Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section/H26
← Heft 25 des Erzgebirgischer Kreis | Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke Heft 26 der Section Erzgebirgischer Kreis |
Heft 27 des Erzgebirgischer Kreis → |
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter: |
hat zwar irrthümlich in diesem Album zu der Abbildung Neu-Schönfels seinen Text erhalten: Da aber ein so merkwürdiges altes Schloss, welches weithin in das Voigtland und in die Auen des Pleissner-Landes zu sehen ist, einer weitern Besprechung und einer gründlicheren Beurtheilung werth ist, so soll Fehlendes hier nachgeholt werden:
Falsch ist es, wenn man das Schloss Altschönfels als das eigentliche Stammschloss der Herren von Schönfels bezeichnet. Die Herren von Schönfels besassen hier ursprünglich blos ein Burggut und hatten die Verbindlichkeit zu Fehdezeiten „das Schloss“ zu besetzen und zu vertheidigen. Leicht möglich aber, dass nach diesen ersten Burgmannen das Schloss selbst benannt wurde.
Die Veranlassung zur Erbauung des Schlosses gaben die Einfälle der Fränkischen Ritter und ihre Beraubung der Kaufleute, die von Nürnberg mit ihren Waaren diese Strasse zogen. Hier war der Sammelplatz der herumwohnenden Menschen, von hier aus wurde die Nachbarschaft von dem Heranrücken des Feindes benachrichtigt und schon im 12. und 13. Jahrhundert werden uns mehrere Burgmänner benannt, welche das Schloss beschützten, unter ihnen die Herren von Mosen und von Schönfels, die Burg selbst stand unter der Herrschaft der Herren Reussen von Plauen, welche noch 1400 behauptet wurde, die Stadt Werdau hatte dagegen längere Zeit das jus praesidii, weshalb solche bis auf die neuesten Zeiten alljährlich eine Tonne Heringe und 1 Stück grau Tuch an beide Güter liefern musste.
Die Besitzer von Ruppertsgrün, die Herren von Schönfels, wurden bis zum 15. Jahrhundert noch als Burgmänner betrachtet, da sie bis dahin ein Burglehn inne hatten.
Nach den Reussen von Plauen fiel Altschönfels an den Landesfürsten und im Jahre 1441 verkauften Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen wiederkäuflich an 3 Gebrüder von Erdmannsdorf das erstere gehörige Schloss, „Schloss Schönfels“ (Altschönfels) mit seinem Zubehör, nämlich:
Die Dörfer Lichtentanne, zum Stein (jetzt Stenn), zum Ibisbrunn (jetzt Ebelsbrunn), Voigtsgrün, Rothmannsdorf (jetzt Rottmannsdorf), Niederneumark, Beyersdorf und zu diesen 1 Lehnpferd und 1 Stück grau Tuch, Gospersgrün, Ruppertsgrün und in der Stadt Werdau 1 Tonne Heringe jährlich und 1 Stück grau Tuch, wie auch einige Zinsen im Dorfe Beyersdorf, ausgenommen erstere Mannschaft, geistlich und Ritterlehn um 400 Schock, wobei Apel von Vitzthum (Hofmeister), Hanns von Maltitz (Marschall), Bernhardt von Rechberg, Friedrich von Witzleben Ritter, und die von Arnshauk als Zeugen dienten.
Von den Erdmannsdorf gelangte das Schloss in die Hände der edlen Herren von Wildenfels und von diesen an einen Herrn von Sehrdingen. Erst 1459 (nicht also wie überall in verschiedenen Chroniken behauptet wird, schon 1217) wurden 3 Gebrüder von Weissenbach mit dem Schlosse Schönfels sammt dem vorhin genannten Complex von Ortschaften feierlich beliehen – darunter Ruppertsgrün und Beyersdorf.
Im Jahre 1422 sind Johann von Weissenbach, Lehrer beider Rechte, ingleichen Hanns und Herrmann von Weissenbach mit dem Schlosse Schönfels, dem daran liegenden Städtchen und dem Kirchlehn, den Vorwerken zu Beyersdorf und Ruppertsgrün beliehen.
Der darauf bezügliche Lehnbrief umfasst alle Besitzungen, welche gedachte 3 Brüder damals inne hatten, nämlich ausser dem Zubehör von Schönfels noch 18 Dörfer in der Pflege zu Altenburg, Ronneburg, Crimmitzschau.
