BLKÖ:Hentzi Edler von Arthurm, Heinrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hentzi, Genealogie
Band: 8 (1862), ab Seite: 317. (Quelle)
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Hentzi Edler von Arthurm, Heinrich (General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens geb. zu Debreczin im Biharer Comitate am 24. October 1785, gest. den Opfertod für’s Vaterland am 21. Mai 1849). Der Sohn des Patriziers Ludwig Hentzi aus Bern, der in kaiserlichen Diensten es zum Oberst bei Erzherzog Johann-Dragoner gebracht; Heinrich wurde in der k. k. Ingenieurakademie erzogen, am 1. September 1804 zum Corpscadeten und am 4. September 1805 zum Oberlieutenant im Corps ernannt. Bereits im Feldzuge des Jahres 1805 zeichnete sich H. aus, indem er in Olmütz einen in Feindesgewalt gerathenen Approvisionirungstransport mit seiner Mannschaft, die sich eben auf Arbeit auf der Festungsesplanade befand, wegnahm. Nun wurde H. bei verschiedenen Festungsbauten in Prag, Theresienstadt (seit 1. September 1806), Comorn (seit 1. Juni 1808) verwendet; wurde am 1. März 1809 Capitänlieutenant, als welcher er im Laufe dieses Feldzuges mehreren Unternehmungen gegen den Feind, der die Festung belagerte, beiwohnte und nach geschlossenem Frieden bis 1813 beim Festungsbaue in Comorn in Dienstleistung stand. Im Feldzuge der Jahre 1813 und 1814 war H. als Hauptmann dem Generalstabe des Feldmarschall-Lieutenants Baron Wimpffen zugetheilt, hatte bei der Blockade von Auxone (im Jahre 1814) eine Brücke über die Saone (24. Jänner bis 1. Februar) geschlagen, den Gefechten von St. George (18. März), Lyon (20. März), Voreppe (2. April) beigewohnt, die Cernirung von Grenoble eingeleitet und wieder bei Pontarlier mit großer Schnelligkeit eine Brücke über die Saone geschlagen, anläßlich welcher Waffenthaten er in der Relation des Erbprinzen Philipp von Hessen-Homburg und in jener des Feldmarschall-Lieutenants Baron Wimpffen unter den Ausgezeichneten genannt und dessen Belohnung angetragen wurde. Am 1. September 1814 kam H. nach Comorn zurück, wurde am 1. Juni 1815 wirklicher Hauptmann, am 1. August 1819 Localdirector in Peterwardein, kam 1821 in gleicher Eigenschaft nach Karlsburg und am 1. April 1825 zum Casernenbaue nach Wadowice in Galizien. Mit 2. Juli 1828 zum Major im Corps befördert, wurde er im folgenden Jahre Localdirector in Essegg. 1831 in Temesvár, wo er am 19. Juni 1834 Oberstlieutenant und von dort im November 1835 nach Mantua übersetzt wurde. Daselbst hat er das Fort Pietole ausgebaut, den Platz gegen die Hochwasser des Po und Mincio gesichert und bei dem außerordentlichen Hochwasser des Jahres 1839 die Schutzarbeiten zur Erhaltung der Dämme mit Erfolg geleitet. Am 19. März 1841 zum Oberst im Corps ernannt, kam H. im Juni d. J. als Districtsdirector nach Mailand, wurde 16. August 1842 Commandant des Sappeurcorps und am 16. October 1845 jener des Mineurcorps. Am 9. Mai 1848 wurde H. zum General-Major und Brigadier in Kronstadt befördert, aber noch im Juli d. J. als Festungscommandant nach Peterwardein beordert. Daselbst setzte er den magyarischen Insurgenten entschiedenen Widerstand entgegen, und in Folge seiner Bemühungen, die Festung seinem Herrn und Kaiser zu erhalten, wurde er von den Rebellen verhaftet und nach Ofen geführt, wo er erst mit dem Einrücken kaiserlicher Truppen am 5. Jänner [318] 1849 in Freiheit gesetzt wurde. Gleich nach seiner Befreiung ließ H. die Festungswerke von Ofen in gehörigen Stand setzen, als Fachmann alle Anordnungen treffend, um dem Feinde geraume Zeit Widerstand leisten zu können. Als am 21. April 1849 die österreichische Armee die Gegend von Ofen und Pesth räumte, um bei Preßburg eine feste Stellung zu nehmen, blieb Hentzi in Ofen als Commandant zurück; 1 Bataillon Erzherzog Wilhelm, 1 Bataillon Ceccopieri, 1 Bataillon des Warasdiner Creuzer Grenz-Infanterie-Regiments, 4 Compagnien Banalisten, 1/2 Compagnie Pionniere, 1 