BLKÖ:Komlossy (Heubauer)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Komlossy, Ludwig
Nächster>>>
Kompert, Leopold
Band: 12 (1864), ab Seite: 404. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Komlossy in Wikidata
GND-Eintrag: 1037327020, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Komlossy (Heubauer)|12|404|}}

3. Endlich heißt der unter dem Namen „Heubauer“ in Wien bekannte, seiner Zeit berühmte Volkssänger, der sich zu Anfang dieses Jahrhunderts im Gasthofe zum weißen Kreuz an der Wien (oberhalb des Theaters, jetzt Nr. 31) im Garten hören ließ und bald eine volksthümliche Figur wurde, gleichfalls Komlossy. Mit seinem Söhnlein, dem sogenannten „Heubäuerlein“, das allerlei Bajazzo-Kunststücke ausführte, trug er durch seine lustigen, öfter improvisirten Lieder und seinen frischen Humor nicht wenig zur Belustigung der Anwesenden bei, unter denen manche unvergeßliche Kempen des alten Wien, als Buchhändler Anton Doll, Maler Daffinger, Kupferstecher Agricola, die Schauspieler Perinet, Hensler, die Sänger Baumann, Weinmüller, der alte Gräffer u. A. sich befanden. Den Namen „Heubauer“ hatte er davon, weil er bei seinem ersten Auftreten von dem Wirthe als ein solcher, der aus Ungarn kam und im Gasthofe abgestiegen war, vorgestellt worden. Dieser in ungarischer Nationaltracht auftretende Volkssänger war aber in der Wirklichkeit ein Praktikant, Namens Komlossy, der auf seine Besoldung wartete und, um mittlerweile nicht zu verhungern, diese Verkleidungsrolle übernommen hatte, die er unentdeckt ein paar Jahre fortspielte. Endlich wurde die Sache doch verrathen und auf den Rath seines Vorstandes gab Komlossy seine beliebten Productionen beim weißen Kreuz auf. Der Wirth zum weißen Kreuz berichtete aber aus Befragen seiner Gäste, wo denn der „Heubauer“ stecke, daß dieser in seine Heimat zurückgekehrt sei. Einige Jahre später tauchte er jedoch wieder auf; wahrscheinlich waren seine Erwartungen, in Gehalt und Amt zu kommen, unerfüllt geblieben; kurz, er ergriff das Metier des „Heubauers“ von Neuem und übte es noch einige Jahre mit Erfolg aus. Als später der Gasthof zum weißen Kreuz umgebaut wurde, verschwanden „Heubauer“ und „Heubäuerlein“ und diesesmal für immer; dieß geschah gegen Ende des zweiten Decenniums des laufenden Jahrhunderts. [Wiener Courier, herausgegeben von Moriz Bermann (polit. Blatt, kl. Fol.) I. (und einziger) Jahrgang (1856), Nr. 1–4: „Der Heubauer beim Weißen Kreuz“. – Feierabend (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.), herausgegeben von Zamarski, Bd. I, S. 241: „Wiener Volksfiguren alter und neuer Zeit. V.“ [mit Abbildung eines ungarischen Bauers und seines Sohnes; soll Komlossy’s Porträt sein?]].