Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 4 (1858), ab Seite: 214. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joseph Fiala in der Wikipedia
Joseph Fiala in Wikidata
GND-Eintrag: 119135094, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Fiala, Joseph|4|214|}}

Fiala, Joseph (Musikus, geb. zu Lochowitz in Böhmen 1751, gest. zu Donaueschingen 1816). Zeigte früh ein großes musikalisches Talent, und die Gräfin Netolitzky von Netolitz, deren Unterthan er war, ließ ihn in Prag von dem berühmten Hautboisten Joh. Stiastný [215] unterrichten, um ihn dann in der eigenen Capelle zu verwenden. Sein Spiel erregte die Aufmerksamkeit Aller, die es hörten. Zugleich nahm F. bei Werner Unterricht im Violoncell und spielte auch dieses mit Virtuosität. Die häufigen Anträge, in’s Ausland zu gehen, bewogen ihn, bei der sclavischen Behandlung, welche er im Hause der Gräfin erfuhr, zur Flucht, und unter dem Schutze des kaiserl. Gesandten, des Grafen Hartig, trat er in Regensburg auf. Verlockenden Versprechungen Folge leistend, kehrte er noch einmal nach Prag zu seiner Gebieterin zurück, aber es ging ihm nur noch schlimmer. Zum zweiten Male ergriff er die Flucht (Vergl. unten die Quellen) und trat nun an fremden Orten auf. 1778 wurde er Kammermusikus des Erzbischofs Hieronymus in Salzburg, hatte aber durch zu vieles Blasen seine Gesundheit so sehr geschwächt, daß er die Hoboe lassen und nunmehr Violoncell spielen mußte. 1786 ging er nach Wien, wo er Mozart kennen lernte: mit Empfehlungen des kaiserl. russischen geheim. Rathes Besborodko reiste er nach Rußland, erntete in St. Petersburg reichen Beifall und erhielt den Auftrag, die Capelle des Fürsten Orloff zu bilden, wofür er fürstlich belohnt wurde. 1792 kehrte er nach Deutschland zurück und war zuletzt fürstlich Fürstenberg’scher Violoncellist und Hofmusikus zu Donaueschingen, wo er, 65 Jahre alt, starb. Der größte Theil seiner Compositionen ist in Handschrift und für die Hoboe, Flöte, das Violoncell und die Gambe geschrieben. Gedruckt wurden: „IV Violinquatuors“ (Frankfurt a/M. 1780); – „Symphonie in C“, für 2 Violinen, 2 Oboen, 2 Flöten, 2 Hörner, 2 Clarinetten und Tympan, 2 Violen und Baß; – „Symphonie in F“ und „Symphonie in Es“, für ein ganzes Orchester (diese in Trägs musikalischem Verzeichniß des J. 1799 angeführt]; – „VI Duos à Violin und Violoncelle“ (op. 4), 2 Hefte (Augsburg 1799).

Dlabacz (G. J.), Allg. hist. Künstler-Lexikon für Böhmen ... (Prag 1815, Haase, 4°.) I. Bd. Sp. 392 [nach diesem geb. 1751]. – Pillwein (Bened.), Biogr. Schilderungen oder Lexikon salzburgischer, theils verstorb. theils leb. Künstler (Salzburg 1821, Mayer, 8°.) S. 48. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biograph. Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, 8°.) I. Bd. Sp. 408. – Desselben: Neues histor.-biogr. Lexikon der Tonkünstler (Ebend. 1812, Kühnel, gr. 8°.) II. Bd. Sp. 119. – Meusel (J. G.), Künstler-Lexikon vom J. 1808. I. Bd. S. 233. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allg. Encykl. der Wissensch. u. Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 43. Bd. S. 439. – Meyer (J.), Das große Conversat.-Lexikon (Hildburghausen 1852, Bibl. Inst., Lex. 8°.) X. Bd. S. 165 [nach diesem geb. zu Lobkowitz in Böhmen 1749. Berichtet unter Anderem von seiner Flucht von der Gräfin Netoliczky von Netolitz, welche vereitelt worden und von der Absicht der Gräfin, deren Unterthan er war, ihn zur Strafe dafür durch Ausbrechen der vorderen Zähne zur Ausübung seiner Kunst auf dem Blasinstrumente, welches er meisterhaft spielte, untauglich zu machen. Als Kaiser Leopold davon Kunde erhielt, ertheilte er der Gräfin den Befehl: „F. sogleich frei und sein Glück als Künstler auswärts suchen zu lassen“].