BLKÖ:Rauch von Montpredil, Ignaz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rauch, Ferdinand
Band: 25 (1873), ab Seite: 34. (Quelle)
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Rauch von Montpredil, Ignaz (k. k. Artillerie-Oberst, geb. zu Bilin in Böhmen im Jahre 1777, gest. zu Wien 24. November 1862). Er war im August 1796 als Gemeiner bei Palombini-Infanterie in die Armee getreten, kam im November d. J. in das erste Feld-Artillerie-Regiment, im November 1800 in das Bombardiercorps, wurde im Jahre 1812 zum Lieutenant, 1816 zum Oberlieutenant im Bombardiercorps befördert, machte die Feldzüge 1805,1809, 1813–1815 gegen Frankreich und 1821 gegen Neapel mit, wurde mehrmals verwundet und erwarb sich die goldene Tapferkeitsmedaille. Im Jahre 1839, damals Major, wurde er mit dem Prädicate Montpredil, dem Namen des Ortes seiner unvergeßlichen Waffenthat, in den Adelstand erhoben, zuletzt wurde er Oberst und Mitglied der Elisabeth-Theresien-Militärstiftung. Seine Heldenthat aber ist folgende: Bevor die Eisenbahn über Laibach und Triest gebaut gewesen, marschirten die kaiserlichen Truppen über Villach, Ponteba, wo sich deutsches und welsches Wesen scheidet, nach Italien. Dort, bei den Forts Malborghetto und Predil, ist die sogenannte Thalsperre, welche in allen Kriegen um den Besitz Italiens eine große Rolle spielte. Daselbst starben am 17. Mai [35] 1809 die Hauptleute Hensel [Bd. VIII, S. 309] und Hermann [Bd. VIII, S. 392][WS 1] mit einem Häuflein Tapferer den Heldentod. Nur wenige entrannen dem Blutbade, das die durch riesige Verluste erbitterten Franzosen anrichteten, unter diesen Wenigen befand sich der damalige Unterofficier, nachherige Oberst Ignaz Rauch. Die – damals noch hölzernen – Blockhäuser von Malborghetto und Predil waren von je 200 Mann besetzt und auf die 1000 Fuß hohen Anhöhen, auf welchen sie standen, führte Rauch die Kanonen hinauf; richtiger, er ließ sie zerlegen und die einzelnen Bestandtheile auf dem Rücken seiner Kanoniere hinauftragen. Das mußte in aller Eile geschehen, denn das österreichische Armeecorps des Grafen Albert Gyulay war im raschen Rückzuge vor dem mit großen Heeresmassen nachdrängenden Vicekönig von Italien begriffen, und das Häuflein Getreuer in den beiden Blockhäusern sollte das Vordringen des siegreichen Feindes nach den deutschen Provinzen aufhalten. Wie die Hauptleute Hensel und Hermann diese Aufgabe bis zum letzten Athemzuge lösten, darüber vergleiche man die Lebensskizzen beider. Regimenterweise rückten die Franzosen vor, um, decimirt von den wenigen Kanonen und den Büchsenkugeln der Vertheidiger, mit blutigen Köpfen wieder zurückzuweichen. Die französischen Generale stellten sich lange vergeblich an die Spitzen der Sturmcolonnen, bis endlich über dem Leichenwall gefallener Kameraden die Brustwehren erstiegen wurden. Aber noch im Innern der Blockhäuser entbrannte ein Kampf, Mann gegen Mann, Hensel fiel in Malborghetto, Hermann am Predil! Das ganze Fußvolk ward von den eindringenden Franzosen niedergemetzelt; die aufgeregte Wuth schonte selbst nicht des k. k. Feldarztes Hutzler, der eben einen Verwundeten verband. Rauch, der mit seiner wenigen Mannschaft die Malborghetter Batterie auch ohne Infanterie vertheidigte, griff zu dem letzten Mittel und steckte das hölzerne Blockhaus in Brand. Dafür sollte er von den Franzosen niedergestoßen werden, aber ein französischer Officier rettete ihn mit Lebensgefahr und führte ihn vor einen General, der ihn mit folgenden Worten anredete: „Widersinnig war Eure Vertheidigung; allein heute sind 1300 Mann von den Unserigen vor diesem Felsenneste gefallen! Schützen vor; füsilirt mir den Commandanten der Artillerie!“ Da sprengte ein Adjutant des Vicekönigs vor und führte den Gefangenen zu ihm. Eugen Beauharnais befragte ihn um die Stärke der Besatzung und der Bedienungsmannschaft; er wollte es gar nicht glauben, daß er es mit so wenig Vertheidigern zu thun gehabt hätte, aber er schenkte ihm großmüthig das Leben. Freilich murrten die französischen Generale und meinten: „Der Commandant der Geschütze habe am wenigsten Gnade verdient!“ Aber Eugen befahl, ihn mit jener Achtung zu behandeln. welche der unglückliche, doch brave Krieger verdient. Als Rauch aus der Gefangenschaft zurückkehrte, erhielt er die große goldene Tapferkeitsmedaille und ward zum Unterlieutenant befördert. Noch that er sich auf das Rühmlichste hervor am 18. October 1813 bei Paunsdorf während der Schlacht bei Leipzig, am 9. November d. J. bei Hochheim und im Jahre 1814 bei Besançon. Seine weitere Beförderung wurde bereits oben erzählt. Im Pensionsstande lebte er lange zu Simmering, wo er sich eine kleine Oekonomie eingerichtet, später siedelte [36] er nach Wien über, wo er auch im Alter von 87 Jahren starb. Oben aber, am Predil und bei Malborghetto, so oft in den Jahren 1815 bis 1859 eine Heeresabtheilung durch diese Thalschlucht marschirte, wurde „Halt“ commandirt und Angesichts der österreichischen Thermopylen entblößte Alles, nachdem der Tambour den Ruf „zum Gebet“ geschlagen, die Häupter und gedachte der Helden, die damals für das Vaterland auf der Wahlstatt verblutet.

Kroner (Karl), Die Erstürmung der beiden Blockhäuser Malborghet und Predil (Villach 1853), S. 28. – Kamerad (Wiener Soldatenblatt, 4°.) 1862, S. 285. – Streffleur, Oesterreichische militärische Zeitschrift (Wien, gr. 8°.) IV. Jahrg. (1864), Bd. i, S. 23. – Militär-Zeitung, (Wien, 4°.) 1862, S. 782. – Gratzer Zeitung 1862, Nr. 276. – Wiener Zeitung 1862, Nr. 276, im Tagesbericht. – Bohemia (Prager polit. u. Unterhaltungsblatt) 1862, Nr. 284. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) 1864, S. 856. – Wappen. Von Gold und Roth quergetheilter Schild. Im oberen goldenen Felde ein mit einem natürlichen befruchteten Lorbeerkranze unterlegtes, pfahlweise gestelltes und mit der Spitze aufwärts gekehrtes Schwert an einem goldenen Gefäße. Im unteren rothen Felde auf einem am Fußrande desselben sich verbreitenden und schrägrechts von einem Bache durchzogenen Rasengrunde rechts eine brennende Stadt und links ein Blockhaus, aus dessen Fenstern Kanonen abgefeuert werden. In beiden Oberwinkeln dieses Feldes schwebt je ein fünfstrahliger silberner Stern. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone drei Straußenfedern emporwallen, deren mittlere roth, rechte golden und linke silbern ist. Die Helmdecken sind beiderseits roth, rechts mit Gold, links mit Silber belegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. VIII, S. 393].