BLKÖ:Haner, Georg Jeremias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 299. (Quelle)
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Haner, Georg Jeremias (Superintendent der sächsischen Kirchen in Siebenbürgen und Geschichtschreiber, geb. in Siebenbürgen 17. April 1707, gest. 9. März 1777). Sohn des Georg Haner [s. d. Vorigen], wählte die Laufbahn seines Vaters und vollendete gleich diesem seine Bildung auf ausländischen Universitäten. Nach seiner Rückkehr in die Heimat 1730 verrichtete er Dienste bei der Schule und Kirche zu Medwisch, wurde 1735 Pfarrer zu Kleinschelk, 1740 Stadtpfarrer zu Medwisch, 1759 Generalsyndicus und zuletzt Superintendent. Die letzteren zwei Amtsführungen sichern Haner’s Namen eine ehrenvolle Stelle in der Geschichte der siebenbürgischen Kirche. Als im Jahre 1772 die große Maria Theresia der sächsischen Nation gestattete, ihre Anliegen vor den Thron zu bringen, wurde H. von Seite der geistlichen Universität zum Abgeordneten zugleich mit dem Dechant des Hermannstädter Capitels, Johann Müller, erwählt. Im Mai 1772 traten sie ihre Reise nach Wien an, und kehrten erst im August 1773 nach Siebenbürgen zurück, voll Bewunderung über die huldvolle Aufnahme, welche ihnen von Seite der Kaiserin geworden, von deren Lob und Preis Haner’s Lippen seit dieser Zeit [300] überflossen. Wenige Jahre darnach entschlief H. nach kurzer Krankheit im Alter von 70 Jahren. H. Hat als historischer Schriftsteller eine erfolgreiche Thätigkeit entwickelt, jedoch ist der größere Theil seiner Werke Handschrift geblieben; gedruckt sind erschienen: „Das königliche Siebenbürgen, entworfen und mit nöthigen Anmerkungen versehen“ (Erlangen 1763, 4°.), vornehmlich die Anmerkungen dieses Buches enthalten schätzbares Material; – „De Scriptoribus Rerum Hungaricarum et Transylvanicarum, scriptis eorundem antiquioribus ordine chronologico digestis adversaria“ (Viennae 1774; Trattnern, 8°.); – ein zweiter Theil: „De scriptoribus recentioribus“, liegt druckfertig in Handschrift, zu einem dritten: „De scriptoribus recentissimi“, sind ungeordnete Materialien vorhanden. Von seinen handschriftlichen Werken sind zu nennen: „Isagoge in Historiam Transylvanicam trium recentissimorum Saeculorum“, 3 Theile, diese umfassen das 16., 17. und 18. Jahrhundert, das letztere bis 1771; – „Analecta historica, defectum Historiae Transylvanicae imprimis ecclesiasticae supplendorum gratia congesta“, 2 Theile, welche zusammen 257 Urkunden und andere kleinere Schriften enthalten; – „Annales Ecclesiastici Hermanno-Grafiani continuati“; – „Miscellanea historica“, 3 Theile; eine reiche Sammlung von historischen Urkunden und Nachrichten, unter denen sich auch die chronologischen Tafeln der Kirchen von Hermannstadt, Muschen, Präthey, Hetzeldorf und Bistritz befinden; – „Conservatorum Documentorum ad Historiam Transsylvaniae ecclesiasticam spectantium hucusque reconditorum. Partes tres“, welche zusammen 688 Urkunden und Aehnliches enthalten; – „Haneriana mixta“, 2 Theile, der erste enthält kirchliche, der andere politische Gegenstände; – „Haneriana decimalia“, 2 Theile; eine Reihe von 20 Abhandlungen, den Zehenten bei den Siebenbürger Sachsen betreffend. Bei diesem, wie bei dem vorgenannten Werke zählt Seivert in dem in den Quellen angegebenen Werke die einzelnen Stücke auf; – „Histoire du Cardinal Martinusius; – „Hungarische und siebenbürgische Geschichte aus Khevenhüller’s Annalibus Ferdinandeis ausgezogen“; – „Diarium Syndicale“; –- „Index, Rerum et Personarum memorabilium“. Wo sich alle diese Handschriften befinden, ist nirgends, auch nicht bei Seivert, angegeben, aber zu vermuthen ist, daß sie im evangelischen Superintendential-Archive Siebenbürgens, gleich vielen anderen werthvollen Documenten aufbewahrt werden.

Seivert (Johann), Nachrichten von Siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften (Preßburg 1785, Weber und Korabinsky, 8°.) S. 135. – Horányi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, Ant. Loewe, 8°.) Bd. II, S. 74. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig, 4°.) II. Section, 2. Theil, S. 159. – Schuler von Libloy (Friedrich), Kurzer Ueberblick der Literaturgeschichte Siebenbürgens. Sylvestergabe (Hermannstadt 1857, Closius, gr. 8°.) S. 90 und 96 [über Georg und Georg Jeremias]. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1805 u. f., Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. V, S. 132. [Meusel bemerkt in den Quellen zu seinem Artikel Haner: „Horányi legt diesem Haner noch einige gedruckte und ungedruckte Schriften bei, von denen Seivert und Andere nichts wissen; es scheint demnach ein Irrthum obzuwalten“. Der Herausgeber dieses Lexikons bemerkt dazu, daß hier wohl ein Irrthum, aber nur bei Meusel selbst obwalte, indem er ausdrücklich behauptet, daß Seivert von diesen einigen gedruckten und ungedruckten Schriften Haner’s, die sich bei Horányi aufgezählt finden, nichts wisse; diese Schriften sind die einzelnen Abhandlungen [301] aus „Haneriana mixta“ und „Haneriana decimalia, welche Seivert auf S. 138 unter Nr. l, 139 unter Nr. 2, 3, 4, 5 aufzählt; über das von Horányi aufgeführte „Fürstliche Siebenbürgen“ Haner’s, zum Gegensatze seines im Drucke erschienenen „Königlichen Siebenbürgens“, vergleiche bei Seivert die erste Anmerkung S. 136; der von Horányi unter Nr. 12 angeführte „Extractus rerum memorabilium ex A. Bechet“ ist mit Seivert’s, S. 137, unter Nr. 7 aufgeführtem „Index Rerum et Personarum memorabilium“ identisch; endlich des Auszuges aus den „Annales Ferdinanden“ von Khevenhüller gedenkt De Luca auf S. 163.] – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, v. Ghelen’sche Schriften, 8°.) Ersten Bandes erstes Stück, S. 167. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 197. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 8°.) Bd. XXIII, Sp. 291 [gibt den 10. April 1707 als H.’s Geburtstag an].