BLKÖ:Lodron, Ludwig I. Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 374. (Quelle)
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11. Ludwig (I.) Graf L., gefallen bei Esseg, im Kampfe gegen die Türken, in den ersten Tagen des Monats October 1537). Ludwig ist ein Sohn Paris’, in der Reihenfolge des III. dieses Namens, aus dessen Ehe mit einer Gräfin Brambato und nicht zu verwechseln mit einem zweiten Ludwig (II.), einem Sohne Paris’, in der Reihenfolge des V. dieses Namens, aus dessen Ehe mit Hieronyma Calapina. Dieser Ludwig (I.) ist wohl einer der edelsten Feldhauptleute [375] seiner Zeit und sein Andenken lebt in der Geschichte und Dichtung fort. Von unten auf hatte er das Waffenhandwerk erlernt und sich der Führung seines Schwagers; des berühmten Georg von Freundsberg[WS 1], der seine Schwester Anna zur Frau hatte, anvertraut. Mit ihm machte er die Züge gegen die Venetianer mit, die durch ihre Treulosigkeit gegen Maximilian I. das Strafgericht heraufbeschworen hatten. Dann kämpfte er als Oberst einer Abtheilung Landsknechte, meist Hackenschützen, in der Lombardie unter Pescara und Bourbon, welcher Letztere auf die Seite des Kaisers übergetreten war. Pavia, das von den Deutschen besetzt war und daß damals – o Wechsel der Zeiten! – so opferwillig zum Kaiser stand, daß die vornehmen Frauen Pavia’s selbst an den Schanzen arbeiteten, um den Franzosen unter ihrem ritterlichen Franz I. den Kampf zu erschweren, wurde von den Franzosen belagert und am 24. Februar 1525 kam es auf der endlosen Ebene vor Pavia zur berühmten Schlacht, in welcher Franz von Frankreich Sieg und Freiheit verlor. In dieser Schlacht hatte Lodron tapfer gefochten und Lannoy schreibt in dem Berichte, den er einen Tag nach der Schlacht an den Kaiser, betreffs der deutschen Anführer gerichtet: „Der Graf Lodron hat Ihnen wohl gedient, wie auch alle deutschen Anführer“. Im Frühlinge 1527 wohnte Graf L. dem denkwürdigen Zuge gegen Rom bei, welches am 6. Mai erstürmt wurde. Auf dem am 5. Juni g. J. mit dem Papste Clemens geschlossenen Vertrage, in welchem sich der Papst zur Zahlung von 400.000 Scudi und zur Abtretung mehrerer fester Plätze verpflichtete, stehen neben 13 Cardinälen viele kaiserliche Feldhauptleute und unter diesen auch Ludwig Lodron unterzeichnet. Nach dem Friedensschlusse von Cambrai (5. August 1529) war Lodron aus Italien heimgekehrt, sollte aber nicht lange der Ruhe genießen. In Ungarn hatte nach der Schlacht bei Mohacs Johann Zapolya die Krone, welche durch Erbverträge dem Erzherzoge Ferdinand zukam, an sich gerissen. Zapolya hatte an den Türken einen furchtbaren Bundesgenossen gefunden. Sultan Suleiman war am 21. September 1529 vor Wien erschienen. In Kärnthen, Tirol wurden Geld und Mannschaft gesammelt, welche zur Hilfe nach Wien geschickt werden sollten. Graf Lodron war damals in Tirol in dieser Richtung thätig. Er hatte sich also bei dieser ersten Belagerung Wiens nicht befunden; hingegen im Jahre 1532, als die Türken die Residenz zum anderen Male bedrohten, befehligte er eine größere Abtheilung an einer der Donaubrücken. Die Türken unternahmen dießmal keinen Angriff auf das wohlvertheidigte Wien, verwüsteten dagegen unter Kasim Beg das Land bis Linz. Da entschloß sich Graf Ludwig, die Ungläubigen zu strafen. Bei Baden griff er sie mit neun Fähnlein Tirolern und Ungarn an und brachte ihnen im Vereine mit dem Pfalzgrafen Friedrich und dem Markgrafen Joachim von Brandenburg, die sich an dem Angriffe gleichfalls betheiligt hatten, eine furchtbare Niederlage bei. Doch die Gefahren von Seite der Türken verminderten sich nicht, im Gegentheile, sie mehrten sich, als Chosrew Beg von Bosnien und der Wojwode Murad aus dem Süden immer weiter vorwärts drangen und vereint mit Mohamed Pascha ungarisches Land eroberten. Diesem Treiben der türkischen Horden sollte endlich ein Ziel gesetzt werden. Ein Heer, 16.000 Mann Fußvolk und 8000 Reiter stark, wurde bei Kopronicza am rechten Donauufer gesammelt. Den Oberbefehl über das ganze Heer erhielt Kazianer, das böhmische Contingent führte Albrecht Graf Schlik, jenes der Oesterreicher Julius Graf Hardegg, die