Auch im Jahre 1465 sind dieselben Brüder durch den Tod des Kurfürst Friedrich II. (1464) in manu dorninanti vorgekommenen Fall [202] mit Schönfels und Zubehör von den Gebrüdern Ernst und Herzog Albrecht beliehen worden.
Im Jahre 1548 erfolgte die Trennung in Alt- und Neuschönfels, welche 2 Brüder von Weissenbach vornahmen. In Folge dieser Trennung soll ein Bruder den andern erstochen haben.
Auf den Brudermord der Weissenbache pflegt man gewöhnlich die beiden Ritter zu beziehen, welche an der Ostseite des hintern Schlosses zu Glauchau gemalt zu sehen sind.
Durch die Verehelichung Mariens von Weissenbach mit Hiob von Milkau kam dieses Gut an die Familie des Letztern, dessen Sohn und Enkel Besitzer waren, von welchen es jedoch an den Oberhofmeister und Amtshauptmann Georg Carl von Karlowitz gekommen ist, welcher im Jahre 1677 mit Tode abging.
Zwei Söhne desselben besassen es nach ihm, der Letztere noch im Jahre 1700. Nur eine kurze Zeit kann es in den Händen der Herren Georg Friedrich von Bärenstein gewesen sein: denn 1733 wird uns als Erb- , Lehn- und Gerichtsherr Ulrich von Gross genannt.
Dann kam das alte Schloss sammt Zubehör an die von Dieskausche Familie, aus deren Concours es 1770 das von Römersche Geschlecht erkaufte, welches ursprünglich aus Nürnberg nach Sachsen durch den Zwickauer Amtshauptmann Martin Römer, einem Nürnberger Patricier gekommen ist, wenigstens wird dieser als Stammvater der Familie angenommen. Nach einer spätern Familienstiftung der Herren von Römer fällt die Verwaltung von Altschönfels dem jedesmaligen Senior der Familie zu.
Der Berg, worauf die alte ehrwürdige Burg steht, ist 80–100 Ellen hoch über der Pleisse und die Burg selbst hat eine Höhe von 1360 Fuss. Sie liegt 50°, 40¾ Minuten der Breite und 30°, 4⅒ Minuten der Länge.
Auf dem Rittergute ruht die Collatur der Kirche und Schule zu Lichtentanne, sowie das Compatronat zu Schönfels, denn im letztgenannten Dorfe haben das Pastorat die Besitzer von Neuschönfels und der Pfarrer zu Neumark die Schulstelle, aber nur die Erste mit zu besetzen. Die jedesmalige Herrschaft von Neuschönfels vocirt die hiesigen Prediger als Schlossprediger, der Kapelle von Altschönfels, wo dieser auch, wenn es verlangt wird, jährlich 16 Mal zu predigen verbunden ist, so wie er gemäss einer Stiftung von 1524, während der Fastenzeit in Lichtentanne alle Wochenpredigten halten muss.
Dies noch nachträglich zur Beschreibung von Altschönfels, nun aber wollen wir noch nachträglich den Text zu dem im 9. Hefte dieses Album in Abbildungen erschienenen Rittergute
hinzufügen.
Das Neuschönfelser Schloss, dem 1300 bis 1330 Fuss Seehöhe beizumessen ist, wurde im 16. Jahrhundert gegründet und zwar nach der im Jahre 1548 erfolgten Theilung.
Nach der über diese unter Mitwirkung von churfürstlichen Commissarien erfolgten Theilung vorhandenen, „Woldenburg am Montage nach Laurentii 1548 datirten,“ Urkunde, vereinigten sich die Gebrüder Wolf, Otto, Herrmann und Hieronymus von Weissenbach dahin, dass „aus dem Rittergute Schönfels sammt seinen zugehörenden Dörfern, Zinsen, Frohnen, Vorwergen, Aeckern, Wiesen, Gehölzen, Teichen, Fischereien, Triften, Weinwachs zum Colbenberge und aller andern Zubehörungen“ nichts davon ausgeschlossen, „zwei Theile – welche in der Urkunde der Schlosstheil und der Theil des Forbergs „ufm Schaafhofl“ genannt werden – denn aus der Baarschafft, aussenstehenden Schulden und der beiden Dörfer Trogen und Hessen Zinsen die andern zwei Theile, „alles nach Inhalt dergestallten unterschiedlichen Theilregister Besagende“ gebildet werden sollten, und es wurde die Theilung zwischen den vier Brüdern „ufs Loos gericht.“
Das Rittergut Neuschönfels ist von der Familie der Gründer desselben, der Herren von Weissenbach später an das Gräfl. Bosesche Geschlecht übergegangen, welches das Gut bis ins 19. Jahrhundert besessen hat.
