robert, in Venedig ermordete. Pezolt brachte noch die Familienangelegenheiten seines zu früh der Kunst entrissenen Freundes in Ordnung, und verließ dann sogleich mit traurigem Herzen den Schauplatz dieses Selbstmordes aus Liebe. Er durchreiste hierauf ein Jahr lang Tirol nach allen Richtungen, um Motive für landschaftliche Compositionen zu sammeln, und traf endlich im Jahre 1837 wieder in Salzburg ein, wo er in Entzücken über die großartige Natur seines Vaterlandes sich entschloß, einige Zeit hier zu verweilen, und dann 1839 wieder nach Italien zurückzukehren. Unter die bekannteren Bilder, welche Pezolt während seines Lebens in Italien schuf, gehören seine Cartone über „Die Verschwörung des Catilina“ und „Des Epaminonda’s Tod“, und die Oelgemälde: „Der Tod Petrarka’s“, „Der Tod Leonardo da Vinci’s“, beide in Paris, dann „Francesco da Rimini“, das in Cöln sich befindet. Sein Historienbild: „Hannibal schwört ewigen Römerhass“ ist in Rom, „Lady Macbeth“ kam nach Hamburg, „Regulus’ Abschied“ nach Triest, „Christus erscheint der Magdalena“ nach Neapel, „Hebe erwartet Jupiter“ nach Mailand, „Marino Faliero, zum Tode verurtheilt“ nach Königsberg. „Das Abendmahl des Briganten“ nach Florenz u. s. w. Diese geschichtlichen und viele andere Genrebilder sind übrigens nicht Producte seiner Hauptrichtung, obwohl richtige Charakteristik auch der hervorstechende Zug seiner historischen Composition ist. Sein Lieblingsfach eben ist Landschaftsmalerei, worin er eine zahlreiche Menge trefflicher Bilder lieferte, deren größerer Theil durch Stahlstiche und Lithographien sehr verbreitet [159] ist. P. hat in letzterer Richtung ganze Werke herausgegeben, nämlich Zeichnungen der durchreisten Gegenden welche dann von Anderen in Stahl gestochen wurden. Dergleichen sind: „Malerische Reise durch das lombardisch-venetianische Königreich. Mit Original-Ansichten nach Zeichnungen von G. Pezolt in Stahl gestochen“ (Karlsruhe 1833, 4°.), welches Werk auch mit italienischem Texte erschien; – „Das Herzogthum Salzburg und seine Angrenzungen“. 90 Blätter landschaftliche Darstellungen, 40 Bl. archäologische Bilder und 36 Bl. Trachten, lithographirt und mit Text (Salzburg, bei Schön und Neumann, 84 fl.). An der Vollendung dieses Werkes haben sich neben Georg Pezolt auch noch L. Libay in Wien, Rottmann in München und J. Stießberger in Salzburg betheiligt. Von anderen Werken des Künstlers sind noch anzuführen sein Carton: „Der vom Tode erstandene Heiland“, nach welchem William Westmacott ein Altargemälde in der Redemtoristenkirche zu New-York ausführte; – „Das grosse Hochaltarblatt“ für die Dreifaltigkeitskirche seiner Vaterstadt Salzburg; – die Cartons zu einem Cyklus von Wandgemälden für die Hauscapelle des Kardinals Fürsten Schwarzenberg, 1843 vollendet. In neuerer Zeit brachte das „Illustrirte Familienbuch des österreichischen Lloyd“ (Triest, 4°.), im zweiten Bande der neuen Folge (1862) mehrere Stiche nach Pezolt’s Bildern, und zwar: „La tombe d’Archimede“; – „Marino“, G. Brinkmann sc.;– „Salerno“, Chr. Steiniken sc.; – „Terracina col promontorio Circeo“, M. Kurz sc.; – „Castello Gondolfo e lago d’Albano“, J. Richter sc. Viele andere Gemälde P.’s, meist Landschaften aus Italien und seinem Heimatlande Salzburg befinden sich im Privatbesitze. Was den Charakter seiner Bilder betrifft, so bezeichnet ihn die Kunstkritik nicht als einen Copisten der Natur, vielmehr beweist P. in seinen Gemälden, daß er die Kunst der Landschaftmaler bei weitem geistvoller erfaßt, als dieß bei vielen anderen Landschaftern der Fall ist. In Pezolt’s Gemälden ist Naturwahrheit mit dem Ausdrucke seines individuellen Gefühls zu einem einheitlichen Ganzen ausgeprägt; er entwickelt die strengste Charakterwahrheit der Linien in allen Formen der vorliegenden Natur, wobei jedoch die Einzelnheiten und Details der poetischen Auffassung des Gegenstandes untergeordnet erscheinen. Dann legt er in Styl, Colorit und Staffage den Ausdruck der Stimmung, die der Charakter der Landschaft in ihm hervorbringt, oder poetische Empfindungen und historische Reminiscenzen. Neben dieser geistreichen Auffassung der Natur muß man noch an seinen Gemälden höchst correcte Zeichnung und treues, warmes Colorit bewundern; besonders seine italienischen Landschaften sind Spiegelbilder der glühenden Farben der südlichen Gegenden und des hesperischen Himmels.

Deutsches Kunstblatt (4°.) 1853, S. 91. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 204. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 260. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrgang (1843), S. 1160; V. Jahrgang (1846), S. 427, im „Kunstbericht aus Salzburg“. –