BLKÖ:Lattis, Hieronymus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Laub, Anton
Band: 14 (1865), ab Seite: 189. (Quelle)
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Lattis, Hieronymus (Landwirth, geb. zu Venedig). Zeitgenoß. Von israelitischer Abstammung, ein Verwandter von ihm ist Rabbiner zu Mantua. Das in Paris erscheinende Journal des Débats gibt in einer der Augustnummern des Jahres 1855 Nachricht von der für die Landwirthschaft wichtigen Entdeckung eines neuen Anbausystems der Reisfrucht, vermöge welchem man mit einer einzigen Saat zwei Reisernten in derselben Zeit, deren jetzt eine einzige Ernte bedarf, erzielen kann. Als Erfinder wird Hieronymus Lattis, ein gelehrter Agronom aus Venedig, bezeichnet, der im Jahre 1855 nach Egypten ging, um dort seine Entdeckung im großen Maßstabe in Anwendung zu bringen. Es stellten sich seinem Vorhaben anfänglich nicht geringe Schwierigkeiten entgegen, bis es ihm gelang, die Aufmerksamkeit Mustapha Bey’s, des Sohnes des verstorbenen Vicekönigs Ibrahim Pascha, auf sich zu ziehen, der ihm sofort gestattete, auf einem seiner Güter in der Nähe Alexandriens das neue System zu versuchen. Der Versuch gelang vollkommen und es wurden Notabilitäten des In- und Auslandes zusammenberufen, um der von Lattis versprochenen Doppelernte beizuwohnen. Als in der Zwischenzeit Said Pascha den Thron bestieg, berief [190] er Lattis, ertheilte ihm für seine Erfindung einen Ferman auf sieben Jahre und gab ihm den Auftrag, das neue Cultursystem auf den Gütern des Vicekönigs in Dostene und Deyrouth auszuüben. Diesem Beispiele folgten bald auch andere eingeborene und fremde Grundbesitzer und Lattis’ System ward alsbald auf großen Länderstrecken angewendet. Thatsächlich findet nach demselben die erste Reisernte Mitte Juli statt, welche früher nie vor Ende October abgehalten zu werden pflegte. Interessant wäre es zu erfahren, warum der Venetianer Lattis zuerst in Egypten diese wichtige Erfindung in Anwendung brachte, für welche ihm die Reisfelder des Pothales in seiner Heimat so großen Raum darboten.

Wertheimer (Jos.), Jahrbuch der Israeliten (Wien, Leopold Sommer, 8°.) Neue Folge, dritter Jahrgang (5617, 1856/57), S. 80 u. f.