Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Krüger, Eugen
Band: 13 (1865), ab Seite: 271. (Quelle)
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Krüger, Karl (k. k. Hofschauspieler, geb. zu Berlin 18. December 1765, gest. zu Wien 21. April 1828). Sein wohlhabender Vater war an der kön. Capelle zu Berlin bedienstet und der Sohn sollte, dem Wunsche des Vaters gemäß, die gelehrte Laufbahn einschlagen. Aber des Sohnes Sinnen und Trachten ging auf nichts weniger als wissenschaftliches Studium aus. Auch ein anderer Plan des Vaters, der seinem Sohne die Leitung eines einträglichen, großen und Zerstreuungen mannigfacher Art bietenden Etablissements übergeben wollte, scheiterte an des Sohnes verneinender Antwort. Jetzt aber gestand dieser dem Vater seine unbezwingliche Neigung für die theatralische Laufbahn, und der Vater, selbst ein Verehrer der Kunst und Freund von Künstlern, fand keine Veranlassung, diesem Streben des Sohnes entgegenzutreten. Der Sohn suchte nun auf irgend einer Bühne aufzutreten. Aber seine Bemühungen waren vergeblich und in seiner Noth wendete er sich an Fleck, der ein Freund des Krüger’schen Hauses war, um den Vater von [272] seiner Bedingung, den ersten Versuch nicht in Berlin zu wagen, abzubringen und ihm dann Gelegenheit zu verschaffen, in Berlin selbst aufzutreten. Fleck fand sich willig, ertheilte aber dem jungen talentvollen Manne vorerst selbst Unterricht und studirte ihm drei Rollen, den Kosinsky in den „Räubern“, den Grafen Blumenkranz in Ayrenhoff’s „Postzug“ und den französischen Bedienten in der „Henriette“ ein. K. löste zu Fleck’s Zufriedenheit seine Aufgabe, dieser überredete auch, wie der Sohn gewünscht, den Vater, und am 14. Februar 1785 betrat K. in den „Räubern“ zum ersten Male die Bühne. K. spielte den Kosinsky und gefiel. Noch trat K. nach der Reihe in den oben genannten Rollen auf, gefiel auch in diesen und wurde sofort engagirt. So lange Döbbelin Director war, fand K. Gelegenheit, sein Talent zur Geltung zu bringen; nicht so, als Prof. Engel, der bekannte Verfasser der „Mimik“, die Leitung der Bühne übernahm. Engel hatte gegen K. eine vorgefaßte Meinung, erklärte ihn für talentlos und setzte ihn in so auffälliger Weise zurück, daß K., dieses demüthigende Verhältniß länger zu ertragen außer Stande, seine Stelle aufgab. K. war als Erbe der mittlerweile gestorbenen Eltern wohlhabend und nicht gedrängt, eine neue Stelle zu suchen. Seine Schwester, nachmals verheirathete Demmer, war auch zum Theater gegangen; mit ihr verband er sich nun zu einer Kunstreise durch Deutschland. Eine kurz vor ihrer Abreise stattgehabte Zusammenkunft mit Koch, der eben in Berlin gastirte, hatte eine Einladung Koch’s zur Folge, auf ihrer Künstlerfahrt nach Mainz zu kommen, wo Koch das churfürstliche Theater dirigirte, um dort auf Engagement zu gastiren. Krüger nahm diesen Antrag an, ging vorerst nach Magdeburg, dann nach Braunschweig, wo er und seine Schwester sehr und am letzteren Orte so sehr gefielen, daß der eben damals in Braunschweig anwesende Director des Theaters von Hannover, der Dichter Großmann, den Geschwistern Anträge der vortheilhaftesten Art für die dortige Bühne machte. Beide hielten sich zwar durch Koch gebunden; endlich aber siegte Großmann und da dieser einen