BLKÖ:Bucholtz, Franz Bernhard Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 189. (Quelle)
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Bucholtz, Franz Bernhard Ritter von (Staatskanzleirath und Geschichtschreiber, geb. zu Münster 1790, gest. 4. Febr. 1838). B. stammt von einer mit altem Grundbesitz im Lande Münster angesessenen Familie. Seine Kindheit fiel in die Zeit als Galizin, Fürstenberg, Stollberg, Hemsterhuis und Haman in ihrer Richtung strebten und wirkten, welche nicht ohne Einfluß auf B.’s Ausbildung blieb. Nachdem er die Hochschule zu Münster besucht, vollendete B. seine Studien noch zu Göttingen 1811– 1813. Im letztern Jahre ging er nach Wien und trat bald darauf durch Verwendung des Staatsministers, Grafen Stadion, beim östr. General-Gouvernement in Frankfurt unter Freiherrn von Hügel in Verwendung. Als daselbst der deutsche Bundestag eröffnet worden, blieb B. bei der östr. Gesandtschaft in fester Bedienstung zugetheilt und kam dort mit [190] Friedrich von Schlegel, der wesentlichen Einfluß auf B.’s Richtung nahm, in nähere Verbindung. Bis gegen die Mitte 1818 blieb B. in Frankfurt, kam dann nach Wien, von wo er 1819 eine Reise nach Rom und Neapel und später, 1824, nach Paris unternahm. Nachdem er vorher noch Hofsecretär geworden, ward er 1837 Rath bei der Staatskanzlei, worauf ihn schon im nächsten Jahre in der Kraft seines Lebens der Tod ereilte. Seine schriftstellerische Laufbahn begann B. frühzeitig mit zwei Flugschriften: „Unser Volk“ (1814) und „Ideen zu einer magna chartafür die inneren Verhältnisse der deutschen Staaten“ (1815). Später wendete er sich dem Studium des Mittelalters zu und die Frucht dieser Studien war die Herausgabe des Werkes: „Lambertus von Aschaffenburg, Geschichten der Deutschen nebst Bruchstücken aus Chroniken und einer Einleitung zur Kenntniss des deutschen Mittelalters und Kaiserthums“ (Frankfurt a/M. 1819, Andreä, gr. 8°.). Ein großer Theil seiner Arbeiten, meist publicistischen Inhalts erschien zerstreut in verschiedenen Zeitschriften, als z. B.: „Ueber den Minister Freiherrn von Fürstenberg“ in den „Leipziger deutschen Staatsanzeigen“, ein zweiter über den „Grafen Friedrich Leopold von Stollberg“ in der „Concordia“. Als Mathäus von Collin 1821 sich von der Redaction der Wiener Jahrbücher der Literatur zurückzog, erhielt dieselbe auf Collins Rath B. und führte sie bis 1825, von welcher Zeit er sie aufgab, um freiere Muße für seine geschichtlichen Arbeiten zu haben. In dieser Quartalschrift sind von ihm folgende meist kritische Arbeiten: „Die Anzeige von Merkel über Deutschland“; – „Darstellung unserer Zeit“ (beide 1819); – „Kieler Blätter“ und „Historische Werke von Heeren“ (1821); – „Les seductions politiques“ u. „Menzel“ (1822); – die Artikel: „Görres und Fievée[WS 1]“ – „Lowe, Tschirner“ (erste Anzeige); – „Schmidt“ und im Anzeigeblatte „Das vorrömische Italien“ (1823); – „Cicero’s Fragmente vom Staate“ (1824); – „Reozi-Rubichon, über den brittischen Nationalreichthum“; – „Derby“ – und im Anzeigeblatt „Die Schreiben aus Paris“ (1825); – „Ueber Einheit und Würde der Gesellschaft“ (1834). In den publicistischen Artikeln zeigt sich B. als Anhänger der in Ständen und Gemeinden, wie Gliedern eines lebendigen Körpers organisirten Monarchie und wahren Gemeinwesens, so wie des gegebenen, aber aus dem Leben zu ergänzenden Rechtes. Bezüglich des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche stimmte er, ohne gerade gänzliche Trennung der Gewalten zuzugeben, für beiderseitige Selbständigkeit und Freundschaft. Eine Reihe von Jahren, bis an seinen Tod, widmete B. seine ihm von amtlicher Arbeit freigebliebene Zeit der Ausarbeitung eines größern geschichtlichen Werkes: „Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten. Aus gedruckten und ungedruckten Quellen“ 9 Bde. (Wien 1830– 1839, Schaumburg, gr. 8°., mit K. K.), worin B. einen der wichtigsten und folgenreichsten Abschnitte der deutschen und österreichischen Geschichte (1524–1564) schildert und zu seiner Arbeit das k. k. Staatsarchiv, das vormalige deutsche Reichsarchiv zu Frankfurt, das Prager und mehrere andere Archive durchforscht und benützt hat. Erst auf seinem Krankenlager vollendete B. den neunten und letzten Band seines Werkes.

Oestr. National-Encyklopädie (von Czikann und Gräffer), (Wien 1835) I. Bd. S. 409. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1840, F. Voigt, 8°.) XVI. Jahrg. 1838, I. Thl. S. 155 [dort wird er irrig Buchholtz statt Bucholtz geschrieben]. – Zeitschrift für Philosophie und Theologie. 1838, 25. Hft. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1843, Bibl. Inst.) Suppl. VI. Bd. S. 590.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joseph Fiévée (Wikipedia).