BLKÖ:Frohn, Joseph von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 4 (1858), ab Seite: 380. (Quelle) | |||
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[BN 1]. Sohn des fürstl. Löwenstein’schen Amtmannes zu Virneburg. Besuchte die Universität, kam nach der Rückkehr von derselben mit seinem Vater in Streit, ritt Tags darauf nach Frankfurt, schickte das Pferd nach Hause, einen Brief an den Vater, worin er ihm schrieb, daß er ihn nie wiedersehen würde und ließ sich bei den Kaiserlichen anwerben. Mit der nächsten Rekrutensendung marschirte F. an die türkische Gränze, wo er in’s Warasdiner Kreuzer-Regiment eingetheilt ward. Dort verhalf ihm seine Geschicklichkeit im Schreibgeschäft alsbald zum Feldwebel und nach einigen Jahren zum Officier. Vor Lobositz zeichnete sich F. so sehr aus, daß er, da alle Officiere seiner Abtheilung in der Schlacht geblieben, Oberlieut. u. Hauptmann in rascher Folge wurde, wodurch er sich die Officiere des zur Completirung herangezogenen 3. Bataillons zu Feinden machte und Duell über Duell zu bestehen hatte, bis die Kaiserin Nachricht von diesen Zweikämpfen erhielt, die nun dem ihr als Raufbold geschilderten Frohn das Hauptmannspatent abnehmen und ihn als Unterlieutenant in ein anderes Regiment einreihen ließ. F. rückte wieder zum Oberlieutenant vor, wurde, in Prag von den Preußen gefangen, auf eine Festung (der rheinische Antiquarius Herr v. Stramberg vermuthet nach Magdeburg) gebracht, wo er mit seinen Mitgefangenen den Entwurf machte, die Festung in Besitz zu nehmen, und ihn zum Theil auch ausführte; bis es dem Commandanten gelang, ihn zwischen zwei Thore einzuschließen, worauf er mit seinen Gefährten freien Abzug an die österr. Gränze erhielt. F. trat nun wieder in sein Regiment ein, wurde Hauptmann, Major, in einem Gefechte neuerdings von den Preußen gefangen und nach Cosel gebracht, wo er bis zum Abschlusse des (Hubertsburger) Friedens Drangsale erlitt, die ihn dem Wahnsinn nahe brachten. Nach seiner Entlassung kehrte er nach Oesterreich zurück, krank, abgehärmt, früh gealtert in Folge der ausgestandenen Leiden [381] unkenntlich. Er meldete sich in Wien als Ranzionirter, als er aber seinen Namen nannte, hieß es: in der Stammrolle stehe „Frohn geblieben vor dem Feinde“. Niemand erkannte ihn, er wurde für einen Abenteurer gehalten. Sein Recurs wurde abgewiesen, denn er war für todt in der Regimentsliste eingetragen und mußte todt bleiben. F. suchte nun eine Bedienstung als Bereiter, Lakei u. dergl., u. wohnte in dieser Absicht einer Reitprobe in der kaiserl. Reitschule bei, wo eines der Pferde des Feldmarschall Grafen Aspremont-Linden Niemand zu bändigen im Stande war. F. bot sich an, das wilde Thier zu reiten, was ihm bewilligt ward, und das Thier fügte sich dem Manne, den es bald als seinen Meister erkannte. Als der General den Reiter mit Geld belohnen wollte, schlug er es aus, da ein gedienter kaiserl. Officier kein Trinkgeld annehmen könne. Dies hatte eine Vorstellung F.’s vor Aspremont zur Folge, in welcher F. seine Schicksale, seine gegenwärtige Lage schilderte, daß er als todt ausgegeben, nicht mehr in’s Regiment zugelassen werde, und Aspremont, von der Wahrheit der Aussagen überzeugt, bemerkte: „er sei todt, stehe als todt im Register, ihn darin lebend zu machen, besitze weder er noch die Kaiserin die Macht. Doch biete er ihm den Eintritt in die Arcieren-Garde an“. Frohn trat nun zum dritten Male als Lieutenant ein. Als solcher wußte sich F. die