Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kermpotich, Peter
Band: 11 (1864), ab Seite: 184. (Quelle)
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Kern, Anton (Maler, geb. zu Tetschen in Böhmen 1710, gest. zu Dresden 1747). Sein Vater war Syndicus in Tetschen und der Sohn gab zeitlich Proben seines Talentes. Als er zehn Jahre alt war, kam er auf die Jesuitenschule nach Mariaschein, wo er jede Zeit, die ihm von den Studien übrig blieb, seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Zeichnen und Malen widmete. Der Zufall fügte es so glücklich, daß Laurentio Rossi, ein venetianischer Maler und damals am Hofe des Königs von Polen beschäftigt, nach Mariaschein kam und mehrere Arbeiten Kern’s gewahr wurde. Als er gar den gut gearteten hoffnungsvollen Knaben persönlich kennen lernte und sich von seinem schönen Talente genügend überzeugte, erbat er sich von den Eltern die Erlaubniß, ihn nach Dresden mitzunehmen, wo er ihn weiter in der Kunst unterrichten wollte. Ein Jahr etwa blieb Kern bei seinem Meister in Dresden, als er diesem nach Venedig folgte, wo ihn Rossi zu einem zweiten nicht unbedeutenden Künstler, Johann B. Pittoni, in die Lehre gab. Sieben Jahre genoß K. nun Pittoni’s Unterricht, besuchte aber auch fleißig Venedigs Privat- und öffentliche Kunstsammlungen, sich an deren Meisterwerken bildend. Nun kehrte er mit Rossi’s Bruder Bonaventura, bei dem er in Venedig diese Zeit hindurch gewohnt, nach Dresden zurück. Nachdem er dort einige Zeit verweilt, begab er sich in sein Vaterland, wo der geschickte Künstler bald genügende Beschäftigung fand. Als um diese Zeit in Dresden das Beilager der königl. Prinzessin Amalie mit dem Könige beider Sicilien gefeiert werden sollte, wurde K. zur Ausführung mehrerer Arbeiten für die Festlichkeiten nach Dresden berufen, wo er später auch den Auftrag erhielt, die Skizzen zu den, Altarblättern und Deckenstücken der neuen katholischen Kirche zu entwerfen. Diese Arbeit hat K. so zur Zufriedenheit des Königs gelöst, daß er ihn 1738 auf seine Kosten nach Italien reisen ließ. In Italien, vornehmlich in Rom, hielt sich K. über drei Jahre auf, schickte Arbeiten nach Dresden, die des Königs vollen Beifall fanden, wurde aber im Jahre 1741 nach Dresden zurückberufen, wo ihn der König zu seinem Hofmaler ernannte. Von dieser Zeit an arbeitete K. ununterbrochen in Dresden. Zu den beiden Beilagern, nämlich zu jenem der königl. Prinzessin Marianne mit dem Churfürsten von Bayern und des königl. Churprinzen von Sachsen mit der königl. Prinzessin Maria Antonia von Bayern, wurde K. bei mehreren Festarbeiten [185] zu Rathe gezogen. Mitten unter dieser Arbeit überfiel ihn aber, ohne daß eine äußere Ursache bekannt geworden wäre, plötzlich ein Leiden, welches innerhalb 24 Stunden seinem Leben ein Ende machte. Erst 37 Jahre alt, wurde der hoffnungsvolle Künstler seinen Freunden und der Kunst, in der er Großes zu leisten berufen schien, entrissen. Von seinen Arbeiten sind bekannt geworden: „Der bethlehemitische Kindermord“, in Rom gemalt und in der Dresdener Gallerie aufbewahrt; – „Die heilige Familie“, in der Josephinischen Stiftscapelle; – „Die Opferung Christi im Tempel“, in der Hauscapelle der Prinzessin von Weissenfels; – „Der heilige Hubertus“, in der churfürstlichen Hofcapelle; – „Alexander bei Diogenes“, über Lebensgröße; – „Rachel mit Jacob am Brunnen“; – „Rebecca mit dem Eleazar“ – und „Die heilige Dreifaltigkeit“, die letztgenannten vier Gemälde sämmtlich für den Grafen Brühl; – „Die Schöne Blumenhändlerin“, Bruststück, bekannter durch den Kupferstich der Therese Rouselet: la belle bouquetière, damals im Besitze Heinecke’s; – „Die