BLKÖ:Hensel, Friedrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 309. (Quelle)
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Hensel, Friedrich (Genie-Hauptmann, geb. zu Kronstadt in Siebenbürgen 13. August 1781, gest. den Tod für’s Vaterland im Blockhause zu Malborghet in Kärnthen 17. Mai 1809). Erhielt seine militärische Ausbildung in der Genieakademie zu Wien, aus welcher er 1801 – 20 Jahre alt – als Cadet in’s Corps trat. Am 1. September 1802 rückte er zum Oberlieutenant, am 1. Jänner 1807 zum zweiten Hauptmann vor. Als der Feldzug 1809 nach der siegreichen, durch Erzherzog Johann gewonnenen Schlacht bei Sacile (16. April) plötzlich eine andere Wendung nahm und die Erfolge der französischen Armee in Deutschland namentlich die entscheidende Schlacht bei Eckmühl (22. April) einen verderblichen Einfluß auf die Ereignisse in Italien übten, da galt es zunächst den Rückzug der österreichischen Armee, welcher der siegestrunkene Feind auf dem Fuße folgte, zu sichern. Bereits hatten die österreichische und italienische Armee nach dem unglücklichen Treffen an der Piave (8. Mai) den Tagliamento überschritten (10. und 11. Mai), die Treffen bei San Daniele und Venzone (13. Mai) hatten stattgehabt und die österreichischen Colonnen hatten die Grenzen Kärnthens bei Pontafel erreicht, [310] wobei auch schon der österreichische Nachtrab von der französischen Avantgarde bei Malborghet zurückgedrängt wurde. In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai ließen die zahllosen Wachfeuer längs den Gebirgen auf die Macht der nachrückenden Armee des Vicekönigs Eugen schließen. Die Kanonen des Forts Malborghet hielten den anrückenden Feind auf. Malborghet war einer der Sperrpuncte, welche bei dem Ausbruche des Krieges 1809 bestimmt worden waren, die Grenzen Oberkärnthens gegen den etwa anrückenden Feind zu schützen. Außer dem am felsigen Bergabsturz von Thalavai gelegenen Malborghet, waren ähnliche Sperrpuncte noch die Schloßberghöhe von Sachsenburg und der höchste Straßenpunct auf dem Berge Predil zwischen dem Dorfe gleichen Namens und Oberbreth. Um solide Befestigungen daselbst anzubringen, war die Zeit zu kurz gewesen. In Malborghet und Predil [über letzteres siehe in der Biographie des Hauptmanns Hermann von Hermannsdorf] wurden also Blockhäuser errichtet. Das Fort Thalavai oberhalb des Eisenhammers von Malborghet, auf einer Anhöhe erbaut, welche 30 Klafter über dem Bette der Fella liegt und das ganze Thal beherrscht, bestand aus zwei Blockhäusern, die von mehreren Batterien geschützt, durch einen 8 Schuh in Felsen gehauenen Gang verbunden waren. Zur Vertheidigung des Forts hatte sich der Erbauer desselben, Genie-Hauptmann Friedrich Hensel, freiwillig angeboten und diesem sich der Hauptmann Kupka von Erzherzog Franz Karl-Infanterie angeschlossen. Die Besatzung bestand aus 200 Füsilieren, 50 Schützen und 7 Officieren von dem Oguliner Grenz-Regimente, 1 Lieutenant und 8 Mann vom Mineurcorps, 24 Artilleristen mit 10 Kanonen unter dem Oberfeuerwerker Ignaz Rauch vom Bombardiercorps. Mit Schießbedarf, Lebensmitteln und Arzneien waren beide Forts auf 6 Wochen versehen. Die Artillerie war am 12., die andere Mannschaft am 13. Mai in’s Fort gerückt und am letztern Tage hatte sich der österreichische Nachtrab hinter das Fort zurückgezogen. Der Vortrab der französischen Armee besetzte (am 14.) Malborghet. Am 15. in der Nacht um 10 Uhr fand der erste Angriff des Feindes auf das Fort Statt, der mit bedeutendem Verluste auf Seite der Franzosen zurückgewiesen wurde. Am 15. suchten die Franzosen das Fort naher zu recognosciren oder zu umgehen, aber das Feuer der beiden oberen Batterien erschwerte ihnen dieses Vorhaben. Erst die Nacht kam ihnen zu Hilfe; von derselben begünstigt, errichtete der Feind eine Batterie, unter deren Schutze er am Morgen den Sturm ausführen sollte. Am 16. Mai (Dienstag Früh) begann der Sturm; aber