BLKÖ:Boyneburg, Philipp Wilhelm Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Boxich, Marcus von
Band: 2 (1857), ab Seite: 102. (Quelle)
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Boyneburg, Philipp Wilhelm Freiherr von (Staatsmann, geb. zu Mainz 21. Nov. 1656, gest. 23. Febr. 1717). Der einzige am Leben gebliebene Sohn des großen Staatsmannes Johann Christian, der die berühmtesten Männer seiner Zeit, einen Leibnitz, Pufendorf, Conring, Förster und Andere in Mainzische Dienste zog. Seine beiden Töchter wurden die Stammmütter ausgezeichneter edler Familien, wie Schönborn und Stadion. Sein Sohn Philipp Wilhelm trat in des Vaters Fußstapfen und gehört unter die bedeutendsten Staatsmänner des 17. Jahrhunderts. Seine Erziehung leitete Leibnitz, der ihn zum wissenschaftlichen Staatsmanne heranbildete. Mit sechzehn Jahren besuchte er die Universität zu Straßburg und machte nach vollendeten Studien (1672) Reisen durch Frankreich, Italien, die Schweiz, auf welchen ihn Leibnitz begleitete. Zurückgekehrt in seine Heimat brauchte ihn der Churfürst von Mainz zu den wichtigsten Staatsgeschäften. Als Gesandter in Wien erwarb er sich die Zuneigung des Kaisers Leopold in solcher Weise, daß ihn derselbe zum Reichshofrath und zu seinem Kämmerer (1680) ernannte. Er war es auch, der gegen den Willen der französischen und italienischen Partei die Vermälung des römischen Königs Joseph I. mit Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg durchsetzte, um durch diese Ehe mit einer deutschen Prinzessin die Ruhe Deutschlands zu sichern. Das zu Ehren dieses Vermälungsfestes gegebene Festmahl zu Frankfurt dauerte drei Tage; die ganze Stadt nahm daran Theil; aus einem Doppeladler sprang während der Mahlzeit rother und weißer Wein für das Volk hervor, unter welches noch außerdem geprägtes Gold geworfen wurde. In seiner Eigenschaft als Statthalter von Erfurt, welche Stelle er sich gegen ein Donativ von 100,000 Thalern reservirt, übte er in Weisheit – wenngleich in [103] kleinem Kreise – die Pflichten eines Regenten, und that Alles, um die Absichten des dortigen Domcapitels, welches die Ausführung jeder Neuerung hintertrieb, zu vereiteln, und die unter mannigfachem Drucke leidende, von den Ereignissen der Zeit hart mitgenommene Stadt wieder zu Wohlstand zu bringen. Wie glücklich er seine Aufgabe gelöst, vergleiche Archiv für Geschichte, Stat., Literatur und Kunst (Wien 1826, 4°.) XVII. Jahrgang, S. 749. – Vierzehn Jahre wirkte er segensvoll für Erfurt, und Graf Stadion schreibt über ihn: „Der große Geist eines wahren Staatsmannes zeigt sich auch in der Verwaltung eines kleinen Landes. Von dem, was B. in Erfurt gethan, schließt man auf das, was er in einem größeren Wirkungskreise hätte leisten können“. Kurz vor seinem Tode schickte ihn Kaiser Karl VI. nach Altranstaedt, um mit Karl XII. von Schweden die Religionsbeschwerden in Schlesien in Ordnung zu bringen. Als man Karl XII. über die Etikette befragte, die man gegen B., der nicht eigentlich als Abgesandter an den König geschickt war, beobachten sollte, sagte der König: „Dem Manne könne man nicht Ehre genug erzeigen“, und pries den Churfürsten von Mainz glücklich, daß er solch’ einen Minister habe. Seine hinterlassenen Papiere und Memoiren über seine frühern Geschäfte in den wichtigsten Gesandtschaften am kaiserlichen Hofe und seinen langjährigen Aufenthalt daselbst, sowie an den sächsischen Höfen und bei Karl XII. befinden sich im Archive zu Heubach bei seinen Erben den Grafen von Schönborn, und enthalten reiches und wichtiges Materiale zur Geschichte der Zeit, in welcher er lebte und wirkte.

Die Quellen siehe nach Boyneburg v. Lengsfeld, Moriz Heinrich Freiherr von.