Erst im Jahre 1831 wurde es vom Herrn Dr. juris Friedrich Moritz Hempel aus Zwickau um 93,000 Thlr. in der Subhastation erstanden, bei dessen Familie das Gut sich jetzt noch befindet.
Das mit Schiefer gedeckte und mit Ziergiebeln versehene Schloss zeigt sich ziemlich altfränkisch, muss aber von der Burg Altschönfels seit der erfolgten Theilung wohl unterschieden und als Neu-Schönfels bezeichnet werden. Eine Zwingermauer verbindet damit den Seigerthurm und mit den ansehnlichen Wirthschaftsgebäuden bildet es einen [203] regelmässigen Hof, wozu noch die 800 Schritte weiter im Westen stehende Schäferei zu rechnen ist.
Das Rittergut selbst hat gute Felder, herrliche Wiesen, schöne Waldungen und ist überhaupt gross an Areal.
Als schriftsässiges Rittergut hatte es vor der neuen Gerichtsorganisation Antheile an Rottmannsdorf, Stenn und Unter-Neumarkt, auch gehörte dazu das Dorf Ebelsbrunn und das Dorf Schönfels, in Allem über 1200 Unterthanen.
Neuschönfels ist nach Altschönfels eingepfarrt. In dieser Kirche zu Altschönfels befinden sich über dem Altare die beiden herrschaftlichen Capellen.
Der die Kirche umgebende Gottesacker enthält ausser einigen Leichensteinen nichts Merkwürdiges. Nur links vom Eingangsthor ist das erbaute Hempel’sche Erbbegräbniss sichtbar.
Dieses Erbbegräbniss rührt nicht von dem jetzigen Besitzer des Gutes Neuschönfels her, sondern vom Jahre 1771, wo der damalige Pachter des Rittergutes Neuschönfels, Tobias Hempel, daselbe gründete und zu dessen Unterhaltung die Zinsen von 50 alten Schocken legirte, sowie 13 alten Schocken für den Schullehrer zum Unterricht für ein armes Kind.
Nach eine spätern Bestimmung sollten die Zinsen von den der Kirche legirten 50 alten Schocken alljährlich zum Kapital geschlagen und nicht eher verwendet werden, als bis das Kapital die Summe von 1000 alten Schock erreicht habe. Dieser Fall ist nun eingetreten und kommt der Kirche sehr zu Statten, da sie ausserdem kein Vermögen besitzt.
Wer Freund der Obst- und Baumzucht ist, gehe hierher und beschaue sich eine gute interessante Pflege.
Der frühere Pastor Klinkhardt hat diese Cultur der Pomologie ins Leben gerufen, die sich bis auf die heutigen Tage erhalten hat.
Bei Neuschönfels baut man die Eisenzeche Neujahr, wo man auch zolligen Quarz und sogenannten Bienenrost findet.
Neuschönfels, welches in geringer Entfernung von Altschönfels nach Süden zu 2 Stunden von Zwickau liegt, besteht aus 26 Häusern und die Einwohnerzahl beider Theile des Dorfes beträgt 900 Seelen, welche dem Gerichtsamte Zwickau angehören.
Neuschönfels wie Altschönfels liegen zwischen den Dörfern Gospersgrün, Tannhof, Unterneumark, Rottmannsdorf und Stenn, unfern der Plexe, wohl zu unterscheiden von der Pleisse.
Der Bach dieses ersteren Namens heisst bis zur Schönfelser Mühle das Schönfelser Wasser und entspringt im Schönfelser Walde, folglich nicht gar weit vom Lindenborn, welchen man gewöhnlich aber fälschlich für den Hauptquell der Pleisse hält; der Bach erhält gleich anfangs eine Menge kleinere Nebengerinne und kommt daher schon ziemlich stark unter den Schönfelser Schlossberg, wo er doch kaum erst eine Stunde lang ist.
Er bildet nun den tiefen, vorzüglich vom Schlosse herab sehr interessanten Plexengrund, den rechts die genannte kleine Waldung einschliesst.