erfolglos. Nun erschien ein Parlamentär, der den Commandanten zur Uebergabe aufforderte. Hensel erwiederte: „Er habe Befehl, sich zu vertheidigen, aber nicht zu unterhandeln“. Nach kurzer Ruhe begann der Sturm von Neuem. Rauch’s Kartätschen und die Musketen der Mannschaft vereitelten blutig jeden Versuch. Am 16. Nachmittags forderte der Feind die Besatzung zum zweiten Male zur Uebergabe auf, die Antwort war ungeachtet der Drohungen, die der Feind seiner Aufforderung folgen ließ, gleich der ersten. In der Nacht vom 16. versuchte der Feind noch einen Ueberfall, aber wieder vergebens. Da es aber an Leuchtkugeln fehlte, wodurch die Wirkung jedes Schusses der Unseren nur zufällig war, so stürzte sich Bartlmä Burgsthaler vom 2. Artillerie-Regimente und der 2. Majorscompagnie aus [311] den Verschanzungen und zündete das nahe, nur durch die Straße vom Fort getrennte vorstehende Stralendorfsche Hammerwerksgebäude mit Lichteln an; die Gegend wurde nun erleuchtet, der Feind sichtbar und jeder Schuß, den Rauch und seine Leute thaten, von voller Wirkung. Der dritte Sturm wurde auch glücklich abgeschlagen. Aber auch der Feind hatte von dieser Beleuchtung Nutzen gezogen und die schwache Besatzung des Forts erkannt. Ein Angriff des Forts von mehreren Seiten zugleich mußte dessen Fall zur Folge haben. Am frühesten Morgen des 17. Mai begann ein neuer Sturm. Die vom Feinde mittlerweile aufgeworfenen zwei Batterien mit fünf Geschützen waren vollendet und von dem Feuer des Geschützes unterstützt, begann der Feind den Angriff. Hensel und die Seinen leisteten furchtbaren Widerstand, neue Haufen stürmten vor und wurden von Rauch’s Kartätschen zerschmettert. Indessen rückten die über Nacht auf die andere Seite des Gebirges entsendeten feindlichen Truppen auch schon stürmend vor. Malborghet war von allen Seiten umzingelt. Um 1 Uhr stürmte man von allen Puncten zugleich. Auch war es bereits einzelnen feindlichen Soldaten gelungen, zunächst an die Palissaden zu gelangen, sie einzuhauen, worauf einzelne Haufen durch die Oeffnung in’s Fort drangen. „Muth Cameraden!“ ruft Hensel seiner Mannschaft bei der Wiesenbatterie, bei der er sich eben befand, zu, da wird er von einer Flintenkugel am Kopfe getroffen, er sinkt, aber zu Tode getroffen ertheilt er noch Befehle. Die Stürmenden mehren sich, das Fallgitter des Blockhauses war offen gelassen worden, die Stürmenden dringen in dasselbe und der feindliche Officier – derselbe, sagt man, der Hensel zweimal vergeblich zur Uebergabe aufgefordert hatte – stieß den wehrlos am Boden liegenden Hensel mit dem Degen nieder, durchstach und tödtete ihn vollends mit Bajonnetstichen und Kolbenschlägen. Nun drang der Feind unaufgehalten in’s Fort und metzelte Alles nieder, was ihm in den Weg trat. Der Unterarzt Hutzler wurde bei Erfüllung seiner heiligsten Pflicht von den Franzosen niedergemacht, der heldenmüthige Kupka war unter mehr als 30 Bajonnetwunden erlegen. Noch waren österreichischer Seits gefallen: Hauptmann Wochetich, Lieutenant Moser, Fähnrich Sorbich, und 75 Mann vom Feldwebel abwärts. Gefangen wurden: Hauptmann Cäsar, Oberlieutenants Szale und Schulledich, Fähnrich Janschich von den Ogulinern, Oberlieutenant Rehm vom Mineurcorps, Oberarzt Poch und die übrige Mannschaft, darunter die 22 Artilleristen. Oberfeuerwerker Rauch sollte eben – von der Masse überwältigt – niedergestoßen werden, als ein französischer Hauptmann – vielleicht um die That des Mörders Hensel’s zu sühnen – herbeisprang und Rauch der Wuth der Stürmenden entriß. Rauch’s männliches Benehmen, welches wir erzählen werden, wenn wir zu seinem Namen im Lexikon kommen, rettete die gefangene Mannschaft vom Untergange, der bereits beschlossen war. Dem Feinde hatte die Erstürmung Malborghets 1300 Mann gekostet. Kaiser Ferdinand I. und die österreichische Armee haben Hensel’s und der Seinigen Andenken, Ersterer an Ort und Stelle der Heldenthat, Letztere zu Klosterbruck bei Znaim, in weihevoller Weise geehrt [siehe unten die Quellen]

