BLKÖ:Wiesner, A. C.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 56 (1888), ab Seite: 82. (Quelle) | |||
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Adolf Wiesner [s. d. S. 78] verwechselt wird. Wir überlassen daher die Verantwortlichkeit für unsere Mittheilungen dem in den Quellen genannten Herrn De Gubernatis, der über alle Männer, die Oesterreich feindlich gegenüberstanden oder stehen, welchem Stamme sie auch angehören mögen, ziemlich genau Bescheid weiß. A. C. Wiesner erhielt seine erste Ausbildung in den Schulen seiner Vaterstadt Klagenfurt, dann kam er in eine Militärakademie zu Wien – welche, gibt unsere Quelle nicht näher an. Daselbst wurde er im Alter von zwanzig Jahren, also 1844, Officier. Wir glauben kaum fehl zu gehen, wenn wir in dem Alois Wiesner, welcher 1843 als Cadet in dem Infanterie-Regimente Freiherr Prohaska von Guelphenburg, das seinen Werbbezirk und seinen Stab damals, wie heute noch, in Klagenfurt hatte, unseren A. C. Wiesner erkennen. Damals schon, berichtet unsere Quelle, arbeitete derselbe heimlich in deutschen Journalen mit, welche eben in der vormärzlichen Zeit ihre Spalten aufstrebenden Talenten öffneten, so im „Telegraph für Deutschland“ von Gutzkow, im „Komet“ von Herloßsohn, im „Charivari“ von E. M. Oettinger, im „Humorist“ von M. G. Saphir u. a. Kurz vor 1848 stand das Regiment, in welchem er diente, in Galizien, und dort heiratete er das Fräulein Sokolowska Chlewiska, das einer kleinrussischen Adelsfamilie entstammte. Als die Bewegung des Jahres 1848 ausbrach, nahm er seine Entlassung aus dem Regimente und kehrte in sein Vaterland Kärnthen zurück. Nun fährt De Gubernatis fort: „Für den Antheil, den er an der Erhebung Wiens, am Feldzuge im Großherzogthum Baden, an jenem in Schleswig-Holstein genommen, schwebte er in großen Gefahren und war gezwungen auszuwandern, und zwar zunächst in die Schweiz, dann nach Paris, wo er an verschiedenen französischen und deutschen Blättern mitarbeitete. Einige Zeit brachte er in London zu. Dann segelte er nach Amerika, welches er nach dem Norden und Süden durchstreifte. Nach Europa zurückgekehrt und nach einem kurzen Aufenthalt in Paris und England besuchte er Spanien, Italien, Africa, den Orient und einen großen Theil von Rußland. Wiesner spricht außer der deutschen Sprache die französische, italienische, englische, spanische, polnische und serbische.“ Im Jahre 1861 finden wir ihn in Genua, wo er die „Italienische Correspondenz“ redigirte und am 17. Februar 1862 von der italienischen Regierung, wie er in einem „Eingesendet“ in der „Triester Zeitung“ behauptet, allen Landes- und internationalen Gesetzen entgegen, verhaftet wurde. Als Grund dieser Verhaftung gibt er an, daß man ihm gewisse auf völlig rechtmäßigem und legalem Wege erlangte politische Documente und Papiere von hoher Wichtigkeit entreißen wollte, was aber der Genueser Polizei, trotz aller angewandten Mittel, nicht gelungen sei. Auch machten die Journale des Jahres 1861 Erwähnung von Duellen, welche er in Italien zu bestehen hatte, eines mit einem garibaldischen Officier, Rossi, und ein anderes [83] mit einem Ungarn und Adjutanten Türr’s, Namens Gyru, in welchen beiden er seine Gegner verwundete. Ueber das Verhalten Wiesner’s in Italien schreibt aus Anlaß seiner Verhaftung die sonst unbefangene „Triester Zeitung“, daß dasselbe durchaus nicht zu Wiesner’s Gunsten spreche. Uebrigens entwickelte er auch auf schriftstellerischem Gebiete eine fruchtbare agitatorische Thätigkeit und hat folgende Schriften herausgegeben: „Militärisches Tagebuch aus Baden“ (Zürich 1849, Verlagsexpedition, gr. 8°.); – „Psalmen eines Verbannten“. 1. Heft (ebd. 1849, gr. 8°.), ein zweites Heft ist nicht erschienen; – „Die österreichische Revolution und die Provinzen“ (ebd. 1849, 8°.); – „Die politischen Bestrebungen der Südslaven in Oesterreich. Als Antwort auf „Ost und West““ (Kassel 1851, Raabe u. Comp., gr. 12°.); – „Ungarns Fall und Görgey’s Verrath. Mit mehreren Actenstücken“ (Zürich 1850, 8°.); – „Aus dem Exil. Zwölf Gedichte“ (Kassel 1851, Raabe, gr. 12°.); – „Demokratisches Soldatenjournal“ (Zürich 1850); – „Der ungarische Feldzug gegen die Oesterreicher und Russen“, 2 Bände (Coira 1854); – „Les peuples de l’Autriche“ (Paris 1856), – „A travers la Russie“ (ebd. 1858); und „Ein Winterfrühling in Nizza“ (Leipzig 1859, 8°.), bildet Nr. 32 der im Verlage von Karl B. Lorck erschienenen „Eisenbahnbücher“. Von 1861 ab redigirte er auch verschiedene Zeitschriften, deren Titel außer obengenannter „Italienischer Correspondenz“ uns nicht bekannt sind. Seit Jahren ist Wiesner vom Schauplatz der Oeffentlichkeit verschwunden.
Wiesner, A. C. (Schriftsteller, geb. zu Klagenfurt in Kärnthen am 15. October 1824). Deutsche Quellen versagen uns fast alle Nachweise über diesen Schriftsteller, welcher nicht selten mit seinem politischen Gesinnungsgenossen- Presse (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 64 in der kleinen Chronik: „Wiesner“. – Dieselbe, 1861, Nr. 184: „Flüchtling Wiesner“. – Triester Zeitung, 15. März 1862, Nr. 62 in der Rubrik „Eingesendet“. – De Gubernatis (Angelo). Dizionario biografico degli scrittori contemporanei ornato di oltre 300 ritratti (Firenze 1879, Successori Le Monnier, Lex.-8°.) p. 1067.