Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Jast, F.
Band: 10 (1863), ab Seite: 109. (Quelle)
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Jaszay, Paul von (Geschichtsforscher, geb. zu Szántó in der Abanjer Gespanschaft Ungarns 19. Februar 1809, gest. zu Pesth 29. December 1852). Entstammt einer ungarischen Adelsfamilie, besuchte, um die deutsche Sprache zu erlernen, 1823 und 1824 das evangelische Lyceum zu Käsmark in der Zips, und beendete seine Studien 1829 am reformirten Collegium zu Sáros-Patak. Nun trat er in die juridische Praxis, und zwar begann er als „Patvarist“, wie sie in Ungarn heißen, bei dem Vice-Gespan des Abanjer Comitates und wurde dann beeideter Notar (Jurat) der königlichen Tafel in Pesth. Als Joseph Graf Teleki, damals Baron der königlichen Tafel und an dessen Seite J. diente, im Jahre 1832 zur k. ungar. Hofkanzlei nach Wien als referirender Hofrath befördert wurde, nahm er J. nach Wien mit, erwirkte dessen Anstellung bei dieser Hofstelle und gewährte ihm 6 Jahre hindurch gastlichen Aufenthalt in seinem Hause. J. wurde nun Hofconcipist, endlich Hofsecretär bei der ungarischen Hofkanzlei und blieb in dieser Stellung, bis ihn das für Ungarn so verhängnißvolle Jahr 1848 in sein Vaterland zurückbrachte. Er begab sich nun nach Pesth, wo er als Ministerialsecretär des Grafen Batthyani fungirte und unter den Vorbereitungen zu dem blutigen Schauspiele des folgenden Jahres wohl keine Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten finden mochte; er verließ also Pesth im Jahre 1849 und begab sich in seinen Geburtsort Szántó, wo er Begonnenes ob Mangel aller literarischen Hilfsmittel unterbrechen und Neues vornehmen mußte. Ein durch seine anstrengenden wissenschaftlichen Arbeiten bereits seit längerer Zeit eingetretenes Leiden, welches J. unbeachtet ließ und das sich immer mehr verschlimmerte, weil J. nicht zu bewegen war, seine mühsamen und die Gesundheit angreifenden Forschungen auch nur für kurze Zeit zu unterbrechen, trat endlich so gewaltig auf, daß es den Gelehrten, so zu sagen, am Schreibtische, im Alter von 43 Jahren dahinraffte. Frühzeitig wendete sich J. wissenschaftlichen Arbeiten zu, und schon in Patak begann er unter Joseph Csengery’s Leitung mit besonderer Vorliebe geschichtliche Forschungen, sammelte und copirte alte Urkunden. Als er im Jahre 1830 seinen Vorsteher Comáromi auf den Reichstag begleitete, dehnte er seine geschichtlichen Forschungen auf die Reichstagsacten aus, und unterzog zu diesem Zwecke das Archiv des Szabolcser Comitates einer gründlichen Durchsicht; in Wien aber durchforschte er während eines 16jährigen Aufenthaltes das k. k. geheime Haus-, Hof- und Staatsarchiv, das Archiv der ungarischen Hofkanzlei und Privatsammlungen. Die Bekanntschaft mit Anton Gevay [Bd. V, S. 164], damaligem Scriptor an der Hofbibliothek, der zu jener Zeit eben mit einer Abschrift des kais. Codex der altungarischen, aus dem 14. Jahrhunderte stammenden Bibelübersetzung beschäftigt war, lenkte J.’s Aufmerksamkeit auf das Studium der altungarischen Sprache, und J. begann nun selbst die Abschrift des in [110] der königl. bayerischen Hof- und Staatsbibliothek befindlichen altungarischen Bibel-Codex, auf den 1834 Nikolaus Fejérvári die ungarische Akademie aufmerksam gemacht hatte. Diese Arbeit hatte gründliche sprachliche Untersuchungen zur Folge und die Ergebnisse derselben legte J. in einer umfassenden Einleitung und in einem kritischen Wörterbuche nieder, welches den 3. Band der von der ungarischen Akademie herausgegebenen ungarischen Sprachdenkmäler bildet. In dem J. noch einige Beitrage zur Geschichte der ungarischen Sprache lieferte, schloß er seine philologischen Arbeiten mit einer Skizze der äußeren Geschichte der ungarischen Sprache, geschrieben gelegenheitlich seiner Ernennung zum ordentlichen Mitgliede der ungarischen Akademie, während er sich an einigen akademischen Spracharbeiten, vornehmlich an der Abfassung des Systems der ungarischen Sprache betheiligte. Nach seiner Entfernung von Pesth, entblößt von allen Hilfsmitteln, welche ihm die dortigen reichen literarischen Sammlungen darboten, vertauschte er die bisher mit solchem Erfolge fortgesetzten philologischen Forschungen mit historischen, und das ungarische Athenaeum, der Figyelmezö und einige andere Sammelwerke brachten seine Forschungen auf dem neuen Gebiete, darunter: „A gyarmati béke 1625“ d. i. Der Friede zu Gyarmat; – „A Szönyi béke 1627“, d. i. Der Friede zu Szöny 1627. Von seinen selbstständig erschienenen Werken sind außer einer Schrift über die Stimmfähigkeit der königlichen Freistädte (Pesth 1843), vorgearbeitet als Grundlage zur Discussion, welche auf dem ungarischen Reichstage 1843 über diesen Gegenstand stattfinden sollte, anzuführen: „A Magyar nemzet napjai a mohácsi vész után“, d. i. Die Tage der ungarischen Nation seit der Niederlage von Mohács (Pesth 1848), wovon nur Ein Band, die Zeit vom 29. August 1526 bis zum 25. Jänner 1527 umfassend, erschien; – „A magyar nemzet napjai a legrégibb időtől az arany bulláig“, d. i. Die Tage der ungarischen Nation von der ältesten Zeit bis zur goldenen Bulle (Pesth 1852, 8°.), nach J.’s Tode von seinem Freunde Franz Toldy herausgegeben; es ist dieß eine im volksthümlichen Geiste gehaltene Geschichte Ungarns, deren gelehrter Apparat in den Anmerkungen, die das Werk begleiten, niedergelegt ist. Die Herausgeber des Werkes „Magyar irók“, Danielik und Ferenczy, wollen in diesem Buche Jaszay’s Feindseligkeit gegen den katholischen Glauben und Hinneigung zu den Götzen des Heidenthums erblicken. Auch hat J. den Commentar Mildner’s über das ungarische Wechselrecht in’s Ungarische übersetzt. Von der Akademie seines Vaterlandes zuerst zum correspondirenden, 1841, wie bereits erwähnt, zum ordentlichen Mitgliede erwählt, erfolgte am 4. Februar 1848 auch seine Wahl zum correspondirenden Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien.

Toldy (Ferencz), Irodalmi arcképei s újabb beszédei, d. i. Literarische Porträte von Franz Toldy, herausgegeben von Tárkányi (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) S. 163. – Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, 8°.) IV. Jahrg. (1854), S. 90 [im Berichte des Herrn Generalsecretärs Ferdinand Wolf]. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 228. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és leszármazási táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1859, Moriz Ráth, gr. 8°.) Bd. V, S. 322.