Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lorenz, Franz (II.)
Band: 16 (1867), ab Seite: 41. (Quelle)
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Lorenz, Ottocar (Geschichtschreiber, geb. zu Iglau in Mähren im Jahre 1832). Sein Vater war Gymnasialdirector in Olmütz und erfreute sich seiner Zeit, als Verfasser einiger didaktischer Hilfsbücher unter dem österreichischen Lehrerstand einer gewissen Geltung. Er lebt gegenwärtig zurückgezogen vom Lehramt zu Baden bei Wien. Lorenz’ Mutter ist eine Breisgauerin, eine geborne Gilm von Rosenegg, welche wesentlichen Einfluß auf die Erziehung ihres Sohnes nahm. Die unteren Schulen besuchte Ottocar in Iglau, dann in Olmütz, wo er eben auch das Studium der Rechte beginnen wollte, als ihn die neuen Einrichtungen der philosophischen Facultäten im Jahre 1851 veranlaßten, nach Wien zu gehen, um dort die Vorträge der dahin aus Deutschland berufenen Professoren Grauert, Bonitz, Lott u. A. zu hören. Besonders war es Bonitz, dessen Vorträge, obgleich sich L. nicht den philologischen Studien speciell widmete, einen tiefen und nachhaltigen Einfluß auf L. ausübten. L. verlegte sich auch, nachdem er im Jahre 1854 seine Studien beendet, anfänglich vornehmlich auf die Bearbeitung der alten Geschichte, wie es auch seine erste in Fachkreisen mit Anerkennung aufgenommene Publication über das Consulartribunat beweiset. Dem Lehramte sich zuwendend, habilitirte er sich im Jahre 1856 an der Wiener Hochschule für Geschichte und unterzog zunächst jene des Mittelalters seinen Forschungen, welche er in einer größeren Reihe von Werken und Abhandlungen veröffentlichte. Auch betheiligte er sich stark mit Beiträgen an den, damals als wissenschaftliche Beilage der amtlichen „Wiener Zeitung“ herausgegebenen „Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst“ und an der mit seltener Frische und Tüchtigkeit redigirten „Zeitschrift für die österreichischen [42] Gymnasien“. Im Jahre 1857 wurde L. als Official des geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchives angestellt und im December 1860 zum außerordentlichen Professor der österreichischen Geschichte an der Universität in Wien ernannt. Als er bald darauf einen ehrenvollen Ruf als ordentlicher Professor an die Universität zu Freiburg im Breisgau erhielt, erfolgte schon im Jahre 1861 seine Ernennung zum o. ö. Professor der allgemeinen und österreichischen Geschichte an der Wiener Hochschule und L. konnte seine Berufung nach Freiburg ablehnen. Auf diesem Posten ist L. sowohl im Lehramte wie als Schriftsteller thätig und die von ihm bisher veröffentlichten Werke sind in chronologischer Folge (die mit einem * bezeichneten befinden sich auch in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften phil.-histor. Classe): „Ueber das Consulartribunat“ (Wien 1855, 8°.), zuvor in der Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien abgedruckt; – *„Die siebente Curstimme der Rudolph’s I. Königswahl“ (Wien 1855); – „Die Erwerbung Oesterreichs durch Ottokar von Böhmen. Ein Beitrag zur österreichischen Geschichte“ (Wien 1857; 2. Aufl. ebd., 8°.); – „Die österreichische Regentenhalle“ (Wien 1857, Tendler, mit 37 Holzschn., 16°.); – „Oesterreichs Stellung in Deutschland während der ersten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Ein Vortrag“ (Wien 1858); – „Leopold III. und die Schweizer Bünde“ (Wien 1860); – *„Ottokar II. von Böhmen und das Erzbisthum Salzburg“ (ebd. 1860); – „Die Sempacher Schlachtlieder“ (Wien 1861, Tendler, gr. 8°.), aus Pfeiffer’s „Germania“ besonders abgedruckt; – „Joseph II. und die belgische Revolution, nach den Papieren des General-Gouverneurs Grafen Murray[WS 1] 1757“ (Wien 1862), diese Schrift veranlaßte eine Gegenschrift, welche unter dem Titel: „Herr Ottocar Lorenz und Kaiser Joseph II.“ (Wien 1863, Rud. Lechner 8°.), ohne Namen erschien, zu deren Autorschaft aber später der Bibliotheks-Official im Staatsministerium, Alexander Gigl, sich bekannte; – „Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert. 1. Band und 2. Bandes 1. Abtheilung“ (Wien 1863 und 1866, 8°.), der erste Band enthält die Zeit des großen Interregnums mit besonderer Rücksicht auf Oesterreich, die erste Abtheilung des 2. Bandes aber das Aufkommen der habsburgischen Macht; – *„Ueber die beiden Wiener Stadtrechts-Privilegien Kaiser Rudolph’s I.“ (Wien 1865). Im Jahre 1860 wurde L. zum correspondirenden Mitgliede der phil. histor. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften erwählt, von der Universität Königsberg in Ostpreußen wurde er aus Anlaß der Eröffnung des neuen Universitätsgebäudes unter ihre Ehrendoctoren aufgenommen, auch ist er Mitglied der dortigen deutschen Gesellschaft und wirkliches Mitglied des Gelehrten-Ausschusses des germanischen Museums in Nürnberg.

Neue Jahrbücher für Philologie 1855, Nr. 10. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie und Statistik. Herausgegeben von Dr. Ad. Schmidl (Wien, gr. 4°.) XI. Jahrg. (1855), Nr. 13, S. 101, und Nr. 30. – Literarisches Centralblatt für Deutschland, herausgegeben von Zarncke (Leipzig, 4°.) Jahrgang 1856, Nr. 18 u. 19; Jahrg. 1864, Sp. 1251; Jahrg. 1866, Sp. 445. – Magazin für Literatur des Auslandes, herausgegeben von Lehmann, 1863, Nr. 21.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Murary.