Escadron Erzherzog Johann-Dragoner und 110 Mann Artillerie bildeten die Besatzung Ofens. Proviant auf zwei Monate befand sich in der Festung, denn in dieser Zeit hoffte man Ofen zu entsetzen. Schon am 4. Mai 1849 cernirten die Magyaren die Festung Ofen. Von diesem Augenblicke war Hentzi die Seele der Besatzung. Gleichsam sich vervielfältigend war er überall; sprach seinen Leuten Muth zu und belebte durch sein Erscheinen auf den gefährlichsten Puncten die Mannschaft. Bei dem am 11. Mai auf seinen Befehl gemachten Ausfall gegen Pesth wurden 400 Mann aus den dortigen Spitälern aus feindlicher Gewalt befreit. Am 12., 14. und in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai hatte er die Stürme der Magyaren, welche diese auf beide Brücken-Retranchements, auf die Rondellen Nr. 4 und 6 und die Escarpe beim Wienerthore gemacht, wie auch mehrere Angriffe in den folgenden Nächten blutig zurückgeschlagen. Unter Einem ließ er alle Beschädigungen, welche die Werke durch diese Stürme erlitten hatten, so gut es ging, wieder herstellen, und belebte den Muth der Garnison durch die Hoffnung auf baldigen Entsatz, an den er jedoch wohl selbst kaum glauben mochte. Endlich in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai unternahm der Feind einen Sturm von allen Seiten und mit seiner ganzen auf 30.000 Mann geschätzten Macht. Schon hatte er die Bresche neben der Rondelle Nr. 1 erstiegen. Hentzi trieb eben im Brücken-Retranchement den stürmenden Feind zurück und eilte nun mit seinen Grenzern selbst in die Festung, nahm noch die nächst der Hauptwache sich sammelnden Truppen vom Infanterie-Regimente Nr. 12 unter Commando des Hauptmanns Schröder mit und führte sie dem Feinde entgegen, um ihn in seinem Vordringen aufzuhalten und zuletzt zurückzudrängen. Das Geschütz vor der Hauptwache, von dem Hauptmanne Burger und einem einzigen Kanonier bedient, gab an 20 Kartätschenschüsse; mörderisch wüthete der Straßenkampf, schon war der Ingenieur-Hauptmann Gorini gefallen. Da stellte sich Hentzi von seinen Officieren umgeben an die Spitze einer Compagnie „Warasdiner“, um mit ihr ein Haus zu erstürmen, in welchem sich der Feind sammelte. „Soldaten!“ rief er, „dort jenes Haus müssen wir nehmen, und die andringenden Rebellen von der Mauer zurückschlagen! Mir nach!“ Dieß waren seine letzten Worte, da wurde er von einer Kugel tödtlich getroffen, sank in die Arme des Oberlieutenants Kristin und an seiner Seite fiel auch der Hauptmann Schröder. In sein Quartier gebracht, hauchte er nach 15 Stunden seine Heldenseele aus. Der Fall des Commandanten erschütterte die Besatzung; noch sprengte sich der heldenmüthige Alnoch vom Infanterie-Regimente Nr. 23 in die Luft. Um 9 Uhr war die Erstürmung zu Ende und aus der Festung, die einem aufgebrochenen Sarge glich, dampfte das Blut der vielen Leichen, und das Pulver aus [319] Geschütz und Gewehren. 10 Officiere und 160 Mann waren bei der Vertheidigung gefallen, 20 Officiere und über dritthalbhundert Mann wurden von den Magyaren nach der Einnahme der Festung gemordet. In der 117. Promotion erkannte das Ordenscapitel (vom 26. März 1850) dem todten Helden das Maria Theresienkreuz zu. Schon mit Diplom vom 17. Juli 1844 wurde H. wegen seiner 40jährigen Dienstzeit mit dem Prädicate Edler von Arthurm in den erbländischen Adelstand erhoben, diesem folgte für seinen Sohn Heinrich (gest. der Letzte seines Geschlechts Anfangs 1862 als Major in Pension), der, damals Hauptmann im Geniecorps, sich bereits das Ritterkreuz der eisernen Krone erworben hatte, mit Diplom vom 10. September 1852 die Erhebung in den Freiherrnstand. Hentzi’s Witwe, eine geborne Bertolan, die seit dem Heldentode ihres Gemals in Ofen lebte, ist am 21. Juni 1861 daselbst gestorben. Seine Majestät der Kaiser verewigten das Andenken an diesen Leonidas der Neuzeit durch Aufstellung eines Monumentes und Prägung einer Medaille, von denen beiden Näheres unten die Quellen enthalten.

Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1850), Nr. 61: „Erinnerung an Heinrich Hentzi“. – Militär-Zeitung (Fortsetzung des „Oesterreichischen Soldatenfreund“, 4°.) 1857, Nr. 42, S. 332 [in der „täglichen Rückschau in die Vergangenheit“ von Ad. Dietrich]. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt) 1857, Nr. 8, S. 30: „Skizze des Krieges in Ungarn 1848 u. 1349“. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 1677, 1754. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1850, 8°.) Bd. III, S. 157. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 146. – Austria. Universal-Kalender (Wien, Klang, gr. 8°.) XI. Jahrgang (1850), S. 355. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) XIII. Bd. (1849), S. 132. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Sp. 20 und Tafel XXVI H.’s Porträt. – Der Satellit (Kronstädter polit. Blatt, 4°.) 1852, Nr. 58: „Die Enthüllung des Hentzi-Denkmals in Ofen“. – Porträte. 1) Lithogr. von Kriehuber (Wien, Paterno, Fol.); – 2) nach Kriehuber von Dauthage lithogr. (ebenda, 4°.); – 3) lithogr. von Relstad (Wien, Neumann, Fol. und auch in 4°.). – Das Hentzi-Monument. Dasselbe steht in der Festung Ofen auf dem Georgiplatze und fand seine feierliche Enthüllung und Einweihung in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers, der Erzherzoge Albrecht, Ernst und Karl Ludwig, einer Suite von 40 Generalen und mehreren 100 Officieren, dann jener Officiere und Mannschaften, welche bei der Vertheidigung Ofens gegenwärtig waren (an 200 Köpfe) am 11. Juni 1852 Statt. Ungefähr 66 Wiener Fuß hoch, ruht das im gothischen Style ausgeführte Monument auf einem granitnen dreistufigen Plateau, das einen Umfang von 90 Fuß hat. Der darauf stehende Unterbau des Monuments ist von Gußeisen, hat einen hohen Sockel mit 6 Schrifttafeln, deren vorderste die eigentliche Widmung des Ehrendenkmals enthält; sie lautet: „General Hentzi mit ihm Oberst Alnoch nebst 418 Tapfern starben hier den Opfertod für Kaiser und Vaterland 1849“. Die übrigen 5 Tafeln enthalten die Namen aller Helden, welche hier den Tod fanden, darunter 32 Officiere. Auf dem Unterbaue erhebt sich die, die Heldenthat symbolisirende Gruppe. Die Gefallenen sind in der Person eines Kriegers dargestellt, der im Sinken sein tapferes Schwert festhaltend, von einem Engel mit dem Lorber geschmückt wird. Ueber dieser Gruppe erhebt sich ein hochstrebender gothischer Dom, der mit hochauslaufender Thurmspitze in einem Kreuze endigt. Rings um die Kuppel erheben sich sechs auf zarten Säulen stehende Broncefiguren, die militärischen Tugenden: Fahnentreue, Wahrheit, Religion, Großmuth nach dem Siege, Wachsamkeit und Aufopferung darstellend. Jede dieser Figuren ist mit einem gothischen Baldachin überdeckt. Die Zeichnung dieses Denkmals wurde von dem Hofbaurathe Sprenger entworfen, Professor F. Bauer hat die Gruppe in der Kuppel, Bildhauer Gasser die sechs kleinen Eckfiguren modellirt und die fürstlich Salm’sche Eisengießerei den Guß ausgeführt. Das ganze Metallgewicht beträgt über 1200 Centner. – [320] Die Illustrirte Zeitung von J. J. Weber in Leipzig, Bd. XIX (1852), S. 104, wie jene von Reyhongs (Greis) in Wien herausgegebene „Oesterr. Illustrirte Zeitung“ brachten im Jahre 1852 Abbildungen des Hentzi-Monumentes. – Hentzi-Medaille. Avers: Das wohlgetroffene Bildniß Sr. Majestät des Kaisers. Revers: Das Hentzi-Monument mit der Widmung: „Den gefallenen Helden in Ofen am 21. Mai 1849“ und der Umschrift: „Se. Majestät der Kaiser übergeben die Namen dem Andenken des Heeres“. Davon wurden am Tage der Enthüllungsfeier 500 Exemplare unter Ofens Vertheidiger und die übrigen Anwesenden vertheilt. –