BLKÖ:Czirbesz, Jonas Andreas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 113. (Quelle)
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Czirbesz, Jonas Andreas (Naturforscher und Archäolog, geb. zu Scepes Várallya oder Kirchdrauf in der Zipser Gespannschaft 1732, gest. zu Igló 11. Jänn. 1813). Sein Vater Samuel war 40 Jahre lang evangelischer Prediger a. C. Der Sohn studirte zuerst in den vaterländischen Gymnasien zu Dopschau, Gömör und Leutschau, dann am Lyceum zu Preßburg unter dem berühmten Rector Joh. Tomka Szászky. Hierauf besuchte er die Universität Halle, wo er in der Theologie den berühmten Polyhistor Baumgarten, in der Philosophie Wolf’s Schüler Meyer, in der Mathematik und Physik Eberhard, in der Kirchen- und Literargeschichte Semler, in der Geschichte, Diplomatik und Numismatik den Professor Joachim und später in Göttingen Mosheim u. Heumann hörte. Einem Rufe in’s Vaterland folgend, knüpfte er auf seiner Reise über Halle mit dem berühmten Philosophen und Mathematiker Wolf persönliche Bekanntschaft an. Er hatte als evang.-luther. deutscher Prediger eine Anstellung in der Zipserstadt Igló erhalten, und neben seinem Berufe beschäftigte ihn die Begründung eines Münzkabinetes (welches so reichhaltig wurde, wie wenig Privatmänner deren in Ungarn besaßen); einer Sammlung alter Diplome, Siegel und verschiedener seltener Manuscripte über die vaterländische Geschichte; einer Mineraliensammlung (die besonders an Mineralien aus den Zipser Bergstädten und an karpathischen Gebirgsarten reich war) und einer Bibliothek (vorzüglich reich an Werken im historischen, numismatischen, naturhistorischen, philologischen und theologischen Fache). Die Vermehrung der Urkunden- und historischen Manuscripten-Sammlung setzte er bis zu seinem Tode fort. Noch in seinem hohen Alter, zwischen 70 und 80 Jahren, copirte er rastlos in dem Provinzial-Archive der 16 Zipser Kronstädte zu Igló, zu welchem ihm freier Zutritt gestattet wurde, Urkunden, die sich auf die politische u. Kirchengeschichte der deutschen Colonien in der Zipser Gespannschaft bezogen. In seinen jüngern Jahren bereiste er sehr oft die Karpathen in der Zipser u. Liptauer Gespannschaft und durchforschte sie in topographischer, mineralogischer, botanischer und zoologischer Hinsicht. Schon früher trat er als Schriftsteller auf, theils mit latein. Gedichten im classischen Latein, theils mit schätzbaren Beiträgen zu dem von Windisch herausgegebenen „Ungarischen Magazin“ und zu den „Wiener privil. Anzeigen aus den sämmtlichen k. k. Erbländern“, herausgegeben von Terßtyanszky. Unter diesen Arbeiten sind besonders bemerkenswerth: „Beschreibung des karpathischen Gebirges aus der Handschrift eines unbekannten Verfassers“, im „Ungarischen Magazin“: III. Bd. S. 1–47, Fortsetzung in den „k. k. privil. Anzeigen“ II. Jahrg. S. 209–220; 245–259; 269–277; 289–326; 353–363; 382–390; 395–405; 414–421; III. Jahrg. S. 39. u. ff. und IV. Jahrg. S. 20–29; 39–41.– Ferner: „Karpathische Bergreise auf dem Kriván, sammt dabei gemachten Beobachtungen“, Ebenda, III. Jahrg. S. 389–404; 413 u. ff. – Auch schrieb er eine „Dissertatio de dignitate et juribus Landgravii seu Comitis Saxonum de Scepus“, [114] die er bei der Instauration der Provinzial-Verfassung der 16 Zipser Kronstädte (nach der Revindication derselben von Polen durch die Königin Maria Theresia) am 20. Febr. 1775 bekannt machte, und die Abhandlung: „Origines et Natales Saxonum Scepusii“. – Die Herausgabe eines Werkes, an dem C. viele Jahre gearbeitet und welches den Titel führt: „Adparatus ad illustrandam rem numariam Hungaro-Transylvanam ex monumentis partim ineditis etc. etc.“ mit Abbildungen, kam leider nicht zu Stande. C. war ein gründlicher Philolog, ein tüchtiger Theolog, der noch im hohen Alter den neuen Erscheinungen der theologischen Literatur in Deutschland nicht fremd blieb, und ein guter Kanzelredner. Seine ansehnliche Handschriften-Sammlung, die viele wichtige Urkunden zur politischen und Kirchengeschichte Ungarns enthält, wurde von Andreas von Császár (s. d. III. Bd. d. Lex. S. 47) in Rosenau für seine dem evang.-luther. National-Gymnasium zu Rosenau vermachte Bibliothek angekauft. C. starb als Greis von 81 Jahren ohne vorangegangene Krankheit, im 56. Jahre seines Berufes als Senior der geistl. evang.-luther. Fraternität a. C. Die evangel. Iglóer Jungfrauen, die er durch geistreiche Katechisationen gebildet hat, haben ihm auf ihre Kosten einen Leichenstein gesetzt.

Wiener Literatur-Zeitung 1813, Nr. 26: „Nekrolog.“ – Horanyi (Alex. P.), Memoria Hungarorum scriptis editis notorum. – [De Luca] Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776 , Ghelen, 8°.) I. Bds. 1. St. S. 87. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Sect. XX. Bd. S. 455. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 655.