BLKÖ:Kinsky von Wchinitz und Tettau, Wenzel Norbert Octavian Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 285. (Quelle)
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31. Wenzel Norbert Octavian Graf K. (geb. 1. Juli 1642, gest. 3. Jänner 1719), Sohn Johann Octavian’s [Nr. 16] ersten Grafen K., aus dessen Ehe mit Margarethe Magdalena Gräfin Porzia, und Enkel des durch seine Schicksale denkwürdigen Wenzel K. [s. d. S. 284, Nr. 30]. Wie sein älterer Bruder Franz Ulrich [S. 280, Nr. 11], erhielt auch Wenzel Norbert Octavian seine Ausbildung auf der Prager Hochschule, machte dann Reisen und trat nach seiner Rückkehr in seinem Vaterlande in den Staatsdienst, wurde 1676 Appellationsrath, 1688 Appellationspräsident und Statthalter in Böhmen, 1689 wirklicher Geheim- und Conferenzrath, 1696 Oberstlandrichter, 1701 Oberstlandkämmerer und am 9. December 1703 kaiserlicher Commissär auf dem böhmischen Landtage. Dann wurde er als Hofkanzler nach Wien berufen, wo er auch am 6. Juni 1705 nach Wrbna’s Tode das ihm schon früher zugesagte Oberstkanzleramt erhielt. Als er im Jahre 1707 sich nach Böhmen begab, um die wenig volksthümliche Accise dort einzuführen, entwickelte er in anderen, das Beste des Landes fördernden Angelegenheiten, und zwar in jenen des Handels und der Schifffahrt, des Mauth- und Zollwesens, dann bei Bewilligung zweier Märkte in Prag zur Hebung der böhmischen Fabriken und Manufacturen, große Thätigkeit. Ferner wurden die Verhandlungen wegen der Grenzdifferenzen mit Bayern fortgesetzt, das Kanzleiwesen geregelt und überhaupt mehrere auf die Dienstpragmatik bezügliche nicht unwesentliche Anordnungen erlassen. Nach dem Tode des Kaisers Joseph I. (1711) wurde Graf Wenzel Norbert Octavian in seiner Würde als Oberstkanzler bestätigt, aber, da Graf Wrtby zum Oberstburggrafen von Böhmen ernannt wurde, hörte seine Leitung der Statthalterei auf. Er trat, über diesen Vorgang verletzt, am 18. December 1711 auch die Oberstkanzlerwürde an Wenzel Johann Grafen Wratislaw ab. Gleichsam zur Entschädigung wurde er von Kaiser Karl VI. zum Ritter des goldenen Vließes ernannt. Den Glanz und Reichthum seines Hauses hat der Graf in beträchtlicher Weise vermehrt. Er erhielt mit 9. Jänner 1706 die Bewilligung, ein Majorat zu gründen und setzte mit Uebergehung seiner zwei ältesten Söhne den dritten, Franz Ferdinand, zum Fideicommißerben ein. Aus einer zweimaligen Ehe, zuerst mit Anna Franziska Gräfin Martinitz, dann mit Maria Anna Theresia Gräfin Nesselrode, besaß er 16 Kinder, welche alle auf der Stammtafel I ersichtlich gemacht sind. [Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 203. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 1850 et s., 8°.) Tome XXVII, p. 759. – Folkmann (J. E.), am bez. Orte, S. 48–51. – Wißgrill, am bez. Orte, Bd. V, S. 134.] –