BLKÖ:Coburg-Kohary, Herzog von Sachsen Ferdinand Georg August

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 392. (Quelle)
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Coburg-Kohary, Herzog von Sachsen Ferdinand Georg August[BN 1] (k. k. General der Cavallerie, Commandeur des Mar. Theresienordens, geb. zu Coburg in Sachsen 28. März 1785, gest. 27. Aug. 1851). Trat 10. Dec. 1791 als Unterlieut. in das Drag.-Reg. Coburg Nr. 6 und rückte in demselben mit 1. März 1796 zum Oberlieutenant und mit 16. Nov. 1798 zum Second-Rittmeister vor. Nach der mit Ende Jänner 1802 erfolgten Reducirung dieses Regimentes kam derselbe [393] mit 1. Febr. 1802 zu dem Chevauxleger-Reg. Fürst Rosenberg, wurde 29. Sept. 1804 Major im Regimente und mit 1. Jänner 1805 im Husaren-Reg. Graf Blankenstein Nr. 6 und am 6. August dess. J. Oberstlieutenant im Regimente, 15. Sept. 1808 Oberst im Husaren-Reg. Erzh. Ferdinand d’Este Nr. 3, mit welchem er den Feldzug von 1809 gegen Frankreich bei dem 3. Armeecorps unter FML. Prinz Hohenzollern mitmachte. Am 22. April erhielt C. den Auftrag, mit 3 Divisionen seines Regimentes die Arrieregarde des 3. Armeecorps zu bilden, welches an diesem Tage gegen Luckepoint vorgerückt war. Kaum hatte der Prinz seine Stellung genommen, als das 4. Armeecorps durch Uebermacht der Art zum Weichen gebracht wurde, daß der Feind hierdurch die linke Flanke des 3. Armeecorps gewann u. dasselbe in eine sehr gefährliche Lage versetzte. Der Feind rückte mit großer Uebermacht vor und war überdies mit vieler reitender Artillerie versehen. In diesem entscheidenden Augenblicke beschloß der Prinz den Feind rasch anzugreifen und führte diesen Angriff auch mit solcher Bravour aus, daß der Gegner mit Nachdruck zurückgeworfen wurde. Das 3. Armeecorps mußte das höchst beschwerliche und gefahrvolle Defilé über den äußerst morastigen Bach rechts von Kefring passiren. Der Prinz erkannte, daß die Behauptung dieses Defilé’s für den Rückzug des Corps und für die Rettung der bei demselben befindlichen zahlreichen Artillerie von äußerster Wichtigkeit war, griff also den Feind mit seinem durch die vorangegangenen hitzigen Gefechte ohnehin sehr geschwächten Regimente wiederholt an und warf ihn mit beträchtlichem Verluste zurück. Erst mit einbrechender Nacht ging das Gefecht zu Ende und der Feind konnte die Truppen nur von den Anhöhen beschießen. Diese That wurde mit dem Ritterkreuze des Mar. Theresienordens ausgezeichnet. In der Relation über die Schlacht bei Deutsch-Wagram ist Oberst Prinz Coburg von dem General der Cavall. Fürst Liechtenstein unter den Ausgezeichneten genannt. Mit 15. April 1811 trat der Prinz mit Generalmajorscharakter aus dem effectiven Stand der österr. Armee. Als aber im J. 1813 der Kampf gegen Napoleon beschlossen wurde, trat der Prinz unter dem Namen eines Grafen von Sorbenburg wieder in die österr. Armee ein. Rücksichten auf die Verhältnisse seiner Heimat veranlaßten ihn zur Aenderung seines Namens. Aber auch Graf Sorbenburg sollte nicht weniger reiche Lorbeern pflücken, als der Prinz Coburg. Am Tage der Schlacht von Kulm war der Prinz mit seiner Cavallerie-Brigade bei dem Corps FZM. Grafen Colloredo zugetheilt. Er erhielt den Befehl zum Vorrücken, als das erwähnte Corps bereits die Höhen von Neudorf erstürmte, und stellte sich daher mit dem Regimente Erzh. Johann-Dragoner als Unterstützung der russischen leichten Cavallerie unter General Knoring auf. Da dieser General die durch eine schöne Attaque der Leibuhlanen errungenen Vortheile, wobei 3 Kanonen genommen wurden, nicht weiter verfolgte, rückte der Prinz mit seinem Dragoner-Reg. in dem Augenblicke vor, als der Feind mit 3 starken Infanteriemassen gegen 2 weiter links gestandene russische Kürassier-Reg.