BLKÖ:Damberger, Christ. Friedrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Damböck, Marie
Band: 3 (1858), ab Seite: 137. (Quelle)
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Damberger, Christ. Friedrich (literarischer Mystificateur, lebte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts). Er erscheint auch als Pseudonym Joseph Schrödter u. Zach. Taurinius. Gräffer in den kleinen Wiener Memoiren erzählt unter Anderem das Folgende: „Vor 40 Jahren (1840) da war ein Mann, der hatte eine Reise vor, gar in einen andern Welttheil, gar nach Africa. Nach einer [138] gewissen Zeit war er wieder in Wien, die Landreise in das Innere von Africa hatte er glücklich vollbracht, kein Haar war ihm gekrümmt worden und auch seine Reisebeschreibung war fertig“. Diese Reisebeschreibungen Dambergers erschienen im Drucke herausgegeben von Zacharias Taurinius: „Beschreibung einer See- und Landreise nach Asien, Afrika und Amerika u. s. w. Mit einer Vorrede und Anmerkungen von Joh. Jak. Ebert“, 3 Thle. (Leipzig 1799–1801 [Aue in Altona], gr. 8°.) – bald darauf: „Lebensgeschichte und Beschreibung der Reisen u. s. w. Nebst Vertheidigung gegen Ausfälle in verschiedenen Zeitungen ...“, 2 Bde. (Leipzig [1804], Joachim, gr. 8°., neue Aufl. 1807, Kobrtsch in Eger); – unter dem Namen Joseph Schrödter: „See- und Landreise nach Ostindien und Aegypten in den Jahren 1795–1799 auf dem Berge Sinai und Horeb nach Gaza“ (Leipz. 1800 [Schmidt], 8°.). Erstere übersetzten die Franzosen und dieselbe erschien unter dem Titel: „Voyage dans l’intérieur de l’Afrique, depuis le Cap de Bonne-Espérance à travers la Cafrerie, les royaumes Mataman, d’Angola, de Massi, de Moncemugi, de Muschako etc. en continuant par le desert de Sahara et la partie septentrionale de la Barbarie. Traduit de l’allemand par L. H. Delamarre“ 2 Bde. (Paris und Strassburg an IX (1801), König mit 4 K. u. 1 Karte, 8°.)“. Die Engländer übersetzten sie, die Wiener druckten sie nach, alle Welt las sie, alle Welt fand sie interessant, der Verfasser hatte sich ein stattliches Honorar erschrieben ... aber dieser große Reisende mußte sich später doch entschließen, in der Siedlerschen (nachmals Gastl’schen) Buchdruckerei in Brünn untergeordnete Dienste zu verrichten. Das ganze Werk war eine Mystification. „Damberger“ – erzählt Gräffer weiter – „miethete, wie er die Reise antrat, ein Zimmer in einem versteckten Nest und wie die Reisebeschreibung vollendet, trat er aus diesem einsamen Zimmer in die offene Welt. Er hatte ganz incognito gelebt, sich bei allerhand Büchern und Landkarten recht gut unterhalten, wohl auch allerhand anonyme Ausflüge gemacht, allerhand Abstecher und Dislocationen, und somit war die große Landreise eine kleine Zimmerreise. Seit Jahren kennt nun männiglich diese Dambergeriade u. die Franzosen zählen sie zu den „Voyages imaginaires“ [doch bemerkt Guerard (II. Theil S. 375 nichts auf diese Mystification Bezügliches]. Gräffer schließt seine Mittheilung mit folgenden Worten: Biographisches nun, direct Individuelles aber über diesen Kauz, Details des ganzen Sachverhalts der abenteuerlichen Gaunerhistorie, gut präparirt für die liebe Lesewelt; gewiß eine charmante Lecture. Man mag nachschlagen wen man will, dort und da; in Ersch und Gruber ist nichts; in den Degen’schen „Annalen der Literatur“ aber da dürfte Etwas stecken, wohl auch in irgend einer andern Literaturzeitung. Die Gasparischen „Ephemeriden“ gaben Einiges über diesen anfänglichen Tischlergesellen, der erst am Cap schreiben gelernt haben sollte, ärgern sich, daß er so impertinent über seinen Vorgänger Le Vaillant und Mungo Park schwätzt und zweifeln schon im Mai 1800 (S. 385) an der Echtheit, noch mehr im Mai 1801 (S. 308)“.

Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, 3 Bde., Fr. Beck, 8°.) III. Thl. S. 197: „Zimmerreise.“