Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayer, Benno
Band: 18 (1868), ab Seite: 86. (Quelle)
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16. Mayr, Benitius, auch Philipp Benitius (Servitenmönch, Poet, geb. zu Hall in Tirol 17. December 1760, gest. zu Innsbruck 15. Juni 1826). Der Sohn eines Schaffers im Salzberge, das Gymnasium besuchte er zu Hall, dann bezog er die Universität zu Innsbruck, wo er im Jahre 1777, damals 17 Jahre alt, in den Orden der Diener Mariens (Serviten) trat und in demselben seinen Taufnamen Joseph mit dem Klosternamen Benitius vertauschte. „Anfangs etwas leichtsinnig“, schreibt einer seiner Biographen, „consolidirte sich bald der Jüngling zum Manne. Die umfassenden Kräfte eines großen Geistes, der Adel des Charakters, das Feuer des Temperaments, das unersättliche Streben [87] nach moralischer Wirksamkeit und eine glühende Sehnsucht, Allen Alles zu sein, schufen aus Benitius das, was er war, der Tröster der Bedrängten, der Helfer in den Nöthen, der Lehrer der Zweifelnden, der duldsame Christ gegen anders Denkende, ein über Freund Allen, allgeliebt, hochverehrt und unvergeßlich. Im Jahre 1793 wurde M. zum Universitätsprediger, 1799 als Lector der Moral- und Pastorat-Theologie in seinem Kloster, 1804 zum Professor der Religions-Philosophie, 1806 zum Professor der Aesthetik an der Universität zu Innsbruck ernannt. Im Jahre 1808 erlangte er die philosophische Doctorwürde, im Jahre 1811 die Lehrkanzel der Philosophie zugleich mit jener der Aesthetik. Im Jahre 1818 wurde M. Director der philosophischen Studien und im Jahre 1820 Rector des nach Auflösung der Universität zurückgebliebenen Lyceums. In seiner Doppeleigenschaft als Priester und in dieser vornehmlich als Prediger und als Professor hat M. in unvergeßlicher Weise gewirkt. Sein Ruf als Kanzelredner datirt bereits vom Jahre 1790. Er hat bis an sein Lebensende einige Tausend Predigten gehalten, die eine unbeschreiblich nachhaltige Wirkung auf die Gemüther ausgeübt. Von seinem priesterlichen Wirken überhaupt schreibt sein Biograph: „Wer die Schaaren gesehen, die seinen Beichtstuhl umgaben, wer Zeuge war von seinen Besuchen am Krankenbette, von seinen vermittelnden Aussöhnungen aller Familienzwiste oder anderer Spaltungen, wer die Berathungen kennt, welche die Studirenden über die Berufsfrage meistens mit ihm hielten; wer seine Kirchenreden hörte – und wer war es, der ungerührt sie hören konnte? – der muß mit voller Ueberzeugung die hohen Tugenden dieses in seiner Art einzigen Mannes bekräftigen. Der größte Ruhm gebührt ihm aber als Kanzelredner. Seine starke, wohlklingende Stimme, die ihm in allen Abstufungen mit wunderbarer Beugsamkeit gehorchte; die Leichtigkeit, Kraft und Gemüthlichkeit seines Vortrages, seine zierliche und bilderreiche Sprache, die hohe schöne Gestalt und ein lebendiges Geberdenspiel brachten meistens eine magische, eine hinreißende Wirksamkeit hervor. Die Kirchen, in welchen seine Stimme ertönte, waren gewöhnlich zum Erdrücken gefüllt. Mögen manche andere Predigten durch gründliche dogmatische Darstellung und sorgfältige oratorische Bearbeitung auch den Vorzug vor jenen des Benitius verdienen, so ist er doch in Ansehung der eigentlichen Eloquenz von keinem deutschen Redner Tirols bis jetzt übertroffen worden.“ Benitius besaß aber auch ästhetische Bildung. Er glühte für die Meisterwerke der Malerei, der Plastik und der Tonkunst, die von ihm gefällten Urtheile waren stets genial, wenn auch nicht immer treffend. Seine Versuche in der Poesie geben ihm ein ehrendes Zeugniß. Das beschreibende Gedicht über seine Vaterstadt Hall und ihre reizende Umgebung in deutschen Hexametern ist voll feuriger Phantasie und erhabener Gedanken. Mayr liebte und übte die Malerei. In der Technik fehlte es ihm freilich, weil es ihm an Zeit und Gelegenheit gebrach, sich an guten Mustern zu bilden. Hingegen war er überreich an Ideen, und der im Jahre 1822 verstorbene Maler Schöpf, ein Schüler Raphael Mengs [Bd. XVII, S. 347] und Gehilfe Knoller’s [Bd. XII, S. 161] führte nach Benitius’ Ideen die Malereien in der Servitenkirche zu Innsbruck aus. Seine größte Sehnsucht ging nach einem [88] Besuche des Landes der Kunst, und erst am Abend seines Lebens, als er bereits 56 Jahre alt war, konnte er diesen seinen Lieblingswunsch ausführen und sich an den dortigen unvergänglichen Werken der Kunst begeistern. Zwei Jahre vor seinem Tode besuchte er noch München und ergötzte sich an den dortigen Kunstschätzen; aber auch Heilung vor Erblindung, die ihn bedrohte, suchte er dort und fand sie, bis eine nachgefolgte Entzündung nach langem Leiden mit seinem Tode schloß, der ihn im Alter von 66 Jahren dahinraffte. Was er der leidenden Menschheit war, wie er heimlich ergiebige Wohlthaten spendete, läßt sich hier im Allgemeinen nur andeuten. Im Drucke ist von seinen Arbeiten bei Lebzeiten nur Weniges erschienen, darunter einige Gelegenheitsreden und Gedichte, die „Beschreibung des Freskogemäldes in der Servitenkirche“, im Boten für Tirol; einige Fragmente aus seiner italienischen Reise, ebenda im Jahre 1821; die „Biographie des Tirolermalers Joseph Schöpf“, im National-Kalender 1824, in welchem außerdem mehrere andere kleinere Aufsätze aus Mayr’s Feder enthalten sind. Bei Lebzeiten erschien selbstständig von ihm die „Gedächtnissrede auf F. X. Jellenz“ (Innsbruck 1805, Wagner, 8°.); – nach seinem Tode aber: „Betrachtungen über Religion und Kirche. Ein Nachlass“ (Innsbruck 1829, Wagner, 8°.); – „Predigten, gesammelt und herausgegeben von einem seiner Verehrer“, Bd. I–IV (Innsbruck 1838 bis 1843, Wagner’sche Buchhandlung, 8°.). Ungedruckt in seinem Nachlasse befanden sich und sind später theilweise abhanden gekommen mehrere Kunstaufsätze, seine Reise nach Italien und drei historische Dramen: „Antharis und Theodolinde“, – „Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne“ und „Andreas Hofer, der Sandwirth von Passeier“.

Katholische Blätter aus Tirol (Innsbruck, Wagner, 8°.) XVI. Jahrgang (1858), Nr. 17 bis 26: „Biographische Skizze über P. Philipp Benitius Mayr“. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1827, Nr. 125, S. 683. – Staffler (Joh. Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 575. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbrucker polit. Blatt) 1826, S. 248.