BLKÖ:Leitenstorf, Franz Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 336. (Quelle)
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Leitenstorf, Franz Anton (Maler und Kupferstecher, geb. zu Reute in Tirol 14. April 1721, gest. zu Mannheim 24. April 1798). Verrieth bereits als Knabe große Anlagen für die Kunst und versuchte aus eigenem Antriebe zu zeichnen. In Folge dessen schickte ihn sein Vater zu Johann Balthasar Riep, einem guten Maler in Reute. Später kam er zur weiteren Ausbildung nach Innsbruck, wo er in dem Maler Rupert Mayr einen guten Meister, in Johann Franz Grafen Spaur aber einen Mäcen fand, der ihn während der ganzen Periode seiner Ausbildung großmüthig unterstützte. Von Innsbruck begab sich L. zu Paul Troger nach Wien, von dort in Piazetta’s Schule nach Venedig und zuletzt in jene von Conca in Rom. Nach fünfjährigem Aufenthalte in Rom in die Heimat zurückgekehrt, begab sich L. vorerst nach Innsbruck, wo er im Hause des Grafen Spaur malte, dann machte er Reisen durch Deutschland, hielt sich in verschiedenen Städten, wo seine Arbeiten großen Beifall fanden, längere Zeit auf und wurde zuletzt von dem Churfürsten von der Pfalz zu seinem Historien-, Fresco- und Cabinetsmaler und zugleich zum Professor der Zeichnungskunst an der Kunstakademie zu Mannheim ernannt, welche Anstellung er bis zu seinem im Alter von 78 Jahren erfolgten Tode behielt. L. hat viel gearbeitet, aber der Mehrtheil seiner Werke befindet sich außerhalb seines Vaterlandes Tirol. In mehreren deutschen Städten, vornehmlich aber in Mainz, kommen große historische Gemälde von seiner Hand in Kirchen und Palästen vor, auch hat er den Plafond im Komödien- und Redoutenhause zu Mannheim und mehrere Stücke im churfürstlichen Schlosse zu Schwezingen gemalt. Daß er viel beschäftigt und für seine Arbeiten gut bezahlt war, erhellet aus dem beträchtlichen Vermögen, das er, als er starb, seiner einzigen Tochter hinterließ. Eine ganz besondere Fertigkeit, die er besaß, war, daß er Basreliefs von Marmor, Stuccatur, Bronze, Blei u. s. w. auf das Täuschendste durch den Pinsel nachzuahmen verstand. Eine solche Basreliefmalerei befindet sich zu Innsbruck in der Capelle der k. k. Hofburg, hinter dem Altare. An der Mauer hinter diesem Altare und in einer Art Nische sieht man von Stuccatur das von trauernden und andächtigen Engeln umgebene Kreuz. Diese Stuccatur ist auf das Täuschendste nachgemacht. Von seinen anderen in Tirol vorkommenden Arbeiten sind anzuführen: die in Fresco gemalte Auferstehung Christi in der Curatiekirche auf dem Schönberg, ein besonders durch seine trefflichen Verkürzungen und richtige Zeichnung bemerkenswerthes Gemälde. An der Außenseite der Kirche ist von ihm ein Christus am Kreuze und Magdalena am Fuße des Kreuzes gemalt, jedoch ist das dem Wind und Wetter ausgesetzte Bild fast schon ganz verloschen. Es soll auch das Schiff der Kirche von ihm ganz in Fresco gemalt gewesen sein; ein bischöflicher Visitator habe es aber der nackten Figuren wegen, die darin zu sehen waren, mißbilligt, worauf es übertüncht und durch die mittelmäßigen Fresken des unbedeutenden Malers Grau aus Südtirol ersetzt wurde! Das Innsbrucker Ferdinandeum [337] besitzt von seiner Hand zwei vortreffliche Porträte, jenes des ehemaligen Regierungspräsidenten Graf Johann Franz Spaur, seines Mäcens, und der Gemalin desselben, Maximiliana gebornen Gräfin Trapp. Auf letzterem befindet sich auch das Bildniß des Künstlers, er blickt, eine Reißfeder in der Hand haltend, hinter einem Vorhange verstohlen hervor. L. hat auch einige akademische Figuren radirt, welche die Unterschrift Franc. Ant. Leidenstorf inv. et fec. Romae tragen: ein Bild der h. Madonna (4°.), einen „stehenden männlichen Akt“ und einen „sitzenden männlichen Akt“ (beide in Folio). Diese Radirungen werden von Kennern sehr gerühmt.

Leitenstorf erscheint in der verschiedenartigsten Schreibweise, wodurch seine Stelle im Alphabet der Namen vielseitig wechselt, und zwar bald als Leidensdorf, Leitenstorf – welcher Schreibart er sich auf seinen Kupferstichen bediente – Leutensdorf, Leutenstorfer und Leytenstorfer. – Der Adler (Wiener Journal), herausgegeben von Dr. Groß-Hoffinger (gr. 4°.) Jahrg. 1837, S. 117 [nach diesem gest. im Jahre 1798]. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 294 [nach diesem gest. im Jahre 1795]. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felician Rauch, 8°.) S. 147. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 131, 150, 373 [nach diesem gleichfalls im Jahre 1795 und zwar zu Innsbruck gestorben]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 409.