Kroner (Karl), Die Erstürmung der beiden Blockhäuser Malborghet und Predil durch die Franzosen im Jahre 1809 (Villach 1853, [312] F. F. Hoffmann, 8°.) S. 18–29. – Neue militärische Zeitschrift (Wien, 8°.) Jhrg. 1813, Bd. 2, Heft 5, S. 82: „Erstürmung von Malborghetto“. Von J. W. Ridler. – Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (von Hormayr) (Wien 1812, A. Doll, kl. 8°.) Jahrg. II, S. 148 u. f. – Militär-Zeitung (vormals Oesterreichischer Soldatenfreund) (Wien, 4°.) Jahrg. 1860, Nr. 45. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) Jahrg. 1854, Nr. 67 [Nachricht von der zu Klosterbruck bei Znaim aufgestellten Gedenktafel zu Hensel’s und Hermann’s Ehren]. – Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, herausg. von Hormayr (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1811), Nr. 51: „Die Thermopylen der Krainischen Alpen“. – Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1846, S. 1069: „Die Thermopilen Oesterreichs“, von A. C. Wießner. – Mußestunden (Wiener Unterhaltungsblatt), herausg. von 'R. v. Waldheim, Jahrg. 1861, Nr. 26, S. 308: „Die Termopylen Kärntens“, von Friedrich Körner. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon von J. Hirtenfeld (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III, S. 157. – Denkmale zur Erinnerung an Hensel’s Heldentod. Als im Jahre 1844 Kaiser Ferdinand auf seiner Rückreise von Triest nach Wien bei Malborghet vorüber fuhr, befahl er, an dieser Stätte wie auf dem Predil (davon Näheres in der Lebensskizze des Genie-Hauptmanns Hermann von Hermannsdorf) zwei Monumente zu errichten. Deren Bau wurde 1847 vom Kaiser Ferdinand angeordnet, im Jahre 1848 begonnen und im Jahre 1850 vollendet. Rechts von der Straße am Fuße jenes Felsens, wo einst das Blockhaus stand, jetzt aber die im Jahre 1848 neuerbauten Festungswerke trotzen, erhebt sich auf breitem Sockel eine aus 15 Quadersteinen aufgerichtete Pyramide. An ihrer Basis liegt ausgestreckt ein sterbender Löwe aus Gußeisen, den tödtlichen Speer tief in der Brust. Ueber dem Löwen auf einer Marmortafel steht folgende Inschrift: Zur Erinnerung | an den Heldentod des k. k. Ingenieur Hauptmanns | Friedrich Hensel | am 17. Mai 1809 | und der mit ihm gefallenen Kampfgenossen. | Kaiser Ferdinand. – Ein zweites Denkmal, eine Denkplatte, wurde zu Klosterbruck bei Znaim im Jahre 1854 errichtet, sie trägt folgende Inschrift: *Johann Hermann von Hermannsdorf | Hauptmann im k. k. Ingenieur-Corps | Geboren zu Prag in Böhmen den 30. November 1781 | Geblieben zu Predil in Kärnthen den 18. Mai 1809 | und | Friedrich Hensel | Hauptmann im k. k. Ingenieur-Corps | geboren zu Kronstadt in Siebenbürgen den 13. August 1781 | Geblieben zu Malborghetto in Kärnthen den 17. Mai 1809. | *Beide in heldenmüthiger | Selbst erbetener Vertheidigung | Unvollendeter Schanzen | Gegen wiederholt abgeschlagene Angriffe | Eines hundertfach überlegenen Feindes. | *Helden der Vorzeit gleich | Fielen zwei edle Krieger | Hermann und Hensel | Jünglinge beide | Einst Zöglinge dieser Anstalt | Freiwillige Opfer für Fürst und Vaterland. | *Ein Denkmal beschlossen die Waffenbrüder | Nicht des Künstlers Ruhm | Die herrliche That verewigend | Nicht zu den Wolken strahlend gethürmt | Segenreicher dauernder | Zweier Knaben | Sprossen der bewundernden Gefährten | Oeffnet durch großmüthige Gaben | Mit einheitlichem Sinn dargebracht | Sich der Pfad zum Ruhm | Dessen Gipfel jene erklimmten. | *Jünglinge wo Ihr seid | Fanden die Tod Geweihten das Licht | Das zur Höhe sie führte. | Ihnen strebet nach | Erreichen könnt Ihr sie | Uebertreffen nie. [Der Herausgeber bemerkt, daß er den vierten Absatz dieser Inschrift trotz allen Bemühungen sich nicht verständlich zu machen vermochte.] (Die Sterne (*) bezeichnen die beginnenden neuen Absätze der Inschrift.) –