BLKÖ:Beckh, Widmanstetter und Beckh-Widmanstetter, die Familien, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Beckh-Widmanstetter, Alois Joseph Franz Xaver von |
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Band: 55 (1887), ab Seite: 260. (Quelle) | |||
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Johann Albrecht zu Anfang des 16. Jahrhunderts den Namen Stetter dem angestammten an. Wahrscheinlich gehörte seine Mutter der Familie Stetter an, deren Anwesenheit in Nellingen aus den mit dem Jahre 1560 beginnenden Kirchenbüchern dieses Ortes erwiesen ist. In einer von einem Manne aus vornehmem Hause 1545 veröffentlichten Streitschrift wider Johann Albrecht wird als dessen Großvater ein Schweinehirt, als dessen Vater wieder ein Schuster angegeben. Diese Kundgebung sollte einen gehaßten Gegner beschimpfen, allein der Pfeil trifft nur den Schützen. Johann Albrecht selbst hat sich keiner vornehmen Abkunft berühmt, und so führt die aus feindlicher Quelle geschöpfte Kunde zur natürlichen Wurzel des Stammbaumes: der Großvater Johann Albrecht war Bauer, dessen Sohn Konrad Gewerbsmann, der Enkel Dr. Johann Albrecht Widmanstetter aber ein Mann, den eigene Kraft, zu einem Ruhme brachte, der den Neid erweckte. Johann Albrecht und seine Brüder Sebastian und Philipp Jacob, welche von Kaiser Karl V. auf dem Reichstage zu Augsburg 2. März 1548 in den Ritterstand erhoben wurden, kamen nach Bayern und in die österreichischen Länder. In letzteren ließ Sebastians Sohn Georg, mit welchem unsere Stammtafel anhebt, sich bleibend nieder, und Erzherzog Karl von Oesterreich-Steiermark ernannte ihn ddo. 17. October 1585 zum innerösterreichischen Hofbuchdrucker. Georg gründete die erste bleibende Buchdruckerfirma in Gratz, welche, 1650 mit der Ausschließlichkeit für Steiermark privilegirt, bis zum Jahre 1807 bestand. Schon mit seinen Enkeln erlosch der Mannesstamm, und der letzte Widmanstetter, Ferdinand, Bürgermeister zu Gratz. setzte drei Tage vor seiner Beerdigung, im Testamente vom 7. Jänner 1668, die Söhne seiner dem fürstlich Eggenberg’schen Rathe und Kanzler J. U. Licentiaten Johann Beckh (gest. 1648) vermält gewesenen einzigen Schwester Maria Susanna zu Erben seines Namens, seiner Buchdruckerei und des größten Theiles seines Vermögens nach fideicommissarischer Beschränkung ein. Nach dem 1668 geltenden Privatrecht war er berechtigt, seinen Namen ohne behördliche Einmengung zu vererben. Die Beckh, durch welche sich der Name Widmanstetter bis heute erhalten hat, stammen aus Franken. Zu Beginn des dreißigjährigen Krieges lebten ihrer mindestens sieben Brüder, Söhne eines irgendwo in Franken, wo dieser Name fast in jedem Orte vorkommt, angesessenen Vaters. Fünf der Brüder fielen in der Schlacht am Weißen Berge 8. November 1620, der sechste, Philipp, der gleichfalls den Waffendienst erwählte, stieg im Verlaufe des dreißigjährigen Krieges vom gemeinen Reitersmann bis zum Reitergeneral (um 1645) empor; der siebente Johann, studirte. wurde Licentiat der Rechte, [261] kam um 1637 nach Gratz in Steiermark und gründete durch vorerwähnte Heirat mit der letzten Widmanstetter den noch blühenden Zweig der Beckh-Widmanstetter. Das sichere Fundament für das Adelsrecht der Nachkommen Johanns ist die Urkunde Kaiser Leopolds I., in welcher dem Sohne Johanns, Gottfried, das Recht eingeräumt wurde, hundert Pfunde Herrengült zu besitzen „wie andere des Herren- und Ritterstandes angesessene Landleith“, mit der Befugniß, sich nach seinen „besitzenden“ Gütern „darvon und zu“ zu schreiben. In diesem Diplome ist Johanns Bruder, General Philipp Beckh, ausdrücklich als Vatersbruder des Diplomerwerbers angegeben. Dieser Philipp nannte sich, als er zu Rang gekommen, „von der Beeck“, was auf niederländische Herkunft deuten würde, deren nicht minder als der spanischen oder wallonischen sich damals jeder Kriegsmann von Distinction gern rühmte. In dem Gesuche um Baronisirung vom 29. September 1650, erledigt mit dem Diplome Kaiser Ferdinands III. vom 15. Februar 1651, nennt sich Beckh einen um seiner Kriegsdienste willen „ruinirten vom Adel“; die Herkunft von einem bestimmten Geschlechte seines Namens hat er weder im Gesuche, noch im Wappen zum Ausdrucke gebracht. Gleich seinem Bruder Johann ist also auch Philipp am besten als ein homo novus anzusehen, der, als er ein höherer Officier geworden und eine altadelige Frau geheiratet hatte, sich mit dem Schmuck eigener alter Herkunft kleidete. Für diesen Hergang spricht, indem wir andere Bedenken, als hier zur Sache nicht gehörig, übergehen, der Umstand, daß ein Mann von der Herkunft, wie solche sich dann Philipps Sohn ausdachte, um 1618 sicherlich nicht als gemeiner Reitersmann seine Laufbahn begonnen hätte. Philipps Sohn, Melchior Leopold, seinerzeit ein vielverdienter Kriegshauptmann von historischer Qualität, knüpfte seine Herkunft dann erst an den berühmten Stamm der Seigneurs de Beaurieu, deutsch Schönbeck, oder, da Beeck im niederländischen Bach bedeutet, Schönbach. Diese Beaurieu sollen hervorgegangen sein aus dem französischen Geschlecht der Grafen von Dommartin, deren äußerste Wurzelfasern königliches Geblüt durchglüht habe. Wie ein Act andeutet, fand Melchior Leopold in seinen genealogischen Ansprüchen leichten Widerstand, ernstlichen nicht, denn er lebte in einer Zeit, wo man sich beeilte, Alles zu glauben, was ein schwertkundiger General über sein Herkommen in den Kanzleien vorbrachte. Seinen Kindern kam diese Gläubigkeit, von welcher unsere Zeit nichts weiß, sehr zu statten, denn ein Sohn trat in ein vornehmes Domcapitel, eine Tochter wurde Aebtissin. Keiner seiner zahlreichen Söhne, von denen drei vor dem Feinde starben, hat sich verehelicht, und so erlosch 1747 der freiherrliche Zweig mit Johann Gottfried, kaiserlichem Geheimrath und Oberhofmarschall in Wien. Ihn beerbten nach Testamentsrecht zwei Enkel der an Hannibal Freiherrn von Crailsheim verehelichten Schwester, nämlich die Brüder Christoph Gottfried und Anton Vincenz von Sommerau, welche den Namen Sommerau-Beckh annahmen. Sie starben mit Christoph Gottfrieds Sohne, dem hochverdienten Cardinal-Erzbischof von Olmütz, Maximilian Joseph Gottfried Freiherrn von Sommerau-Beckh, am 30. März 1853 aus.
1. Zur Genealogie der Familien Beckh, Widmanstetter und Beckh-Widmanstetter. Die Familien Beckh und Widmanstetter sind seit dem Jahre 1637 in eine verschmolzen. Die älteren Widmanstetter stammen aus dem kleinen Dorfe Nellingen auf der „rauhen Alb“, einst zum Gebiete von Helfenstein, von der Mitte des 15. Jahrhunderts zur Stadt Ulm, jetzt zum Oberamtsbezirke von Blaubeuren im Königreiche Württemberg gehörig. Sie hießen ursprünglich Widman; um sich von den zahlreichen Trägern dieses Namens in jener Gegend zu unterscheiden, fügte der später zu Ansehen gelangte[260a] [WS 1] | |||||||||||||||||||||||||||||
Stammtafel der Familie Widmanstetter und Beckh-Widmanstetter. | |||||||||||||||||||||||||||||