heilige Apollonia“ und „Die heilige Agatha“, beide Altarblätter für die Lorettocapelle am Hradschin zu Prag; – „Die Geburt Christi“ und „Die drei Weisen aus dem Morgenlande“, für den Grafen Czernin in Prag, in dessen Palast sich übrigens noch andere Arbeiten Kern’s, und zwar Bibelstücke befinden; – „Die heilige Magdalena, knieend vor einem Crucifixe und der Eitelkeit dieser Welt entsagend“; – „Die Beschneidung Christi“; – „Christus, 12 Jahre alt, lehrt im Tempel“; – „Die heilige Familie“, Maria, das Jesukind in die Wiege legend, während der nebenstehende Joseph aus einem Buche betet; die letztgenannten vier sämmtlich in Lebensgröße und gleichfalls für den Grafen Czernin; – „Der heilige Johann von Nepomuk“, Hochaltarblatt; – „Der heilige Joseph“; – „Die heilige Barbara“, zwei Seitenaltarblätter für die zur Herrschaft Tetschen gehörige Kirche in Rosanitz; – „Die heilige Dreifaltigkeit“, für die Kirche zu Graupen in Böhmen; – „Der heilige Johann Evangelist“, für die Cistercienser-Abtei Offek in Böhmen; – „Der heilige Augustin“, in der Bildersammlung der Prämonstratenser-Abtei zu Strahow in Prag; – „Die heilige Anna“; – „Maria und Joseph, umgeben von anderen Heiligen“, zwei Altarblätter, die sich früher im Besitze seines Bruders Benedict [siehe weiter unten] befanden; – „Die vier Jahreszeiten“, von Zucchi gestochen; – „Apollo, den Marsius schindend“; – „Cham, seinen entblössten Vater verlachend“, die letzten zwei Zeichnungen hat K. nach Langotti ausgeführt. Was Kern’s Arbeiten betrifft, so verrathen sie eine gründliche Ausbildung in der Technik und eine zwar nicht überreiche aber lebendige Fantasie. Seine Farbengebung fällt etwas in’s Grünliche. In seinen früheren Arbeiten ist Pittoni’s Einfluß unverkennbar, später jedoch suchte er sich von jeder fremden Manier zu emancipiren, obwohl Pittoni hie und da in Einzelheiten, wie zum Beispiele in den Händen, hervorguckt. Seine Entwürfe, deren eine nicht unbedeutende Zahl sich im Besitze seines Bruders befanden, sind entweder mit einer groben Feder und mit Tusch angelegt, hie und da mit Kreide behandelt; oder auch ganz mit schwarzer Kreide oder Röthel, oder aber nur mit Tinte und Feder leicht hingeworfen. Von seinen Schülern sind außer seinem Bruder Benedict zu nennen: Franz Toscani, der nachmals in der Porzellanfabrik in Meißen arbeitete, und Karl Melchiori, der später verschollen ist. – Anton’s jüngerer Bruder Benedict war auch ein geschickter [186] Maler, der historische und Jagdstücke arbeitete und noch ein geschickterer Restaurator alter Gemälde, der in dieser Eigenschaft bei der churfürstlichen Gallerie in Dresden beschäftigt war, wo er noch im Jahre 1777 lebte, über dessen nähere Lebensverhältnisse jedoch nichts weiter bekannt ist. Er war der Erbe des ganzen künstlerischen Nachlasses seines Bruders Anton.

Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken (Prag 1773 u. f., 8°.) Theil III, S. 156. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottlieb Haase, kl. 4°.) Bd. II, S. 50. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VI, S. 559. – Derselbe, Die Monogrammisten (München, gr. 8°.) Bd. I, Nr. 762. – Die Künstler aller Zeiten und Völker, begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 476. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 183 [nennt seinen Geburtsort Teschen; er ist aber Tetschen im Leitmeritzer Kreise Böhmens und nicht Teschen, der Hauptort des gleichnamigen Fürstenthums]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XVII, S. 989. – Abregée de la vie des peintres (Dresde), p. 282. – Porträt. Unterschrift: Antonius Kern. Jacob Ceruti pinxit. J. Balzer sc. Praga (4°.).