Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Galvagni, Peter
Band: 5 (1859), ab Seite: 76. (Quelle)
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Galura, Bernhard (Bischof von Brixen u. Pädagog, geb. zu Herholzheim in Breisgau 21. Aug. 1764, gest. zu Brixen 17. Mai 1856). Der Sohn eines Gastwirths, der zugleich die Gefälle des Städtchens, das jetzt unter baden’scher Landeshoheit steht, verwaltete. Nach beendetem Gymnasium trat er in’s Minoritenkloster zu Altbreisach, das er, als Kaiser Joseph mehrere Kloster aufhob, wieder verließ. 1783 ging er nach Freiburg in’s Generalseminar und wurde daselbst Doctor der Theologie. Am 16. Oct. 1787 trat er in’s Generalseminar in Wien, um daselbst den praktischen Curs zu machen, [77] wo er auch am 27. Juli 1788 zum Priester geweiht wurde. Nun wirkte er erst als Studienpräfect im Freiburger Seminar, dann als Katechet an Mädchenschulen, wurde 1791 Pfarrer zu Altoberdorf und wenige Monate später Pfarrer am Münster zu Freiburg. 14 Jahre versah er diesen Posten, als ihn Kaiser Franz am 18. Jänner 1797 zum Titulardomherrn in Linz ernannte und ihn 1805 als geistlichen Referenten nach Günzburg berief. Der Wechsel der politischen Verhältnisse 1806 machte G. amtlos, erst 1808 wurde er baden’scher geistlicher Rath und folgte, als Kaiser Franz ihn am 2. Juli 1815 zum Gubernialrath und geistlichen Referenten in Innsbruck ernannte, diesem Rufe. 1818 wurde G. Generalvicar für Vorarlberg und am 17. Dec. 1819 Weihbischof, am 7. April 1829 Fürstbischof von Brixen, welche Kirchenwürde er bis an seinen Tod, der im 92. Jahre seines Alters, im 68. seines Priesterthums, und im 37. der bischöflichen Würde erfolgte, bekleidete. Bis wenige Monate vor seinem Hingang versah G. mit seltener Geistesfrische die schweren Pflichten seines hohen Amtes. Im Alter von 74 Jahren feierte er mit seiner Gemeinde das 50jährige Fest seines Priesterstandes. Im nämlichen Jahre (1838) fand die Regelung der Mensaldotation des Bisthums Brixen Statt, welches die ansehnliche Herrschaft Veldes in Krain, seit dem 11. Jahrhundert an die Brixner Bischöfe vergabt, wieder zurückerhielt. Auch wurde in demselben Jahre der Bau des Mutterhauses für den Orden der barmherzigen Schwestern in Tyrol vollendet und am 27. December die Wiedereinführung der Jesuiten bewerkstelligt, welche seither das Theresianum und Gymnasium in Innsbruck leiten und bis 1856 in der Diöcese 165, in ganz Tyrol 245 Missionen gehalten haben. Im J. 1847 (3. August) ehrte der Großherzog von Baden den Prälaten durch das Commandeurkreuz des Ordens vom Zähringer-Löwen; am 9. Juli 1849 sein Monarch, der ihn schon 1838 durch das Commandeurkreuz des Leopold-Ordens ausgezeichnet, durch Verleihung der geh. Rathswürde, und der Pariser Verein zur Abstellung des Sclavenhandels durch Ernennung zu seinem Ehren-Präsidenten. Auch hatte ihn zuvor schon Se. Heiligkeit zu seinem Hausprälaten ernannt. Während der Dauer seines bischöflichen Amtes hat G. an 140, 000 confirmirt, 1215 zu Priestern ordinirt, 5 Aebte benedicirt, 2 Bischöfe consecrirt und 38 Kirchen geweiht. Als Schriftsteller hat G. fast alle Zweige der Theologie behandelt: die Dogmatik, das Pastoralfach, die Kirchengeschichte, die Ascese, die Homiletik, Pädagogik und Katechetik. Seine vorzüglichsten Schriften, von denen mehrere oftmalige Auflagen erlebt haben