BLKÖ:Petényi, Salomon Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 22 (1870), ab Seite: 66. (Quelle) | |||
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Kubinyi [Bd. XIII, S. 288], nachmaligen Director des National-Museums, befreundete. Mit ihm und seinen Brüdern durchwanderte P. die umliegende Gegend zu naturwissenschaftlichen Zwecken und dehnte diese Ausflüge bis Schemnitz, Kremnitz, Altsohl aus. Das erste Ergebniß dieser Wanderungen war eine Sammlung von Vogeleiern und Nestern, welche, ansehnlich vermehrt, später den Stamm der im National-Museum befindlichen bildete. Dabei studirte P. mit Eifer ornithologische Werke, trat in Verbindung mit Ornithologen des Auslandes und wurde so der Begründer der ungarischen Vogelkunde. Da er sich dem Wunsche des [67] Vaters gemäß der Theologie zuwendete, vollendete er deren Studien zu Preßburg und ging dann nach Wien, wo er die Vorträge an der protestantisch-theologischen Facultät hörte, zugleich aber seine naturwissenschaftlichen Studien, zu deren Förderung sich ihm hier die reichsten Mitteln darboten, eifrig fortsetzte. Er besuchte Jacquin’s [s. d. Bd. X, S. 23] botanische Vorlesungen, wurde mit Heckel [Bd. VIII, S. 184] und Natterer [Bd. XX, S. 96] bekannt und von diesen, namentlich dem Letzteren, in das Geheimniß eingeführt, Bälge zu präpariren und auszustopfen. Im Jahre 1825 kehrte P. in seine Heimat zurück und wurde zunächst Pfarrer zu Czinkota im Pesther Comitate. Neben seinem Seelsorgerberuf setzte er seine naturwissenschaftlichen Studien fort, und als diese ihn gar sehr in Anspruch nahmen, hielt er, um mit seinen Amtspflichten in keine Collision[WS 1] zu kommen, auf eigene Kosten einen Diaconus. Das Ausstopfen der von ihm gesammelten Thiere führte ihn naturgemäß zur zoologischen Anatomie und Physiologie, und so vervollkommnete P. an der Hand der Natur mit jedem Tage sein Wissen. Da wurde an der zoologischen Abtheilung des Pesther Museums die unbedeutende Stelle des Ausstopfers ledig. Der Erzherzog-Palatin Joseph, der Petényi’s Vorzüge rühmen gehört, berief ihn auf diesen Posten, jedoch unter dem Titel eines Custos-Adjuncten. Die Emolumente dieses Postens bestanden in einem Gehalte von 400 fl., in einer schlechten Naturalwohnung und 80 fl. Reisepauschale. Die Czinkotaer Pfarre warf mindestens 1500 fl. ab, zu dem wohnlichen Pfarrhause gehörte ein schöner Garten und die Gemeinde liebte ihren gelehrten Pfarrer. Dieser aber fand für die Wissenschaft kein Opfer zu hoch, er nahm die armselige Stelle in Pesth an und in seiner Abschiedsrede rief er aus: „Ich höre nicht auf, Prediger zu sein. Von nun an werde ich in der großen Natur die Herrlichkeit Gottes zu verkündigen fortfahren“. Seit dem Jahre 1834 arbeitete nun P. zu Pesth in seinem Lieblingsfache. Die Versammlungen des Wandervereins der ungarischen Naturforscher boten ihm vielfältig Gelegenheit, für sein Lieblingsfach zu wirken. Er machte Ausflüge in das Trencsiner und Bacser Comitat, nach Temesvár, Klausenburg, von wo aus er ganz Siebenbürgen bereiste, nach Fünfkirchen, Kaschau, Eperies; später, im Jahre 1854 mit seinem Collegen J. Kovács [Bd. XIII, S. 68] in die Theißgegend, vornehmlich um die zahlreichen Höhlen zwischen der Biharer Sebes und schwarzen Körös als paläontologische Fundorte zu durchsuchen. Denn das letzte Decennium seines Lebens betrieb er vorherrschend paläontologische Studien. Wenige Jahre vor seinem Tode, 1851, wurde P. zum Custos der zoologischen Abtheilung des National-Museums ernannt, und trat so aus einer untergeordneten Stellung, in welcher er achtzehn Jahre verlebt, in eine höhere mit besseren finanziellen Bezügen. Selbstständige Schriften sind von P. nicht erschienen, seine wissenschaftlichen Arbeiten, ebenso mannigfaltig als gründlich, sind meist in den Verhandlungen der ungarischen Akademie der Wissenschaften, deren correspondirendes Mitglied er seit dem Jahre 1846 war, niedergelegt, unter diesen sind besonders anzuführen seine zwei 1850 gedruckten Mittheilungen über Pyrrhula (den Gimpel) und den Kukuk, in ihrer Art zwei kleine Musterstücke ornithologischer Monographien. P. gilt und mit Recht als der Schöpfer der ungarischen Ornithologie [68] und Paläontologie, überdieß bereicherte er die Geologie mit interessanten Entdeckungen, sammelte