[WS 1] unaufgehalten vordrang, wobei er von einer auf einer rückwärtigen Anhöhe aufgestellten Batterie sehr wirksam unterstützt wurde. Rasch hatte der Prinz eine Batterie an sich gezogen, eine Bewegung in des Feindes Flanke und gegen dessen Rücken, welche vorzüglich die feindliche Batterie zur schnellen Verlassung ihrer vortheilhaften Stellung bewog, ausgeführt, und dadurch nicht nur den Feind aufgehalten, sondern auch durch das kräftige und vortrefflich [394] geleitete Feuer seiner Batterie mit einem äußerst bedeutenden Verluste nach und nach bis in die bei Kulm liegende Fasanerie zurückgedrängt und die ganze Ebene vom Feinde gesäubert. Mittlerweile hatte aus einer andern Seite des Schlachtfeldes die französische Cavallerie das Corps des preuß. Generals Kleist durchbrochen u. die preuß. Artillerie durch Niederhauen ihrer Bedienungsmannschaft unwirksam gemacht. Der Cavallerie folgte die feindliche Infanterie in geschlossenen Massen, bei welcher sich General Vendamme, so wie die meisten übrigen Generale der französischen Armee befanden. Die preußische Brigade unter Oberst Sako, durch so große Uebermacht angegriffen, wurde von ihrem Corps gänzlich abgeschnitten und in die gefahrvollste Lage versetzt. Dieser Moment schien dem Prinzen geeignet, einen entscheidenden Schlag auszuführen. Ungesehen, durch das Gebüsch gedeckt, formirte er sein Regiment in Colonnen, stürzte sich an dessen Spitze mit größter Schnelligkeit auf die zur Deckung des feindlichen Rückzugs aufgestellten Batterien und nahm in kurzer Zeit 12 Kanonen. Nun drang er mit seinen tapferen Dragonern in die Massen des überraschten Feindes ein, welcher in diesem durchschnittenen Terrain einen Cavallerie-Angriff für unmöglich gehalten hatte. Dem heldenmüthigen General überall folgend und jedes Hinderniß des ungünstigen Terrains besiegend, boten die Dragoner der außerordentlichen Uebermacht des Feindes mit verzweifelter Gegenwehr trotz. Schon war die Brigade des Obersten Sako, wovon ein Theil bereits gefangen, der andere ganz umrungen und deren Batterie auch vom Feinde genommen war, durch diese glänzende Attaque gerettet. C. sammelte nun diese in Unordnung gerathene Truppe und führte sie gegen den sich wiedersammelnden Feind, der den heftigsten Widerstand leistete und nun mit großem Verluste das Feld ganz räumen mußte. Die früher vom ihm erbeuteten preußischen Kanonen wurden nebst mehreren eigenen genommen, desgleichen ein großer Theil der feindlichen Bagage; und obwohl im Anbeginn nicht daran zu denken war, Gefangene zu machen, so wurden doch von C. allein 2000 Gefangene abgegeben. Aber es wurden die errungenen Vortheile auch durch den beträchtlichen Verlust dieses so ausgezeichneten tapfern Regimentes erkauft. Der Prinz selbst erhielt bei dem Angriffe auf die Massen eine Contusion auf der Brust, sowie sein Pferd bei Gelegenheit der wiederholten Attaquen 10 Blessuren, meistens Bajonetstiche. Im J. 1814 erhielt der Prinz für diese Waffenthat, wodurch er den Schlüssel zu der feindlichen Position genommen und wesentlich zum Gewinne der blutigen Schlacht beigetragen, das Commandeurkreuz des Mar. Theresienordens. Nach der denkwürdigen Schlacht bei Leipzig nahm Prinz Coburg wieder seinen Namen an, und zeichnete sich bei der Einnahme des verschanzten Postens von Hochheim am