und die meisten eine praktische, populäre Tendenz verfolgen, sind: „Grundsätze der Sokratischen Katechisirmethode“ (2. Aufl. Augsburg 1796, Rieger, 8°.); – „Freiburg während des Krieges“ (Ebenda, 8°.); – „Die ganze christkatholische Religion in Gesprächen eines Vaters mit seinem Sohne“, 5 Bde. (Ebenda 1796–1800); – „Lehrbuch der christlichen Wohlgezogenheit“ (5. Aufl. Augsburg 1841); – „Die neueste Theologie des Christenthums“, 6 Bde. (Augsburg 1800–1805, 3. Aufl. Innsbruck 1845); dieses und die „Christkatholische Religion in Gesprächen“ sind seine Hauptwerke; – „Sturms Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche der Natur und der Vorsehung bearbeitet für kathol. Christen“, 2 Bde. (1804); – „Biblia sacra Vulgatae editionis Sixti V et Clementis VIII Pont. Max. auctoritate recognita“ (Innsbruck 1834); – „Acta Martyrum P. Theodorici Ruinart opera ac studio collecta selecta atque illustrata“, 3 Bde. (Augsburg 1802 u. 3, 8°.). – Noch in den letzten Jahren seines Lebens begann er [78] die Herausgabe einer „Gallerie der heiligen Bilder“, wovon er den ersten Gedanken als Münsterpfarrer in Freiburg gefaßt. Es ist dieß eine Sammlung bildlicher, meist biblischer Darstellungen mit kurzem aber klarem Text, worin Bild und Wort die Wahrheiten der heil. Religion dem Volke versinnlichen. Bereits 53 solcher Bilder hatte er herausgegeben.

Tinkhauser (G.), Leben und Wirken des Fürstbischofs Galura (Innsbr. 1856, Wagner). – Trauerrede bei dem letzten Leichenbesingnisse (sic) des hochw. Fürstbischofs zu Brixen Bernard Galura den 19. Juni 1856 )(Brixen, Wagner’sche Schriften, kl. 8°.). – Annalen der Literatur und Kunst in den östr. Staaten (Wien, Doll, 4°.) 1804. Intelligenz-Blatt Sir. 19, Sp. 147 [nach diesen geb. am 20. Aug. 1764, enthält auch eine Uebersicht seiner Schriften bis 1804]. – Beilage zu „Deutschland“ (Frankfurter Zeitung) 1856, Nr. 188, 189, 190. – Bozner Zeitung 1856, Nr. 40, 41 [schreibt über ihn: „Seine Hofhaltung war einfach und fast nur auf das Nothwendigste beschränkt; um so unbeschränkter waltete seine mildthätige Rechte nach seinem schönen Grundsatze: „Was man gibt, hat man.“ Er spendete mit fürstlichen Händen und trocknete Tausenden die Thränen. In der Stadt und in weiter Umgebung war keine Bedrängniß, die nicht zu ihm ihre Zuflucht genommen hätte“). – Volksblatt für Tyrol und Vorarlberg 1856, Nr. 44. – Beilage zur „Volks- und Schützen-Zeitung“ 1856, Nr. 59 (mit einem schönen Gedichte von Hermann v. Gilm]. – Dasselbe Blatt 1856, Nr. 62 [seine Bestattung]; – Nr. 102 [in Betreff seines Monumentes]. – Oestr. Volksfreund (Wiener Blatt) 1856, Nr. 117. – Katholische Blätter für Tyrol (Innsbruck, Rauch, 8°.) 1856, Nr. 33, S. 771. – Staffler (Joh. Jakob), Das deutsche Tyrol und Vorarlberg, topographisch... (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) II. Bd. S. 92. – Katholische Blätter, herausg. vom kathol. Centralvereine in Linz [Linz, 4°.) 1856, Nr. 44: „Nekrolog.“ – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 272. – Allg. Zeitung 1856, Nr. 142 (21. Mai) S. 2259. – Prager Zeitung 1856, Nr. 122. – Kayser (Christian Gottlob), Vollständiges Bücher-Lexikon (Leipzig 1834 u. f., Schumann, 4°.) I. Bd. S. 297. VII. Bd. S. 315. IX. Bd. S. 311. XI. Bd. S. 337 [zählt über ein halbes Hundert seiner verschiedenen theolog. Druckschriften auf].