BLKÖ:Beckh, Melchior Leopold Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 264. (Quelle)
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11. Melchior Leopold Freiherr Beckh (geb. um 1633, gest. zu Rima-Szombath in Ungarn am 1. Jänner 1693). Ein Sohn des [265] Reitergenerals Freiherrn Philipp, wählte er gleich diesem den Waffendienst. 1669 war er Hauptmann im Cob’schen Regimente zu Fuß, 1675 aber schon Oberstlieutenant im Regimente Kaiserstein. In dieser Stellung wurde er anläßlich des Treffens bei Türckheim nächst Colmar am 5. Jänner 1675 in allen Berichten übereinstimmend als der Held des Tages gepriesen, da er mit seinem Bataillon „Wunder gethan“, das ganze Garde-Regiment König Ludwigs XIV. von Frankreich zu Grunde gerichtet und hiebei eine schwere Verwundung davon getragen hatte. Unterm 30. Jänner 1682 erhielt er das Patent zur Errichtung des nun salzburgischen Infanterie-Regiments Nr. 59. Im Jahre 1683 stand er mit einem Theile seines Regiments in den Reihen der Vertheidiger der Reichshauptstadt Wien und blieb auch nach dem Entsatze noch einige Zeit in derselben. Für seine in den Treffen vor Neuhäusel und bei Gran erwiesene besondere Bravour und Kriegserfahrenheit wurde er am 10. September 1685 zum General-Feldwachtmeister befördert. Er blieb beim Heere in Ungarn, mit seinem Regimente dem Corps des Churfürsten von Bayern zugetheilt, und kämpfte bei der denkwürdigen Belagerung und der endlichen Erstürmung Ofens am 2. September 1686. Nach dem Siege erhielt mit Tagesbefehl des Herzogs von Lothringen vom 5. September General Freiherr von Beckh den Auftrag, die Stadt zu besetzen, und wurden ihm zu diesem Zwecke 6000 Mann unterstellt. Speciell im Festungsbaue wohl erfahren, versetzte er binnen Jahresfrist den total verwüsteten Platz wieder in vertheidigungsfähigen Zustand. Durch den Sieg bei Mohács im August 1687 war die naheliegende Gefahr für Ofen beseitigt, insbesondere als im April 1688 unter Beckh’s Oberleitung Stuhlweißenburg gewonnen worden. Dafür galt es, die deutschen Grenzen am Rheine und die festen Plätze daselbst zu verwahren, als der Krieg mit Frankreich ausbrach. Der Kaiser bestellte ddo. 9. October 1688 den General Beckh, unter gleichzeitiger Beförderung außer Rang zum Feldmarschall-Lieutenant. als Commandanten der wichtigen Festung Köln am Rhein, und bereits am 16. November functionirte derselbe am Orte seiner Bestimmung. In dieser Zeit errichtete er außer dem Regimente, welches er bereits besaß, und das als Garnison in Ofen zurückgeblieben war, noch ein zweites. Im November 1690 wurde er nach Wien zurückberufen. Durch die Entsendungen von Truppen an den Rhein war es den Türken möglich geworden, über das bedeutend geschwächte kaiserliche Heer in Ungarn eine Reihe von Erfolgen zu erkämpfen. Um diesen Fortschritten der Türken zu begegnen, bot der Wiener Hof alle Kräfte auf, die Armee in Ungarn wieder zu verstärken. Zu derselben begab sich sofort General Beckh, welcher das Commando in Köln an den Generalwachtmeister Grafen Schelhard übergeben hatte, und nahm Antheil an dem Siege bei Szlankament, welchen Markgraf Ludwig von Baden am 19. August 1691 über die Türken erfocht. Ebenso betheiligte er sich dann im Corps des Feldmarschalls Prinzen Croy an der Eroberung von Brood und Gradisca. Am 24. Mai 1692 wurde er wieder außer der Reihe zum General-Feldzeugmeister befördert und beauftragt, das Heer an der Save zu sammeln und bis zur Ankunft des Feldherrn Markgrafen Ludwig von Baden zu befehligen. Als derselbe in Mohács eingetroffen war, erhielt Baron Beckh den Befehl über das gesammte Fußvolk des Heeres, allein infolge von Krankheiten, Ruhr und Fieber, welche beide Heere gleichmäßig heimsuchten, verlief der Feldzug ohne nennenswerthe Unternehmung. Unser General bezog nun mit seinem Regimente das Honter Comitat, erkrankte aber daselbst und starb zu Rima-Szombath am Neujahrstage 1693. In seiner Ehe mit Maria Francisca Juliana von Rosenbach, einer Nichte eines damaligen Fürstbischofs von Würzburg, zeugte Melchior Leopold acht Söhne und drei Töchter. Nur die ältere, dem Freiherrn Hannibal Friedrich von Crailsheim vermälte Tochter hatte Nachkommen; dieselbe ist die Stammmutter des noch gegenwärtig in Bayern blühenden Hauses Crailsheim. Von den Söhnen fielen der älteste, Philipp Hartmann (geb. 13. Mai 1671), als Hauptmann im Infanterie-Regimente seines Vaters (nun Nr. 59) beim Sturme auf Belgrad am 7. September 1693; Melchior Leopold Ignaz (geb. 7. October 1682) als Oberstwachtmeister in dem gegenwärtig 57. Infanterie-Regimente beim Sturme auf die Palanka bei Temesvár am l. October 1716. Melchior Leopolds Bildniß ist in einem Kupferstiche erhalten geblieben, welcher den General im gepanzerten Brustbilde, umgeben von kriegerischen Emblemen, darstellt, [Röder von Diersburg (Philipp Freiherr). [266] Des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden Feldzüge wider die Türken, 2 Bände. 1839–1842 Karlsruhe. Verschiedener Orten genannt. – Gräffer (August). Kurze Geschichte der k. k. Regimenter, 3 Bände, 1800 bis 1812. im 1. Bande, S. 248–253. – Wück (Alois). Geschichte des k. k. Infanterie. Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59, I. Abth. (1882), S. 1–54.] –