Georg von Widmanstetter [3][1]† 1615 Sohn des Sebastian von Widmanstetter (gest. in Niederösterreich 17. März 1560). Hauptmanns der Benedictinerabtei Göttweih, und Neffe des berühmtenDr.Johann Albrecht von Widmanstetter genannt Lucretius [7], Barbara N. | |||||||||||||||||||||||||||||
Georg † um 1610 Anna Hainricher von Hainrichsperg. |
Ernst geb. 24. December 1502, † 12. Februar 1635. Anna Balthasar von Grafendorf. | ||||||||||||||||||||||||||||
Maria Susanna geb. 19. April 1620, † 13, Februar 1680 vm. 27. September 1637 Johann Beckh[2] † 7. September 1648. Beckh-Widmanstetter. |
Franz geb. 28. Februar 1625, † 26. April 1664. |
Ferdinand geb. 4. April 1624, † 10. Jänner 1668 Regina geborene Taißer[3]verwitwete Jeremias Hauslaib † 29. September 1668. | |||||||||||||||||||||||||||
Dr.Gottfried von Beckh-Widmanstetter geb. 29. Juni 1638, † 17. Jänner 1706. 1) Elisabeth Francisca von Sattelberg † 21. October 1694 2) Eva Katharina Stänzinger von Güllingstein, verwitw. Fetzer, wiedervm. Franz Xav. von Renzenberg † 1712. |
Johann Georg [2] Benedictiner mit dem Klosternamen Gabriel geb. 23. März 1643, † 5. December 1688. |
Barbara geb. um 1643, † 11. Mai 1681, vm.Dr.Philipp Leißl, †. |
Bernhard geb. um 1647, † 4. Februar 1684 Maria Clara Latomus, wiedervm.Dr.Georg Friedrich v. Paumann † um 1706. Ferdinand Bernhard geb. 13. Jänner 1680, † 14. September 1705 | ||||||||||||||||||||||||||
Johann Gottfried geb. 11. August 1671, † 1708 Renata Fetzer, wiedervm. v. Baldironi. |
Maria Elisabeth geb. 9. August 1677, † 17. April 1717, vm.Med. Dr.Johann Maximilian Hebeth † im October 1713. |
Beatrix Rosina geb. 7. April 1681, † 30. September 1731, vm. Georg Anton von Beckh aus Wolfsberg † 14. Mai 1748 |
Johann Otto geb. 5. December 1688, † 22. Juni 1753. Maria Elisabeth von Bettenburg † 21. November 1757. |
Maria Theresia geb. 1690, †. |
Johann Friedrich geb. 9. December 1697, † 22. Juli 1752 Maria Elisabeth Leeb † 5. Juni 1754. |
Anna Maria geb. 1699, †. |
Christoph Ignaz geb. 29. Juli 1705, †. | ||||||||||||||||||||||
Johann Andreas Karl (Franz Joseph) geb. 8. Jänner 1718, † 22. September 1765. 1) Victoria Stachl, †. 2) Maria Magdalena von Oettengraeven † 29. Juni 1750. 3) Maria Anna von Bohr geb. 2. Mai 1726, † 24. Mai 1823. |
Johann Georg Anton, Augustinerchorherr geb. 20. Februar 1722, † 17. November 1799. |
Johann Franz geb. 21. October 1723, † 4. April 1761. |
Maria Anna Theresia geb. 10. Mai 1725, †, vm. Franz Solan Anton Rojer (Buchdrucker). |
Karl Joseph (Franz Karl) geb. 13. December 1720, † 12. Jänner 1805. Elisabeth Pöltl † 6. October 1810. |
Johann Anton Friedrich geb. 28. April 1730, † 1. Mai 1762. Maria Anna Förtsch. |
Maria Elisabeth geb. 1736, † 1742. | |||||||||||||||||||||||
Johann Nep. Ignaz geb. 9. Mai 1760, †. |
Maria Antonia geb. 29. Mai 1762, †. | ||||||||||||||||||||||||||||
Alois Joseph Franz Xav. [S. 258] geb. 13 Juli 1754, † 10. Juni 1849. |
Maria Anna Josepha Katharina geb. 19. October 1756, † 30. September 1806. vm. Karl Graf Rottermund-Odrowąz. |
Maria Anna, Stiftsdame des adeligen Damenstiftes in Gratz, geb. 18. October 1763, † 9. Februar 1853 |
Maria Anna geb. 21. Juli 1774, † 15. December 1843, vm. Friedrich Leitner geb. um 1777, † 29. Mai 1827. |
Joseph Maria Franz Solan geb. 3. März 1761, jung †. |
Dominik Anton 13. October 1770, jung †. |
Franz Solan geb. 26. August 1764, † 13. November 1849. 1) Helena Beck geb. 25. April 1764, † 27. April 1793. 2) Katharina Haymann geb. 12. August 1769, † 9. Mai 1807. 3) Josepha Edle von Eloy geb. 13. November 1780, † 26. Mai 1816. | |||||||||||||||||||||||
