BLKÖ:Lubomirski, Georg Sebastian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 110. (Quelle)
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7. Georg Sebastian, öfter auch Georg allein (geb. in einem Dorfe bei Krakau 17. Juni 1616[WS 1], gest. zu Breslau im Jahre 1667. Zedler’s Lexikon gibt den 12. Jänner, Andere den 17. Jänner, polnische Quellen geben bald den 31. Jänner, bald den 7. Februar als seinen Todestag an). Er war ein Sohn Stanislaus, Wojwoden von Krakau und der Sophie Fürstin von Ostrog, Tochter des Wojwoden von Volhynien. Nach vollendeter Erziehung machte er Reisen und besuchte die verschiedenen europäischen Höfe. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn der König Wladislaw IV. zum Starosten von Chmielinsk, dann zu seinem Hofmarschall. Nach Wladislaw’s Tode beförderte er die Wahl von Wladislaw’s Bruder Johann Kasimir zum Könige von Polen. Die Anhänglichkeit, die er im Anbeginn für seinen König zeigte, wich bald jenem Uebermuthe, der die polnischen Magnaten nicht selten die ihrem Könige schuldige Ehrfurcht vergessen ließ, der die Königsmacht so sehr schwächte und endlich den Untergang Polens herbeiführte. Zwischen Georg Sebastian und Johann Kasimir kam es zu Scenen edelmännischer Verwegenheit von Seite des Ersteren, daß es sich damals nur zu deutlich zeigte, daß die Macht eines Königs von Polen seinem hochmüthigen, ränkesüchtigen und in entscheidenden Augenblicken unverläßlichen Adel gegenüber nur eine Scheinmacht sei und der König nicht einmal die verwegensten gegen seine Person begangenen Beleidigungen zu bestrafen wagen durfte. Georg Sebastian vergaß sich so weit, daß er, als im Jahre 1655 die Schweden im Lande einfielen, anfänglich auf ihre Seite trat. Erst später besann er sich eines Besseren, und kehrte zu seinem Könige zurück, dem er nun auch seine Streitmacht zuführte. Er trieb nun die Schweden von Sandomir bis gegen Warschau und über den Schweden-General, den Pfalzgrafen Wilhelm von Sulzbach, einen Sieg erfechtend, nahm er Warschau mit Gewalt. Auf seinem weiteren Zuge bemüht die Schweden aus Polen nach Schlesien zu drängen, rückte er vor Krakau, konnte aber, da Rakoczy den Schweden zu Hilfe gekommen, nichts ausrichten und mußte nach fünfmonatlicher vergeblicher Belagerung mit einem stark zusammengeschmolzenen Heere wieder abziehen. Dagegen nahm er im folgenden Jahre mit Hilfe des kaiserl. Generals Grafen Hatzfeld Krakau, drang dann in Siebenbürgen ein, wo er Rakoczy eine große Niederlage beibrachte und das ganze Land verwüstete. Nach beendetem Kriege wohnte er als polnischer Gesandter den Friedensverhandlungen zu Oliva bei, die auch am 3. Mai 1660 durch den dort geschlossenen Frieden ihr Ende erreichten. In sein Vaterland zurückgekehrt, zog er in Gemeinschaft mit Porocki gegen die Russen, errang noch im nämlichen Jahre einen entscheidenden [111] Sieg bei Cudno über den russischen General Scheremetev und den Kosakenhetman Chmielnicki, in Folge dessen die Kosaken für längere Zeit unter polnische Oberherrlichkeit geriethen. Nun nahmen die Verhandlungen wegen der Königswahl L.’s ganze Thätigkeit in Anspruch, aus diesem Anlasse überwarf er sich mit der Königin Maria Ludovica, der es dagegen gelang, eine stattliche Partei gegen Lubomirski aufzubringen. Aber auch L. war seinerseits nicht müßig geblieben, hatte das polnische und lithauische Heer dem Könige abhold gemacht, mit dem Adel Verabredungen getroffen, daß bei Lebzeiten des Königs von einer eventuellen Königswahl nicht verhandelt werden dürfe, sich schließlich geweigert bei dem noch dauernden Kriege gegen die Russen mit dem Könige in’s Feld zu ziehen. Mit dieser letzten Weigerung hatte sich L. selbst das Urtheil gesprochen, er wurde des Landesverrathes und Aufruhrs beschuldigt, aller seiner Würden, Aemter und Güter verlustig und rettete sich durch die Flucht nach Breslau. wo er sich unter den Schutz des