BLKÖ:Joël, Felix
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Joendl, Johann Philipp | ||
Band: 10 (1863), ab Seite: 224. (Quelle) | |||
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Bäuerle [Bd. I, S. 118], Castelli [Bd. II, S. 303][WS 1] und den Bücherfreund Haydinger [Bd. VIII, S. 107] repräsentirt war. Felix war der jüngste von drei Brüdern, deren jeder, obgleich sie von Einem Vater stammen, einen andern Namen führte; der älteste hieß Joëlson, der zweite Joëlsdorf, der dritte, von dem hier die Rede, einfach wie sein Vater: Joël. Die beiden Ersteren hatten sich schon vor Jahren taufen lassen, Joël war dem Glauben seiner Vater treu und Israelit geblieben. Von den Jahren 1820–1850 war er Hausgenosse des Baron Rothschild und die Winke dieses Geldkönigs benützend, vermehrte er sein ursprünglich kleines Vermögen so sehr, daß es bei seinem Tode die Höhe von einer halben Million erreicht hatte. Joël soll Doctor der Rechte gewesen sein, doch hat er die Praxis nie ausgeübt. Nur als Graf Ferdinand Palffy, der bekannte Kunstfreund, die Direction des Theaters an der Wien führte, war Joël sein erster Consulent, aber wohl, wie es den Anschein hat, mehr in Sachen der Kunst als in jenen des Rechtes; übrigens war er es, der den Plan zur ersten Ausspielung des genannten Theaters entworfen, und das Engagement der bedeutendsten Künstler vermittelt hat. Seit einer Reihe von Jahren war Joël der ständige Besucher aller Wiener Theater, es gab keine Künstlergröße seit etwa drei bis vier Decennien, welche J. nicht gesehen hätte, er war ein lebendes Nachschlagebuch für alle Theatergeschichten dieses Jahrhunderts und so lange das sogenannte Künstler-Kaffeehaus (Café Wirschmitt, auf dem Neuen Markte, im 1. Stocke, heute Hotel Meißl) bestand, war J. ein täglicher Gast desselben, um den die ersten Künstler aller Wiener Bühnen: Demmer, Forti, Horschelt, Koch, Korntheuer, Koberwein, Krüger, Küstner, Lange, Raimund, Vogel, Vogel u. A. so zu sagen einen Kreis bildeten. Dadurch hatte sich Joël ein sehr gediegenes aber auch scharfes Urtheil gebildet, um welches von einem Darsteller befragt, er zu antworten pflegte: „Können sie Freimüthigkeit vertragen?“ und wenn der Frager dieß bejahte, mit einem sehr strengen [225] Urtheil die Frage erledigte. Eine Eisenbahnreise hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, daß er denn auch eine noch größere Reise anzutreten habe und er deßhalb sein Testament niederschreiben solle. Zu Universalerben hatte er die Kinder seiner Schwester eingesetzt und auch andere Verwandte mit namhaften Beträgen bedacht; ferner verschrieb er dem Spital der barmherzigen Brüder 2000 fl., dem israelitischen Krankenhaus 4000 fl., dem Taubstummen-Institut 600 fl., der Kinderbewahranstalt 300 fl., dem Handwerkerverein 600 fl. u. dgl. m. Der k. k. Armee hinterließ er seine reiche und gewählte Büchersammlung mit folgender Verfügung: „Das k. k. oberste Armeecommando wolle veranlassen, daß seine ganze Büchersammlung in mehrere kleine Handbibliotheken abgetheilt und jede der letzteren zur Begründung ebenso vieler für die in kleinen Provinzialstädten stationirten, besonders deutschen Garnisonen gewidmet werde. Diese Bibliotheken sollen jedem Soldaten ohne Unterschied des Ranges und der Confession zur Benützung offen stehen“. Nun folgen an 60 Legate mehr oder minder werthvoller Andenken für die Herren James Rothschild, Leopold Kompert, Franz Grillparzer, Dr. Heinrich Laube, Hofschauspieler Beckmann (dieser erhielt den Bambusstock, der ein Eigenthum des berühmten Brockmann gewesen), Fichtner, Lucas u. m. A. und jedes derselben begleitet von einigen Worten dankbarer Erinnerung an die von jedem Einzelnen in seinem Bereiche dem Verstorbenen bereiteten Genüsse auf dem Gebiete der dichtenden oder darstellenden Kunst.
Joël, Felix (Kunstfreund, geboren, wie aus seinem Testamente die Vermuthung entsteht, in Böhmen um das Jahr 1780, gest. zu Wien im November 1856). Ein durch seine Eigenthümlichkeiten im Leben und durch seine letztwilligen Verfügungen denkwürdiger Mann, mit dem ein Stück Alt-Wien zu Grabe getragen wurde, als dasselbe nur noch durch- Wiener Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 50. Jahrg. (1856), Nr. 266. – Bohemia (Prager Unterhaltungsblatt, 4°.) 1856, Nr. 272, S. 717, im Artikel: „Tous les quinze jours“; Nr. 275, S. 739. [Diese Mittheilungen sind nachgedruckt in der Gratzer Tagespost 1856, Nr. 300; – Arader Zeitung 1856, Nr. 100; – im Sonntagsblatt, Beilage der neuen Salzburger Zeitung, 1856, Nr. 1, u. a.] – Gratzer Zeitung 1856, Nr. 236 [in der Wiener Feuilleton-Correspondenz]. – Oesterreichische Zeitung (Wiener politisches Blatt) 1856, Nr. 576: „Ein Stück Alt-Wien“. – Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld, 1856, Nr. 93, S. 747 [enthält die Stelle aus Joël’s Testament, mit welcher er seine zahlreiche Büchersammlung zur Errichtung von kleinen Garnisonsbibliotheken widmet.]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: [Bd. II, S. 103].