BLKÖ:Ferenczy, Stephan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 183. (Quelle)
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Ferenczy, Stephan (Bildhauer, geb. zu Ryma-Szombáth im Gömörer Comitat Ungarns 24. Febr. 1792, gest. zu Pesth 6. Juli 1856). Entstammt einer edlen aber verarmten Familie. Erlernte anfänglich das Schlosserhandwerk, und erst als ihn die Wanderjahre nach Ofen brachten, fand er Gelegenheit, die Zeichnenschule zu besuchen, wo er ein ausgesprochenes Talent für die bildende Kunst beurkundete. Nun ging er nach Wien, besuchte die kaiserliche Akademie der bildenden Künste, zeichnete anfänglich untergeordnete in sein Schlosserhandwerk einschlägige Objecte, dann Statuen und erhielt endlich einen Preis. Ein zweiter Preis, den er errang, hob seinen Muth; er gab endlich gegen den Willen seines Vaters das Handwerk auf und pilgerte nach Rom, wo er in Thorwaldsen den Meister fand, der sein Talent würdigte und sich seiner annahm. Nun vollendete F. mehrere Arbeiten u. z. die „Büste des ungar. Dichters Csokonay“, im Costüm; ein „Hirtenmädchen“, Statue einer weiblichen Figur, die den Namen ihres Geliebten in Sand zeichnet, eine „Venus“. Als der Erzherzog Palatin diese Arbeiten sah, erkannte er die Tüchtigkeit des jugendlichen Künstlers und wies ihm eine jährliche Pension von 400 fl. an. 1824 kehrte F. nach Ungarn zurück und eröffnete in Ofen sein Atelier. Die ungar. Magnaten nahmen sich des Künstlers an, er erhielt mehrere Aufträge und als sich ein Verein bildete, der zuerst eine Statue dem König Mathias Corvinus und dann andern Heroen der ungar. Geschichte errichten wollte, wurde F. mit der Ausführung betraut. Der Künstler kam – nach Einigen, weil es ihm an Mitteln fehlte, nach Andern, als dem großartigen Werke nicht gewachsen – damit nicht zu Stande. Doch möchte letztere Ansicht irrig sein, denn es ist bekannt, daß F. das kolossale mit Begeisterung ausgeführte Gypsmodell, als er es im Hause, welches demolirt wurde, nicht behalten konnte und er ein entsprechendes größeres Locale aus Mangel an Mitteln nicht zu miethen im Stande war, mit bitterer Wehmuth vernichtet hatte. Die politisch aufgeregten vierziger Jahre waren seiner Kunst nicht günstig; eine Motion im ungarischen Reichstage, dem ersten ungar. Bildhauer eine Landesunterstützung zu gewähren, fiel durch und F. sah sich ob Mangel an Arbeit der Noth preisgegeben. Er verließ Ofen und zog sich nach Ryma-Szombáth, seinem Geburtsorte zurück. Ihn auch dahin zu verfolgen, ermüdete das Unglück nicht; eine Feuersbrunst vernichtete seine Werkstätte. Nichtsdestoweniger brach alles dies den Muth des Künstlers nicht, der – freilich in sehr gedrückten Umständen – bis an sein Lebensende, das ihn im Alter von 64 Jahren traf, unablässig arbeitete. F.’s Arbeiten – ihre Zahl soll nicht gering sein – sind im Lande zerstreut. Bekannt [184] sind außer den bereits genannten: „Die Statue des heil. Stephan“, für den Graner Dom; – die Büsten der zwei ungar. Dichter „Kölcsey und Kazinczy“; – „Das Grabdenkmal des Grafen Ivan Forray“. – Auch befinden sich in der Kirche zu Vál, dem Familiensitze der Ürmenyi und zu Kecskemet im reform. Collegium zwei größere Arbeiten seines Meißels. F. war seit 1832 correspond. Mitglied der ungarischen Akademie.

Brünner Zeitung 1856, Nr. 164 [eine Correspondenz aus Pesth, datirt 13. Juli, enthält seine Lebensskizze]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 124 [nennt seinen Geburtsort irrig Reina Szombath statt Ryma Szombath]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Heckenast) III. Bd. S. 261. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1856, Nr. 167. – Frankl (Ludw. A. Dr.) Sonntagsblätter 1846, S. 936: „Ein ungarischer Bildhauer zerstört sein Werk.“ – Abendblatt der Grazer Zeitung 1856, Nr. 160. – Kunstblatt (Beilage des Stuttgarter „Morgenblattes“) 1828, Nr. 28, S. 126. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgem. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 279. – Müller (Fr.)[WS 1], Die Künstler aller Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) II. Bd. S. 30. – [Müller, Nagler u. Meyer, letzterer im „Großen Conversations-Lexikon“ führen ihn irrig als Franz auf, welches nur die Uebersetzung seines eigentlichen Namens Ferenczy ist]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Müller (Frz.).