BLKÖ:Gottscheer, Martinus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 282. (Quelle)
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Gottscheer, Martinus (Schriftsteller und Priester der Gesellsch. Jesu, geb. zu Kirchhof in Oesterreich ob der Enns 6. Dec. 1648, gest. zu Graz 21. Sept. 1731). Trat, 18 J. alt, in den Orden der Ges. Jesu, wurde Doctor der Philosophie, lehrte in Graz Poesie, diente als Feldcaplan in der österr. Armee in Ungarn, begleitete dann den österr. Gesandten nach Dresden, als dieser den Churfürsten Johann Georg III. zur Befreiung Wiens abholte. Nach jahrlangem Aufenthalte in Dresden kam er nach Linz, dann nach Graz und wurde wieder beordert, den Graf Franz Ottokar Starhemberg auf seiner Gesandtschaftsreise nach Schweden zu begleiten. Nach seiner Rückkehr wurde er Regens des Linzer Seminars und stiftete daselbst das sogenannte Collegium nordicum, wozu er die erste Idee auf seiner letzten nordischen Reise gefaßt und dessen Zweck war, Jünglinge jener Gegenden, die zur katholischen Religion übertraten, daselbst zu erziehen. Nach einer Fahrt nach Siebenbürgen, wo er ein Kloster zu Kronstadt für seine Gesellschaft erwarb, trug er im Linzer Collegium Kirchenrecht vor, brachte durch milde Gaben aus dem Kaiserreiche die erwähnte Stiftung des Collegium nordicum vollends zustande und leitete dasselbe durch volle 9 Jahre. Zuletzt wirkte er 10 Jahre als Spiritual seines Ordenshauses in Graz. Während seines Dienstes als Feldcaplan wurde er bei Ausübung seines h. Amtes auf dem Schlachtfelde schwer verwundet; in Kaschau, als daselbst die Pest verheerend wüthete, reichte er unerschrocken den sterbenden den letzten Trost. Zwei Päpste Innocenz XII. und Clemens XI. und drei Kaiser Leopold, Joseph I. und Karl VI. hielten den vielverdienten Priester in hohen Ehren. Das Collegium nordicum wurde, nachdem es ein Jahrhundert lang bestanden, von Kaiser Joseph II. aufgehoben, die Stiftung selbst aber an das Convict des Benedictinerstiftes zu Kremsmünster übertragen, wo sie noch besteht. Als Fachschriftsteller hatte Gottscheer eine große Thätigkeit entwickelt und es erschienen von ihm unter anderen: „Conclusiones ex universa Philosophia Aristotelis cum animadversionibus“ (Linz 1687, Rudlmayer); – „Sententiae et animadversiones Corn. Taciti (Ebd. 1687, 12°., c. fig.); – „Vita Thomae Mori Angliae concellarii Autore Stapletono“ (Graz 1689, 12°.); – „Philosophia universa D. Brunonis“ (Eb. 1690); – „Philosophia Polemica secundum Aphorismos Aristotelis Stagiritae cum adnotationibus etc.“ (Eb. 1690, 4°., c. figg.); – „Positiones cosmographicae“ (Linz 1711, Heydenmeyer, 8°.). Stöckleins „Merkur“ enthält im 24. Bande S. 141 u. f. die Beschreibung seiner Reise und Mission in Schweden und in einem Anhang seine Reise nach [283] Holm. Er starb im Rufe der Heiligkeit im Alter von 83 Jahren.

Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Soc. Jesu (Wien u. Regensburg 1856, Mechitharisten, Lex. 8°.) S. 102.