Kaisers Leopold gestellt, der ihm diesen auch gewährte; denn als der König von Polen seine Entfernung aus Breslau verlangte, wurde ihm diese von dem Kaiser verweigert. Dieses Geschick hatte ihm auch im eigenen Lande die allgemeinen Sympathien zugewendet. Auf dem Reichstage zu Posen im Jahre 1663 traten die Stände auf seine Seite; er selbst erklärte sich in einem im Juni g. J. gedruckten Manifeste für unschuldig, ein Theil der Kronarmee trat im Lager bei Lemberg zu ihm über und erklärte ihn zu ihrem General, worauf er auf ihren Fähnlein auf einer Seite die Worte Soli Regi Salus, auf der anderen drei X mit den Worten Crux male consulentibus et administrantibus setzen ließ. Nun nahm der Parteikrieg zwischen König und seinen Magnaten seinen Anfang und wurde mit wechselndem Glücke geführt, bis nach Niederlagen und Siegen von beiden Seiten Friedensverhandlungen angebahnt wurden, wobei jedoch der König verlangte, daß während der Dauer derselben L. sich außer Landes aufhalten müsse. In dieser Periode ereilte den Fürsten der Tod in Breslau. Der Fürst war erst 51 Jahre alt. Man sprach, daß ihm Gift beigebracht worden sei. Von Kaiser Ferdinand II. war Georg Sebastian in den Reichsfürstenstand erhoben worden und durch Annahme dieser Würde, um die er auch nicht die königl. Bewilligung angesucht, hatte L. sich im eigenen Lande namhafte[WS 2] Feinde gemacht. Lubomirski’s ganzer Charakter und Auftreten gegen seinen König boten dankbaren Stoff zu dramatischer Behandlung und Szajnocha, Odyniec, Szujski ließen sich denselben nicht entgehen, ihn übrigens in erhabenster Weise, wie ihn seiner Zeit Kochowski, Pasek und in neuester Koronowicz geschildert, erfassend. Einer seiner Biographen, minder befangen von Lubomirski’s Widerstand gegen die Königsmacht, bemerkt über ihn, daß er um nichts besser war als seiner Zeit Zebrzydowski, der unter Anderem durch seine auf einer Versammlung der Reichsstände zu Proszowice, einem Städtchen in der Nähe Krakaus, den Jesuiten gegebene Antwort bemerkenswerth ist. Die Jesuiten verlangten nämlich die Erlaubniß, in Krakau eine Lehranstalt eröffnen zu dürfen und brachten unter anderen Gründen auch den vor: Daß sie Landesadel, Landesblut seien. Zebrzydowski erwiederte daraus: „Wenn aber das Blut verdorben, muß man es abzapfen“, eine Redensart, die noch heute in Polen gang und gäbe. Alle diese polnischen Magnaten und so auch Lubomirski hatten ohne Zweifel und nicht selten ganz ehrenwerthe Absichten, aber diese waren nicht auf den Staat gerichtet, nicht zum Frommen des eigenen Vaterlandes gefaßt und in’s Werk gesetzt; sie hatten dabei nur sich und ein Genügen ihrem unbändigen Stolze im Auge, unbekümmert ob, wie es zuletzt auch geschah, darüber das arme Vaterland zu Grunde ging. [Annalium Poloniae ab obitu Vladislai IV. climacter primus scriptore Vespasiano a Kochow Kochowski Anno Ch. 1683 (Cracoviae, Schedel, Fol.). – Desselben Climacter secundus, bella Sueticum, Transylvanicum, Moscoviticum etc. res ab anno 1655 ad annum 1661 continens (ibid. 1688). – Wagner (Franz), Historia Leopoldi M. Caesaris Augusti (Aug. Vindel. 1719–1731, Fol.). – Gualdo Priorato (Galeazzo), Istoria di Leopoldo Cesare che contiene le cose piu memorabili successe in Europa dal 1656 sino al 1670 (Vienna 1670–1674, Fol.). – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Johann Heinrich Zedler, kl. Fol.) Bd. XVIII, Sp. 625. – Allgemeines historisches Lexikon [112] (Leipzig 1730, Thom. Fritschen’s sel. Erben, Fol.) Bd. III, S. 247. – Tygognik illustrowany, d. i. Illustrirtes Wochenblatt (Warschau) Nr. 206 u. f. – Porträte. 1) Unterschrift: Georgius Comes in Wisnicze Jaroslaw Lubomirski S. R. J. Princips Generalis Cracoviensis Reg. Polonia (sic) etc. A. Melaer sc. (8°.); – 2) ohne Angabe des Zeichners und Stechers. Medaillonform. (4°.).] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1649.
  2. Vorlage: nahmhafte.