Franz Joseph Adolf geb. 18. Juli 1792, † 3. März 1859. 1) Katharina Puschnigg † 10. Mai 1851 2) Anna Josepha Kreuzmayr. |
Anton Joseph, k. k. Hauptmann geb. 29. März 1798, † 3. Jänner 1880. Theresia Brand geb. 10. September 1793, † 30. October 1861. |
Max. Alois geb. 8. Juni 1801, † 29. Jänner 1870. |
Max. Leopold geb. 10. Juli 1803, † 2. Mai 1864. |
Johann Nep. geb. 30. April 1805, † 27. April 1857. |
Ignaz [S. 267] geb. 8. Juli 1808, ⚔ zu Ancona 1. Juni 1849. |
Katharina geb. 30. December 1810, † 14. Jänner 1876, vm. Dominicus Götzinger († 9. September 1866). Den Sohn aus dieser Ehe Leopold adoptirte im Jahre 1852 der Bruder der Mutter; Anton Joseph. | |||||||||||||||||||||||
Adoptiv- und Schwestersohn Leopold von Beckh-Widmanstetter [S. 272], geb. 15. November 1841 als Sohn des Dominik Götzinger, adoptirt vom Bruder seiner Mutter laut Bestätigungsactes vom 29. Juli 1852, Adelsübertragung und Ablegung des Geburtsnamens Götzinger zufolge ah. Entschließungen vom 24. October 1874 und 28. October 1877, vm. Ottilie Fröhlich-Födransperg. | |||||||||||||||||||||||||||||
Gustav Adolf [4] geb. 12. October 1817. Sophie Hranilovic von Cvetasin[WS 2] geb. 6. April 1827. |
Edmund Adolar und Alfred Adolar. |
Wilhelmine Adolphine geb. 8. November 1820, † 18. October 1871, vm. 1) Matthias Wesiagg † 19. November 1850. 2) Johann Kitzler † 23. September 1875. | |||||||||||||||||||||||||||
Hermine Adolphine geb. 29. Februar 1844, vm.Dr.Adolf Mocznay |
Emil Adolf Stephan geb. 4. Februar 1845, vm. Helene Cernovic. |
Albin 28. Februar 1847, † 11. September 1878. |
Auguste geb. 23. December 1848, vm. Oskar Leskovic. |
Sidonie geb. 27. September 1850, vm.Dr.Martin Kendjelic. |
Rudolf geb. 5. November 1855. |
2 Kinder jung †. | |||||||||||||||||||||||
Gustav Georg geb. 1880, † 1885. |
Emil geb. 2. August 1884. |
- ↑ Die in den Klammern [ ] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche sich auf S. 261–266 (Nr. 1–12) befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausführliche Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.
- ↑ Johann Beckh, welcher Licentiat der Rechte, dann Hofrichter der Benedictinerabtei Admont, zuletzt fürstlich Eggenberg’scher Rath und Kanzler war, ist der jüngste von acht Geschwistern; fünf seiner Brüder fielen in der Schlacht am Weißen Berge am 8. November 1620; der älteste, Philipp (geb. 1591, gest. zu Wiener-Neustadt am 6. Jänner 1654) stieg vom Corporal (1618) zum Generalwachtmeister (um 1645) empor und wurde 1651 in den Freiherrenstand erhoben Er und seine Gemalin Margaretha Cob von Neuding sind die Stammeltern der Familien Crailsheim und Somerau-Beckh. Des Freiherrn Philipp Beckh Enkelin Anna Elisabeth Sidonia heiratete (1694 den Freiherrn Friedrich von Crailsheim zu Rügland und ist die Stammmutter der heutigen Freiherren von Crailsheim; ihre Tochter Charlotte Freiin von Crailsheim vermälte sich aber mit Georg Karl Anton Freiherrn von Somerau, und sind sie und ihr Gatte die Großeltern des Freiherrn Maximilian Joseph von Somerau-Beckh, nachmaligen Cardinal-Erzbischofs von Olmütz, dessen Lebensskizze in diesem Werke [Bd. XXXV, S. 265] mitgetheilt ist, und mit welchem die Familie der Somerau erlosch.
- ↑ Ferdinand von Widmanstetter’s Gattin Regina geborene Taißer, verwitwete Jeremias Hauslaib ist die Urururgroßmutter und ihr zweiter Gatte Ferdinand der Stief-Urururgroßvater des Franz Ritter von Hauslab, k. k. Feldzeugmeisters und Ritters des Maria Theresienordens, dessen Lebensskizze in diesem Werke [Bd. VIII, S. 90] mitgetheilt ist.