Huld des Kaisers Joseph zu erwerben, und brachte unter dieser Begünstigung des Monarchen wieder ein, was er durch seine widrigen Schicksale versäumt hatte. Erst wurde F. Rittmeister in des Kaisers Hußaren-Regiment, und 1779 Oberst des Kürassier-Regimentes Berlichingen (jetzt 1. Dragoner-Regiment). Bei einer Revue in Großwardein gerieth F. mit dem inspicirenden Feldmarschalllieutenant Friedrich Alexander von ... in Wortwechsel, wurde zum Profoßen gebracht und vor ein Kriegsgericht gestellt. F. hatte Mittel gefunden, den Kaiser von seinem Schicksal zu benachrichtigen, worauf dieser seinen Flügeladjutanten (Graf Hardeck nach Stramberg, Graf Khevenhüller nach Bülau) nach Großwardein abschickte. Als dieser daselbst eintraf, ließ er sich zu F. in den Kerker führen, fand aber denselben bereits todt. F. war kurz vorher verschieden. Es ergaben sich unbestreitbare Spuren einer Vergiftung. Protocoll über den Sachverhalt wurde aufgenommen; als die letzten Unterschriften gegeben werden sollten, traf die Meldung ein, daß der bei der Sache betheiligte Feldmarschall-Lieutenant in seinem Quartier sich erschossen habe. Daß in Folge dessen Kaiser Joseph 1779 das Kürassier-Regiment in ein Dragoner-Regiment verwandelt und statt der carmoisinrothen Aufschläge ihm schwarze zum Abzeichen gegeben habe, sind unbewiesene Annahmen.
Frohn, Joseph von (kaiserl. Oberst, geb. in Coblenz in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, gest. an den Folgen einer Vergiftung im Kerker zu Großwardein 1779)- Bülau (Friedrich), Geheime Geschichten und räthselhafte Menschen (Leipzig 1850 u. f., Brockhaus) II. Bd. S. 342. [Bülau’s Bemerkung, daß unter den Feldmarschall-Lieutenants jener Zeit ein Berlichingen Friedrich Alexander hieß, ist befremdend; dieser Berlichingen starb am 11. Mai 1789 [siehe I. Bd. S. 320][WS 1], nicht wie der ungenannte Feldmarschall-Lieutenant, der sich 1779 erschoß]. – Stramberg (Chr. v.), Ehrenbreitstein, Feste und Thal. Historisch und topographisch dargestellt (Coblenz 1845, R. F. Horpt, 8°.) S. 532 u. f. [dieses Werk bildet „des denkwürdigen Rheinischen Antiquarius Mittelrhein“ der II. Abth. I. Bd.] – Oestr. Zeitung (Wiener polit. Blatt, vormals Wiener Lloyd, Fol.) 1855, Nr. 325: „Joseph v. Frohn. Geschichte eines Soldaten aus dem vorigen Jahrhundert.“ – Dasselbe in der Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt) 1865, Nr. 208 und in der Linzer Zeitung 1855, Nr. 206–208.[BN 2]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Frohn, Joseph von [Bd. IV, S. 380] (geb. zu Nürnberg in Bayern im Jahre 1744, gest. zu Großwardein 17. October 1785) [womit nur die Daten im 4. Bande des Lexikons berichtigt werden].
- Neue freie Presse, Nr. 2650 vom 10. Jänner 1872. – Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung (Wien, 4°.) 1872, Nr. 27, im Feuilleton: „Oesterreichische Geschichte. Frohn von Frohnsberg“, von Wilhelm Edl. von Janko. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1868, Nr. 120 u. 121, in der I. Beilage: „Ein österreichischer Soldat vor hundert Jahren“, von J. E(bersber)g. [Band 26, S. 382]
- ↑ E Frohn, Joseph von [Bd. IV, S. 380; Bd. XXVI, S. 382].
- Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1868, Nr. 120, I. Beilage: „Ein österreichischer Soldat vor hundert Jahren“ [diese als „Original-Mittheilung“ bezeichnete Darstellung bringt nichts, was nicht schon Bülau[WS 2] in seinen „Geheimen Geschichten und räthselhaften Menschen“ gebracht hätte]. [Band 28, S. 339]