bestimmten Engagementsantrag machte, während sie in Mainz erst auf Engagement spielen sollten, nahmen sie denselben an und gingen nach Hannover. Im Herbste 1788 betraten die Geschwister mit durchgreifendem Erfolge die dortige Bühne. Ein Jahr lang blieben beide in Hannover, als der mißliche Stand der Großmann’schen Vermögensverhältnisse eine Auflösung des Krüger’schen Engagements zur Folge hatte. Im Sommer 1789 begaben sich die Geschwister nach Amsterdam, wo Krüger’s Schwester den trefflichen Tenoristen Demmer kennen lernte und bald dessen Frau wurde. Demmer’s Berufung an die Weimarer Bühne hatte zur Folge, daß auch Krüger dort Engagement fand und Anfangs 1791 dahin übersiedelte. Drei Jahre bildete er sich dort unter Goethe’s unmittelbarer Leitung, kam mit Gotter und Schiller in Berührung, und eine Vorlesung der „Räuber“ Schiller’s durch Ersteren erregte Krüger’s Bewunderung und hatte jene Auffassung der Rolle des Franz Moor durch ihn zur Folge, mit der er einen so glänzenden Erfolg erzielt hatte. Ostern 1795 folgte K. einem zweiten Rufe nach Amsterdam, wo aber die theatralischen Verhältnisse mittlerweile sich so verschlimmert hatten, daß [273] K. sofort einen Antrag des Regisseurs der Dresdner Hofbühne, Opitz, annahm und diesem, der mit seiner Gesellschaft bereits nach Prag abgegangen war, nacheilte. Statt aber bei Opitz Aufnahme zu finden, der, da er keinen Brief Krüger’s erhalten haben wollte, sich um einen Anderen umsah, wurde K. von dem Director des Nationaltheaters in Prag, von Spengler, engagirt. K. gefiel sehr in Prag und wurde Regisseur des Nationaltheaters. Als aber dieses eine Beute der Flammen wurde, grämte sich Spengler so sehr über seinen schweren Verlust, daß er an den Folgen seines Kummers in kurzer Zeit starb. Krüger heirathete nun Spengler’s Witwe[WS 1]. Nach mannigfachen Wechselfällen übernahm er mit seiner Frau die Direction einer Truppe, welche in Prag, in Karlsbad, in Leipzig und in Chemnitz spielte. Die Direction in Leipzig richtete aber K. vollends zu Grunde und es kam so weit, daß er seine Gesellschaft auflösen mußte und gastliche Aufnahme bei dem Grafen Waldstein zu Dux in Böhmen suchte, welche er auch fand. Von Graf Waldstein erhielt er Empfehlungen an den Grafen Ugarte in Brünn, wo er nun Gastrollen gab und so sehr gefiel, daß er sofort engagirt wurde. Kaum ein halbes Jahr war K. in Brünn thätig, als er einem Rufe des Freiherrn von Braun [Bd. II, S. 123] an die Wiener Hofbühne folgte, welche er im Jahre 1802 zuerst betrat und deren Mitglied er bis zu seinem Tode, also volle 26 Jahre blieb. Seine vorzüglichsten Rollen waren die chargirten Charaktere des Lustspiels, polternde gutmüthige Alte, komische Intrigants, z. B.: Capitän Franz Bertram in Kotzebue’s „Bruderzwist“; Baron Pelz in „Sorgen ohne Noth“, eine Hogarth’sche Figur; Hofmarschall von Kalb in „Kabale und Liebe“; Geheimrath von Wallenfeld in Iffland’s „Spieler“; der Capitän in „Heinrich’s V. Jugend“; Baron Prachenstein in Clauren’s „Bräutigam aus Mexiko“; der Amtsrath im „Hotel von Wiburg“; der Wanner in Iffland’s „Herbsttag“; der alte Klingsberg in Kotzebue’s „Die beiden Klingsberg“; Rasch in den „Falschen Vertraulichkeiten“. Tragische ernste Rollen sagten ihm hingegen weniger zu. Krüger zählte zu den Künstlern der