BLKÖ:Palotta, Matteo
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 21 (1870), ab Seite: 253. (Quelle) | |||
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Karl VI. lernte den Meister aus seinen Werken kennen und schätzen und zog ihn mit Verleihung der Ehrencharge eines Hofcapellmeisters sammt fürstlicher Donation – nach Köchel mit der Charge eines Compositors und dem Gehalte von 400 fl. – nach Wien, wo er am 25. Februar 1733 angestellt wurde und bis 1741 wirkte, im letztgenannten Jahre verlor er seine Stelle oder wurde in anderer Weise verwendet, denn erst im Jahre 1749 wurde er reactivirt und blieb auf diesem Posten bis zu seinem im Jahre 1758 im Alter von siebenzig Jahren erfolgten Tode. Seine Compositionen, einzig der Kirche geweihte und streng classische Musterbilder dieses Styls, beschränken sich meist auf vier-, fünf-, sechs- und achtstimmige Vocalsätze, rein und gediegen, wahrer Ausdruck einer fromm andächtigen Seele, voll edler charakteristischer Züge derselben, überall Belege von tiefer contrapunctischer Einsicht, wie Männer von Fach seine Werke schildern. Mannigfaltige Entwickelung der Haupt-, glückliche Darstellung und Verflechtung der Nebensätze erscheint als bezeichnendes Merkmal seiner Individualität. Die Führung seiner Melodien ist, wie bei Caldara, natürlich und fließend, in Verbindung mit den ruhigen, correcten und eigenthümlichen Harmonien wahrhaft einnehmend. Der größte Theil seiner [254] Compositionen dürfte wohl in dem reichen Musikalienschatze der Hofbibliothek aufbewahrt sein. Träg’s bekannter Musikalien-Katalog führt nur zwei handschriftliche Werke Palotta’s an: „Canticum Benedictus ad laudes in solemnibus matutinis Hebdomadae sanctae a 4 voci“ und „Benedictus quinti modi; B-mollatia“.
Palotta, Matteo (k. k. Hofcapellmeister, geb. zu Palermo im Jahre 1688, gest. zu Wien 30. März 1758). Von Matteo , genannt il Panormitano, Jugendgeschichte ist wenig bekannt. Er studirte – höchst wahrscheinlich Pergolese’s Mitschüler – im Conservatorium di San Onufrio zu Neapel, wiewohl von seinen Eltern zum Priesterstande bestimmt, mit angestrengtestem Fleiße die Composition und gab schon als Knabe bewunderungswürdige Beweise eines außergewöhnlichen Talentes. Nach abgelegten strengen Prüfungen kehrte er als Doctor der Theologie in Siciliens Hauptstadt, seinen Geburtsort, zurück, wo er im Jahre 1730 zum Canonicus secundarius der Metropolitankirche von Palermo ernannt wurde. Hier widmete er sich mit verdoppeltem Eifer dem Studium des Contrapunctes und vorzüglich des Chorals, welchen er in den dortigen Klöstern mittelst seiner berühmten Abhandlung: „Gregoriani cantus enucleata praxis et cognitio“, neu belebte und auf solide Grundsätze zurückbrachte. Dieses Werk über die Guidonische Solmisation und die Lehre von den Kirchentönen ist seiner Gründlichkeit und gedrängten Kürze wegen, die nichtsdestoweniger reichen Inhalt bietet, von Fachmännern ungemein geschätzt. Kaiser- Allgemeine musikalische Zeitung (Leipzig, 4°.) Jahrg. 1827, Nr. 52, Sp. 882 u. f., im Aufsatze: „Wiens musikalische Kunstschätze. In Briefen eines Reisenden“. – Köchel (Ludwig Ritter von), Die Kaiserliche Hofmusikkapelle in Wien von 1543 bis 1867. Nach urkundlichen Forschungen (Wien 1869, Beck, gr. 8°.) S. 73, Nr. 818; S. 81, Nr. 1031; S. 85, Nr. 1120. – Gerber (Ernst Ludw), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 647. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, gr. 8°.) S. 674 [in den zwei letztgenannten höchst dürftige Nachrichten].