in allen naturwissenschaftlichen Gebieten eine Unzahl von Gegenständen, die er mit großem Geschicke präparirte. In Allem, was er schrieb oder mündlich vortrug, war er orientirend, klar und tief eingehend. Besonders achtsam war er auf das Seelenleben der Thiere und nahm bei Beobachtungen ihrer Gewohnheiten stets Rücksicht auf den Zusammenhang mit ihrer natürlichen Umgebung; die geographische Verbreitung der Thiere, ihre wechselnden Verhältnisse verfolgte er mit lebhaftem Interesse. Die zahllosen Daten, die er sich über das Leben der gesammten Thierwelt gesammelt, faßte er in ein System göttlicher Weltökonomie zusammen, und da war es, wo Theolog und Naturforscher sich einträchtig begegneten. Von da kömmt auch, schreibt Toldy in seiner akademischen Gedächtnißrede auf Petényi, seine religiössittliche Richtung, die in seinen Vorträgen so oft überrascht, und jene poetische kindliche Einfalt, die sie häufig so anziehend macht. Auf seinen Reisen, im Briefwechsel, im Gespräche, im täglichen Verkehre des Lebens ergriff er jede Gelegenheit, um zu belehren, aufzumuntern und anzuregen, auf Beobachtung und eigene Erfahrungen zu dringen, herrschende Vorurtheile und Irrthümer zu bekämpfen und zu berichtigen. P. war, wörtlich genommen, das Opfer seines wissenschaftlichen Berufes. Durch das viele Manipuliren mit Arsenik – bei dem Ausstopfen der Thierbälge – war sein Organismus völlig zerstört worden, und nach mehrmonatlichem Leiden starb er im Alter von 53 Jahren. Seinen schriftlichen Nachlaß vermachte er der Akademie, die zur Sichtung und wo möglichen Herausgabe desselben eine Commission ernannte. Darunter befand sich eine ornithologische Encyklopädie, an der er seit Jahren gearbeitet und die er in vier Sprachen dem Drucke zu übergeben die Absicht hatte. Davon erschien auch bisher ein Heft von Franz Kubinyi mit Unterstützung von Seite der math. naturw. Commission, herausgegeben unter dem Titel: „Petényi S. János hátrahagyott munkái“ (Pesth 1864, 8°., mit 4 Abbildungen). P. war mit berühmten Naturforschern, namentlich Ornithologen, innig befreundet, so mit dem unvergleichlichen Pfarrer Chr. L. Brehm, mit Naumann aus Köthen, der Petényi 1837 in Pesth besuchte, fünfzehn Jahre später, 1851, erwiederte P. diesen Besuch in Köthen. Früher als das eigene Vaterland hat Deutschland P.’s Verdienste um die Naturwissenschaft gewürdigt. Denn ehe ihn die ungarische Akademie zu ihrem correspondirenden Mitgliede erwählt hatte, hatten ihn die Sachsen-Altenburger, Görlitzer, Mainzer, naturforschende Gesellschaft, der deutsche Verein für Vogelkunde, der zoologisch-botanische Verein in Wien unter ihre Mitglieder aufgenommen. Was seinen Privat-Charakter anbelangt, so war er eine durch und durch liebenswürdige Persönlichkeit, mildthätig über die Grenzen seiner Kräfte, im wahren Sinne des Wortes human; für das Gefühl der Freundschaft im vollsten Maße empfänglich und gefällig. Seine wissenschaftlichen Neigungen mochten wohl am meisten Ursache gewesen sein, daß er unvermält geblieben.
Petényi, Salomon Johann (Naturforscher, geb. in der slavischen Gemeinde Abel-Lehota im Neograder Comitate Ungarns im Jahre 1800, gest. zu Pesth5. October 1855). Sein Vater war Prediger in der slavischen Gemeinde Abel-Lehota. Der Sohn besuchte die Schulen in Neusohl, wo er sich mit- Zeitschrift für Natur- und Heilkunde in Ungarn (4°.) VI. Jahrgang (1855), Nr. 18, S. 143. – Pester Lloyd (Pesther polit. Journal) 1855, Nr. 259, im Feuilleton. – Wanderer (Wiener polit. Journal) 1855, Nr. 466. – Pester Bote. Großer gemeinnütziger Kalender (Pesth, Landerer u. Heckenast, schm. 4°.) Jahrg. 1857, Nr. 65. – Protestantische [69] Jahrbücher für Oesterreich. Herausgegeben von Victor Hornyánsky (Pesth, Landerer u. Heckenast, 8°.) Jahrgang 1855, S. 602. – Dux (Adolph). Das ungarische National-Museum (Pesth 1858, Emil Müller, gr. 8°.) S. 36. – Toldy (Ferenc), Irodalmi arcképei s ujabb beszedei, kiadta Tárkányi, d. i. Literarische Porträte von Franz Toldy, herausgegeben von Tárkányi (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) S. 231. – Toldy (Ferencz), A Magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart (Pesth 1864–1865, Gustav Emich, gr. 8°.) S. 346 u. 347.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Collission.