Steirer Johannes Ungnad, die Krainer Kazianer selbst, die Kärnthner Erasmus Mager und die Ungarn Paul Bokics, Ladislaus More und Pekri. Die tirolischen und italienischen Büchsenschützen führte Ludwig Graf Lodron. Es galt zunächst, den Türken Esseg zu nehmen und ihnen so den Hauptübergang über die Save zu entreißen. Kazianer war wohl ein guter Reitergeneral, aber als selbstständiger Anführer gebrach es ihm an aller Begabung. Dazu litt er im entscheidenden Augenblicke Mangel an Proviant und Allem, was zum Angriff gehörte. Er hatte das Heer bis vor Esseg geführt, um nun, dort angelangt, den Rückzug anzutreten. Alle Vorstellungen Lodron’s, der an Vorsicht und überlegtes Handeln mahnte. blieben erfolglos. Der Feind, als er das verfehlte Manoeuvre durchgeblickt, traf nun seine Maßregeln. Von allen Seiten schickte er Streifcorps, welche das Heer angriffen, aufhielten, von irgend einem Uebergange abschnitten u. s. w. Der Fall des ungarischen Anführers Bokics, eines der tapfersten seiner Zeit, brachte unter seiner Schaar allgemeine Bestürzung hervor. [376] Der Muth der Ungarn war gebrochen. Nachdem man endlich über die Fortsetzung des Rückzuges sich geeinigt, entwich, noch in derselben Nacht, der zweite Ungarnführer More mit seiner Schaar, ihm folgten die Croaten und Steirer unter Erdödi und Ungnad, und bei Tagesanbruch nahmen noch Pekri und der Oberfeldherr Kazianer selbst Reißaus. Auch Schlik mit seinen Böhmen hatte auf sich nicht warten lassen. So war Lodron mit seinen Tirolern, Kärnthnern und einigen Oesterreichern der Einzige geblieben Dem Kampfe auszuweichen, war unmöglich. Als er nun seinen Schaaren Muth zusprach, erwiederte ihm ein Söldling aus dem Haufen: „Du hast leicht reden, Lodron, mit sechs Füßen kann man leichter fliehen, als mit zweien“. Der Graf sprang vom Pferde, stach mit dem eigenen Schwerte – so geht die Sage – den verwegenen Sprecher nieder, schnitt seinem Pferde die Fußsehnen durch und befahl, die noch vorhandenen Pferde den Kranken und Verwundeten zu überlassen. Und nun, vereint mit Mager, dem Führer der Kärnthner, nahm er den unvermeidlichen Kampf an. Mager fiel bald und mit ihm 24 Edle aus Kärnthen. Auch die Oesterreicher und Tiroler sanken unter den Streichen der weit überlegenen türkischen Horden. Lodron, schon schwer auf dem Kopfe und an der Brust verwundet, gerieth in Gefangenschaft der Türken, die ihm nun den Kopf abhieben, um denselben vereint mit jenem von Bokics und Mager in Constantinopel als Trophäen vorzuzeigen. Dieß ist das traurige Ende eines tapferen Helden, der, ein Opfer der Feigheit und schnöden Verrathes, sein edles Leben im Kampfe gegen die Ungläubigen ausgehaucht. Deinhardstein und ein anderer ungenannter Dichter haben beide in Hormayr’s „Archiv für Geschichte“, Ersterer im Jahrgange 1813 (Nr. 139 u. 140), Letzterer im Jahrgange 1817, Nr. 70, 80, 81), den Heldentod Lodron’s in Gedichten gefeiert, und ein erst in jüngster Zeit verblichener tirolischer Geschichtsforscher, Alois Moriggl, hat das Leben des Helden zum Gegenstande ganz besonderer Forschung gemacht. Ein Jahr vor seinem Tode hatte sich Graf Ludwig zu Trient mit Ursula von Clees vermält, die, nachdem ihr Gatte bereits gefallen war, einen Sohn Maximilian gebar, der in der Blüthe des Lebens, 22 Jahre alt, starb. Im Jahre 1719 ließ Karl Ferdinand Graf Lodron, damals Dompropst von Trient, dem Helden in der Heiligenkreuzkirche zu Trient ein Monument setzen, dessen Inschrift Moriggl in dem weiter unten bezeichneten Werke, S. 343. mittheilt. Der „Tiroler Almanach vom Jahre 1804“ berichtet aber, daß dieses Denkmal sich weder in obgenannter noch in anderen Kirchen Trients vorfinde! Wohin es gekommen, ist unbekannt. [Moriggl (Alois), Leben und Heldentod des Grafen Ludwig von Lodron (Innsbruck 1863, Wagner, 8°.). auch in der Zeitschrift des Ferdinandeums, III. Folge, 11. Bd. 1. Abtheilung. – Reilly (Franz Joh. Jos. v.), Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst- und Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 54. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) XLII. Jahrgang (1852), S. 334 bis 345.] –

Anmerkungen (Wikisource)