Main erneuert aus. Am Tage nach der Einnahme von Lyon wurde C. mit einem Corps von 1600 Mann detachirt[WS 2], den Versuch zu machen, die große Gewehr-Fabrik zu St. Etienne, welche für die feindliche Armee fast allein die nöthigen Waffen lieferte, zu zerstören und sich in den Besitz der dazu gehörigen Depots aller Art zu setzen. Ungeachtet der geringen Streitkräfte dieses Corps bemächtigte sich C. dieser Stadt, welche 40,000 Einwohner zählt, und gegen 3000 wohl bewaffnete Nationalgarden hatte. Durch 2 Bataillons und eine halbe Batterie verstärkt, vollzog er den ebenso wichtigen als schweren Auftrag, ungeachtet der täglichen Angriffe und Beunruhigungen durch die weit zahlreicheren feindlichen Corps u. Parteiengänger, sowie der äußerst [395] gefährlichen inneren Unruhen der ärmeren Classen von Einwohnern, welche aus lauter Fabriksarbeitern bestand, und die beabsichtigte Unternehmung, wodurch sie brotlos gemacht wurden, auf jede Art zu verhindern suchten. Alle vorgefundenen fertigen Waffen und dazu gehörigen Bestandtheile wurden, während sich die zur Ausführung dieser Maßregel beorderten Detachements mit den aufgewiegelten Bauern schlagen mußten, weggeschafft. Die Maschinerien und das nicht Fortzubewegende wurde unbrauchbar gemacht. Durch diese Unternehmung wurde der Feind einer großen Hilfsquelle zur Bewaffnung beraubt. Auch hatte der Prinz durch seine Aufstellung die von dieser Seite nach Lyon laufenden Straßen gesichert und gedeckt, und durch den Uebergang über die Loire und das günstige Gefecht bei Montbrison den Feind aus dieser Gegend bis gegen Clermont vertrieben. Mit welcher echt fürstlichen Mäßigung er sich aber dabei benommen, berichtet die in den Quellen angeführte „Biographie des hommes vivants.“ Im darauf folgenden kurzen Feldzug von 1815 befehligte C. eine Cavallerie-Brigade bei der kais. österr. Reserve-Armee. Mit 8. Mai 1822 wurde er Inhaber des Uhlanen-Reg. Fürst Karl Schwarzenberg, am 28. Dec. 1824 FML., 22. Nov. 1828 Inhaber des Husaren-Reg. Nr. 8 und bald darauf General der Cavallerie. Bis 1831 führte der Prinz ein Divisions-Commando in Wien; trat aber im genannten Jahre außer Activität. Im J. 1816 hatte sich der Prinz mit Marie Gabriele[WS 3], einzigen Tochter und Erbin des Fürsten Franz Jos. Kohary vermält, mit dessen Tode (1826) der Mannsstamm dieses Hauses erlosch, und die sämmtlichen Güter an die Erbtochter übergingen. Der Fürst fügte seit dieser Zeit seinem Namen den der erloschenen Familie bei.

Deutscher Regenten-Almanach II. Jahrg. 1827, S. 322. – Biographie des hommes vivants (Paris 1816, L. G. Michaud, 8°.) II. Bd. S. 196. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 716. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 564.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Sachsen-Coburg-Gotha, Ferdinand Herzog, siehe: Coburg-Koháry, Herzog von Sachsen, Ferdinand Georg August [Bd. II, S. 392].
    Nachtrag zu den Quellen. Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Bd. II, S. 929, 1127, 1746 u. 1748. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) 1853, S. 167. – Porträt. Stahlstich (von Mayer?) im „Gothaischen Hofkalender“ (Gotha, Justus Perthes, 32°.). – [Ueber die Verbindung der Namen Coburg und Koháry vergleiche übrigens den Artikel des Lexikons: Koháry, Bd. XII, S. 281 u. 282, in der Biographie von Franz Joseph Fürst Koháry.] [Bd. 28, S. 31.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kürrassier-Reg..
  2. Vorlage: dechatirt.
  3. Maria Antonie Gabriele von Koháry (Wikipedia).