Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Maschek, Paul
Band: 17 (1867), ab Seite: 76. (Quelle)
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Maschek, Camillo, oder wie ihn die Čechen schreiben: Mašek (Tonsetzer, geb. zu Laibach 11. Juli 1831, gest. zu Stainz 29. Juni 1859). Sein Vater war Lehrer an der öffentlichen Musikschule in Laibach und ertheilte dem [77] Sohne, der frühzeitig eine ungewöhnliche musikalische Begabung an den Tag legte, den ersten Unterricht in der Musik. Erst 13 Jahre alt, trat Camillo bereits öffentlich mit seinen Compositionen auf und das damals durch den Druck veröffentlichte Tonstück, ein Gedicht „An die Sterne“ war bereits als Opus 9 bezeichnet. Das Jahr 1848, das mit einem Male in Oesterreich die Fesseln der nationalen Genies sprengte, weckte auch Camillo’s Schaffensdrang, und M. hatte nichts Geringeres vor, als was Preshern[1] den Krainern auf dem Felde der Poesie war, ihnen im Reiche der Töne zu werden. Es war dieß immerhin ein schönes und auch erreichbares Ideal. Daß M. in jungen Jahren bereits sehr Verdienstliches im Gebiete der Tonkunst leistete, dafür spricht das von der philharmonischen Gesellschaft in Laibach am 14. April 1849 ausgefertigte Diplom eines ausübenden Mitgliedes derselben, denn M. zählte damals nicht mehr als 18 Jahre. Im folgenden Jahre begab sich M. zur ferneren Ausbildung im Tonsatze und Gesange nach Wien. Im ersteren war Titl, in letzterem Staudigl sein Lehrer; er machte schöne Fortschritte. Im Jahre 1852 nahm er die Stelle als Musiklehrer in der Familie des Grafen Strachwitz[WS 1] an und brachte als solcher längere Zeit auf dem gräflichen Schlosse Schebetau in Mähren zu. Aber schon im Jahre 1834 kehrte er in seine Heimat zurück, um die ihm nach dem Tode seines Vaters verliehene Lehrerstelle an der öffentlichen Musikschule in Laibach zu übernehmen, welche er auch bis zu seinem Tode bekleidete. Maschek’s ganzes Leben ging, wörtlich genommen, in Musik auf; wenn er nicht Unterricht in dieser Kunst ertheilte, so componirte er und groß ist, mit Beziehung auf die ihm gegönnte kurze Lebensfrist, die Zahl seiner Compositionen. Wie schon oben bemerkt worden, fallen noch vor das Jahr 1848 seine ersten Compositionen, einen großen Aufschwung aber nahm sein Schaffensdrang, als im Jahre 1848 die Musikcapelle der Laibacher Nationalgarde mit Vorliebe nationale Compositionen oder Compositionen von Nationalen spielte. Für beide war M. eine unerschöpfliche Quelle. Damals entstanden seine „Bergwerker-Walzer“, „Irenen-Quadrille“, „Satans-Polka“, „Slovenen-Polka“, aber auch die von Kennern geschätzten und ungleich höher als diese conventionelle Tanzmusik gestellten Compositionen der Lieder von Preshern, von denen sich im Nachlasse ein reicher Vorrath vorgefunden hat. Als er aus dem Hause des Grafen Strachwitz in seine Vaterstadt Laibach zurückgekehrt war, übernahm er zunächst bei der philharmonischen Gesellschaft die Leitung des Männerchors und führte sie in den Jahren 1854 und 1855. In jener Zeit schrieb er eine große Gesangschule, eine kleinere für Volksschulen und einen musikalischen Katechismus. Jedoch nur die letztgenannten zwei Arbeiten erschienen im Drucke. Im Jahre 1857 begann er die Herausgabe einer musikalischen Monatschrift für Land-Organisten, Schullehrer und Beförderer der Tonkunst auf dem Lande unter dem Titel: „Caecilia“. M. selbst redigirte davon nur die 16 Hefte des ersten [78] und die ersten 2 Hefte des zweiten Bandes. Diese Zeitschrift enthält instructive Aufsätze über Gesangsunterricht in Volksschulen, über freies Präludiren, Bruchstücke aus der Harmonielehre, biographische Skizzen berühmter Kirchenmusiker; außerdem mehrere lateinische Kirchengesänge für eine und für mehrere Singstimmen nebst vielen zweistimmigen Meß- und Kirchenliedern mit slovenischem und deutschem Texte. Aus seiner Feder enthält der erste Band mit lateinischem Texte ein paar Landmessen, ein Requiem, ein Te Deum, drei Tantum ergo und ein Offertorium; von slovenischen und deutschen Kirchenliedern zwei für die ganze heilige Messe, neunzehn für einzelne Theile derselben, dann zehn Mailieder nebst zehn Kinderliedern für die Volksschulen. Außer diesen musikalischen Arbeiten ist noch eines Vortrages zu gedenken, den M. im Jahre 1858 im historischen Vereine über die slovenischen Volksweisen hielt, und eines im „Vodnik-Album“ abgedruckten Aufsatzes über den krainischen Tondichter Gallus. Der größere Theil von M.’s Compositionen ist ungedruckt geblieben, so fanden sich z. B. in seinem Nachlasse 62 Lieder-Compositionen, darunter zu vielen Gedichten von Preshern und über zwei Drittheile mit slovenischem Texte. Kränklichkeit und der stürmische Schaffensdrang der Jugend hinderten die vollkommene Entfaltung seines seltenen musikalischen Talentes. Wenn er länger gelebt hätte, würde er gewiß Bedeutendes geschaffen haben, denn aus dem, was er schuf, erhellet, daß er es mit der Kunst ernst nahm, und daß er eine gediegene musikalische Bildung sich angeeignet hatte. In der letzten Zeit seines Lebens suchte er im Landaufenthalte Heilung seines Leidens, aber vergeblich; sein unheilbares Brustleiden, dem er durch seine Begeisterung für den Gesang, welchem er, obgleich lungenkrank, dennoch unermüdet huldigte, nur verstärkte Nahrung bot, raffte ihn im Alter von erst 28 Jahren dahin. In der Sitzung des historischen Vereins für Krain wurde eine ausführliche von W. Urbas verfaßte Biographie Maschek’s vorgelesen, welche wohl in den Schriften des genannten Vereins aufbewahrt liegen dürfte.

Laibacher Zeitung 1861, Nr. 233, S. 931, im Berichte über die Monatsversammlung des historischen Vereins für Krain. Von August Dimitz.

  1. Hier muß bemerkt werden, daß Preshern, der sich an den besten deutschen Dichtern, als Uhland, Grün, Lenau, Schwab u. A. herangebildet, zu den sinnigsten slovenischen Poeten zählt. Da nun die von ihm in der Dichtung gebrauchten Formen den Slovenen neu erschienen, wurde er auch von den Nationalen auf eine Höhe hinaufgeschraubt, von welcher der bescheidene Preshern, wenn er heute lebte, selbst heruntersteigen möchte.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Srachwitz.