im Aussterben begriffenen alten deutschen Schule, und mit einem kräftigen Auffassen der Gesammtheit des Charakters, an welche Stelle jetzt das stückweise Zusammenleimen einzelner Momente [siehe Dawison] getreten, verband er eine erstaunliche Bühnensicherheit. Als der einst so beliebte Veteran Müller von der Bühne abtrat, ward K. der Erbe seiner Rollen und es gelang ihm, seinen so tüchtigen Vorgänger alsbald vergessen zu machen. – Krüger’s Tochter Anna Feodorowna[WS 2] (geb. zu St. Petersburg 28. Februar 1792, gest. zu Pesth 4. August 1814) war eigentlich nur dessen Adoptivkind, welches er mit noch zwei anderen Kindern aus der ersten Ehe seiner Frau, der Witwe Spengler, adoptirt hatte. K. vertrat Vaterstelle an ihnen und bildete Anna Feodorowna, die großes Talent für die Bühne beurkundete, mit aller Sorgfalt für dieselbe. Früh trat sie in Kinderrollen auf. Im Alter von 15 Jahren wurde sie bei dem Theater an der Wien engagirt und betrat diese Bühne zum ersten Male am 1. September 1804 als Amalie in Schikaneder’s „Hauer in Oesterreich“. Als Schikaneder im Jahre 1808 die Direction des Brünner Theaters übernahm, folgte ihm Anna Feodorowna [274] dahin. Hier erst trat sie eigentlich in den Vordergrund und spielte erste Rollen. Ostern 1809 wurde sie Mitglied der Wiener Hofbühne, an der ihr Vater so verdienstvoll mitwirkte, und Emma in Kotzebue’s „Kreuzfahrern“, Marianne in Gotter’s gleichnamigem Stücke, Helene in „Heinrich Reuß von Plauen“, Afanasia in „Benjowsky“, Eulalia in „Menschenhaß und Reue“, Pauline in „Grüner Domino“, Albertine in „Fehlgeschossen“, Elfriede in „Macht der Liebe“ waren die schönsten Blüthen in ihrem Künstlerkranze. Die Zierde aller ihrer Darstellungen aber war Jeanne d’Arc. Bei einem Gastspiele in Pesth, Juli 1814, feierte sie einen Triumph um den andern und trat am 19. als Afanasia in „Benjowsky“ zum letzten Male auf. Ein bösartiges Nervenfieber, dessen Keim sie längere Zeit getragen und dessen Mahnungen sie leider zu einer Zeit, da Hilfe vielleicht noch möglich war, unbeachtet gelassen, streckte sie in wenigen Tagen – am 4. August – im Alter von 21 Jahren, auf die Bahre. Eine großartige Leichenfeier und ein von Kunstfreunden auf dem Pesther Friedhofe ihr gesetztes Denkmal ehrten die zu früh hingeschiedene Künstlerin.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XV. Jahrgang (1824), Nr. 14, 15 u. 16: Gallerie scenischer Künstler. Fünftes Bild: Carl Krüger. Von F. C. Weidmann. – Monatschrift für Theater und Musik. Redigirt von dem Verfasser der „Recensionen“ (Wien, 4°.) Jahrgang 1857, S. 490. – Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes. Erlebtes und Erstrebtes von Dr. I. F. Castelli (Wien und Prag 1861, Kober und Markgraf, 8°.) Bd. I, S. 216. – Ludwig Löwe, der von Krüger die erste Anleitung für die Bühne erhielt, widmete dem Verblichenen ein rhythmisches Nachwort, worin es unter anderem heißt: „Sein Spiel, von Gluth, von heitrer Lust durchdrungen, gedieh nur an der Wahrheit Sonnenstrahl“. – Porträt. Nach F. Lieder 1809 gest. von J. Neidl (Wien, Wallishausser, gr. 8°.). – Ueber Anna Feodorowna Krüger vergleiche die Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle (Wien, 4°.) VI. Jahrg. (1813), Nr. 151 u. 153: Nekrolog von Castelli. –

Anmerkungen (Wikisource)