Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 254. (Quelle)
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Palsa, Johann (Waldhorn-Virtuos und Tonsetzer, geb. zu Jermeritz in Böhmen 20. Juni 1752, gest. zu Berlin 24. Jänner 1792). Im Alter von 18 Jahren war er bereits auf dem Instrumente, das er spielte, dem Waldhorn, so ausgebildet, daß er, um sich öffentlich hören zu lassen, auf Reisen ging. Mit seinem Freunde Thürrschmidt, der dasselbe Instrument spielte, ging er im Jahre 1770 nach Paris, trat dort in die Dienste eines Prinzen Guemene (?) und spielte zugleich im Concert spirituel. Dreizehn Jahre erhielten sie sich in der Weltstadt mit ungeschmälertem Beifall. Im Jahre 1783 unternahm das Künstlerpaar eine Reise nach Deutschland, ließ am Hofe des Landgrafen von Cassel sich hören und gefiel so sehr, daß der Landgraf beide Künstler mit ansehnlichem Gehalte in seine Dienste nahm, in welchen sie bis zu dem Tode des Fürsten blieben, worauf sie sich nach Berlin wandten und in die Dienste des damaligen Kronprinzen traten. Palsa starb aber bald in Berlin im Alter von erst vierzig Jahren. Gerber als Ohrenzeuge berichtet: „daß keine Beschreibung die Schönheit und Reinheit, wie das Feuer und die bewunderungswürdige Fertigkeit ihrer Passagen zu schildern vermag“. Gewöhnlich bliesen sie auf silbernen, in Paris angefertigten Hörnern Concerte und Rondo’s aus den verschiedensten Tonarten und machten mit ihren Vorträgen einen bezaubernden Eindruck. Während ihres Aufenthaltes in Cassel im Jahre 1785 unternahmen sie eine Kunstreise nach London, wo ihr Spiel gleichfalls Entzücken erregte. Unter dem Namen Palsa’s gemeinschaftlich mit jenem seines Mitbläsers Thürrschmidt sind zu Paris „Six Duo pour deux cors de chasse“, Op. 1 u. 2, gestochen worden. Es mögen wohl dieselben sein, von denen Forkel schreibt: „man kann nichts schöneres hören, als diese kleinen Duetten, besonders diejenigen, die aus Molltönen gesetzt sind“.

Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. I. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. II, S. 71. – Derselbe. Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 648. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 674 [nach diesem gestorben 25. Jänner 1792]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 125. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 146 [nach dieser wäre P. zu Prag gestorben.] – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig, 4°.) III. Section, 10. Theil, S. 203.