BLKÖ:Paumgartten, Max Sigismund Amand Joseph Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 377. (Quelle)
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Paumgartten, Max Sigismund Amand Joseph Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Grieshof in Steiermark 26. October 1767, gest. zu Wien 1. Jänner 1827). Bruder des Maria Theresien-Ordensritters Johann Baptist [s. dens. S. 372]. Aus der Neustädter Akademie als Fahnencadet zum Infanterie-Regimente Thurn Nr. 43 genommen, focht er als Lieutenant im Türkenkriege von 1788 und ward am Beschanierdamme verwundet. Er zeichnete sich besonders vor Belgrad aus, indem er eines Tages aus seiner Schanze einen ungestümen Angriff der Türken mit großem Verluste derselben zurückwies. 1790 zum Oberlieutenant im Tiroler Scharfschützencorps befördert, that er sich in den Niederlanden bei Brüssel hervor. 1792 gefangen, ward er nach seiner Ranzionirung dem Generalstabe zugetheilt. Im Jahre 1793 machte er die Belagerung von Valenciennes mit; 1794 ward er Hauptmann und zeichnete sich bei Troisville (24. April), dann insbesondere bei Roubaix (18. Mai) aus, wo er dem Oberbefehlshaber des englisch-hannover’schen Armeecorps, dem Herzog von York, beigegeben, das durch die Uebermacht des Feindes von allen Seiten hart bedrängte Corps durch einen geschickten und raschen Angriff befreite und dabei den Herzog selbst und sein Gefolge, die Prinzen Adolph und Ernst, den Herzog von Gloucester und mehrere englische Officiere, die bereits ganz abgeschnitten waren, vor unausbleiblicher Gefangenschaft rettete. Zwei Jahre später that er sich im Corps des Herzogs von Württemberg in der Schlacht bei Amberg (24. August) und bei Emmendingen (19. October) hervor. In der Campagne von 1799 und 1800 war er mit dem tirolischen Corps bei der Einnahme des Luciensteiges (14. Mai 1799) und bei dem Hauptangriffe auf die Position von Zürch rühmlichst betheiligt. Aus eigenem Antriebe griff er während des Gefechts ein feindliches Bataillon an und nahm es gefangen. Und bei dem Unternehmen gegen die feindliche Stellung im Veltlin machte er in Verbindung mit dem die Schweizertruppe befehligenden General Bachmann durch einen nächtlichen Ueberfall 50 Officiere und 1500 Mann zu Gefangenen. Nach dem Frieden ward er Major bei Erzherzog Karl-Uhlanen, 1805 Oberstlieutenant, 1809 Oberst und Chef des Generalstabs in Deutschland. Als solcher führte er bei Znaim, als unsere beiden Dragoner-Regimenter Erzherzog Johann und Riesch von der feindlichen Uebermacht geworfen wurden, eine Batterie und die gesammte schwere Cavallerie vor, that so dem raschen Vordringen des Feindes augenblicklich Einhalt und vereitelte dessen Absicht, deren Gelingen wahrscheinlich den Verlust unserer ganzen Artillerie-Reserve zur Folge gehabt hätte. Im Jahre 1813 wurde er General-Major. [378] Als solcher befehligte er die Vorhut des 4. Armeecorps. In der Schlacht bei Dresden, 25. August 1813, hatte er die Brücke bei Meißen zu zerstören und Torgau zu cerniren. Bei Leipzig stand er im Corps des Feldzeugmeisters Alemann, hielt bei Hohenfichten am 1., 2. und 3. October den vereinigten Angriffen Murat’s und der Marschälle Victor und Lauriston erfolgreichen Widerstand. Von Leipzig selbst aber kam er am 14. und 15. bei Neuhof und Fuchsheim in’s Gefecht, vertheidigte daselbst am 16. und 17. die Strecke des äußersten rechten Flügels, bis er am 18. durch das Corps des Generals Benningsen abgelöst wurde. Nach geschlossenem Frieden kam er im Jahre 1814 als Brigadier nach Siebenbürgen, 18153 nach Grodek in Galizien und 1817 wieder nach Siebenbürgen. Im Jahre 1825 rückte er zum Feldmarschall-Lieutenant vor, wurde Divisionär in Tarnow, wo bereits sein durch Kriegsstrapazen und Verwundungen herbeigeführtes Leiden so zunahm, daß er, um ärztliche Hilfe zu suchen, im Jahre 1826 nach Wien reiste. Dort aber ereilte ihn im Alter von 60 Jahren der Tod. P. hatte bei 8 Belagerungen, in 13 großen Schlachten und 70 größeren und kleinen Gefechten gekämpft, ward viermal verwundet und hatte drei Pferde unter dem Leibe verloren. In Tirol erhielt er die große und kleine Ehrenmedaille, den Theresien-Orden, den er bei mehreren Gelegenheiten verdient zu haben glaubte und um den er eingeschritten, nicht. P. war nicht bloß, was man zu sagen pflegt, ein Haudegen, sondern ein intelligenter, kenntnißreicher Officier. Außer mehreren in den Jahren 1801 und 1814 höheren Orts vorgelegten Facharbeiten hat er im Jahre 1802 eine „Abhandlung über den Dienst der Feldjäger“ (Wien 1802, Schalbacher, gr. 8°.) erscheinen lassen, die in Fachkreisen eine beifällige Aufnahme gefunden hat. Er war auch öfters bei Mappirungsarbeiten und im topographischen Bureau verwendet worden. Zu seinem Vergnügen hatte er ein eigenes kleines Gestüt angelegt, welches unter seiner verständigen Leitung einen ganz guten Fortgang nahm. General Massena hatte ihm im Jahre 1789 eine Oberstlieutenantsstelle im französischen Heere angetragen, P. aber dieselbe standhaft abgelehnt. P. erhielt im Jahre 1822 die Freiherrnwürde, im Jahre 1826 das siebenbürgische Indigenat. Ueber seine Familie vergleiche die Genealogie und die Stammtafel S. 374 u. 375.

Freiherrnstands-Diplom vom 9. September 1822. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig, Brockhaus, 4°.) III. Section, Bd. 14, S. 235. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausg. von Schels (Wien, 8°.) Jahrg. 1829, Bd. III, S. 52–68: „Nekrolog“. – ’’Neuer Nekrolog’’ der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) V. Jahrg. (1827), Theil I, Nr. 11, S. 53. – Leitner von Leitnertreu (Theodor Ign.), Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1852, Theod. Steinhausser, 8°.) Bd. II, S. 149. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter v. Leitner, A. Schrötter (Grätz, 8°.) Neue Folge. VI. Jahrg. (1840), 2. Heft, S. 30 [nach diesem geb. am 14. April 1768]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. II, S. 1037. – Szöllösy (Joh. Nep. von), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse u. s. w. (Fünfkirchen 1837, bisch. Lyceal. Buchdruckerei, 8°.) S. 428–432.