Die Höhen an der Ostseite sind ungleich bedeutender und steiler, als die im Westen, und bestehen, gleich dem Schlossberg aus Basaltwacke, ohne aber eigentliche Kegelspitzen zu bilden.
Die Plexe geht bei Gospersgrün in das Thal des Neumarker Wasser aus, welches viel weiter und anmuthig, obgleich weniger schön als das der Plexe ist.
Im Plexengrunde giebt es einen, zu Neuschönfels gehörigen Teich mit einer Insel, wo sich ehedem ein Einsiedler aufhielt.
[204]
2 Stunden westlich von Zwickau an der Strasse nach Greitz, 1 Stunde südöstlich von Werdau in dem schönen Thale der hier noch nicht starken Pleisse gelegen.
Untersteinpleiss ist erst nach des Ortes Zertheilung in Obersteinpleiss mit Weissenbrunn, in Untersteinpleiss und in Niedersteinpleiss, entstanden. Der ganze Ort Steinpleiss gehörte anfänglich zu der grossen Herrschaft Rabenstein, die im Jahre 1378 das Chemnitzer Kloster kaufte und in der Fehde mit dem Burggrafen von Leissnig im Jahre 1386 für dasselbe verloren ging. Aber auch Letzterer verlor dasselbe wieder in einem Streite mit Veit von Schönburg. Kurze Zeit darauf wurde es besonders verliehen und so finden wir im Jahre 1444 Conrad von Reudnitz als Rittergutsherrn vom ganzen Ort. Später und zwar im Jahre 1470, nachdem die Theilung des Orts schon stattgefunden hatte, kam die Familie von Römer im Besitz von Untersteinpleiss, welches seit dieser Zeit der Stammsitz dieses Geschlechts geworden ist.
Von hier aus hat diese Familie 2 Seitenlinien, Neumark und Schneckengrün erhalten. Die von Schneckengrün ist mit dem Major von Römer, welcher die letzten Jahre seines Lebens in Plauen verlebt hat, im Jahre 1844 ausgestorben, während vom Stammhause Untersteinpleiss zu Ende des vorigen Jahrhunders eine neue Seitenlinie in Wohlhausen, sowie eine solche von Neumark in Janisroda entstand. Der Amtshauptmann Römer zu Zwickau, als Stammvater der Steinpleisser Familie, wurde mit seinem Bruder Nicolaus von Römer laut Adelsbrief vom Jahre 1470, gegeben zu Wien am Montag nach Maria Reinigung, vom Kaiser Friedrich in den unmittelbaren Reichsadel aufgenommen und ihnen statt ihren früheren Wappenfarben „blau und gold,“ die Reichsfarben schwarz und gold gegeben. Hiernach kaufte Martin von Römer erst die Rittergüter Marienthal, Lichtentanne, Weissenbrunn und Ober- und Untersteinpleiss.
Die Römer’sche Familie ist früher sehr verbreitet gewesen und haben sich von jeher deren meisten Söhne dem Militairstande gewidmet. Die einzelnen Glieder der Familie besassen von jeher eine grosse Anzahl Güter in Sachsen und Polen.
Jetzt besitzen die verschiedenen Linien noch die Rittergüter Untersteinpleiss, Neumark, Lötheim, Wohlhausen mit Wohlbach und Janisroda, Altschönfels ist Seniorat.
Das Rittergut Untersteinpleiss ist seit 1470 ohne Unterbrechung in der von Römerschen Familie geblieben, und ehedem bedeutend grösser gewesen als heute. Es gehörten früher noch 3 der stärksten hiesigen Bauergüter als Vorwerke dazu, sowie Felder, Wiesen und Teiche in Werdauer Flur.
Vor der Schaafhuthablösung war hier bedeutende Schäferei, welche der vorige Besitzer ganz eingestellt hat. Jetzt gehört zum Rittergute noch ein bedeutendes Bauergut ohne Gebäude, eine Mahlmühle und verschiedene Holzgrundstücke und Pertinenzen, sowie ein kleines Gütchen, ausserdem grosse Jagdgerechtsame in den Dorffluren von Steinpleiss und Marienthal.
Die beiden letzten Besitzer haben es sich angelegen sein lassen, das Gut durch Ankauf nahe liegender Grundstücke zu vergrössern.
Das Gut hat eine romantische Lage, sehr schöne ertragreiche sichere Felder und gute Wiesen, überhaupt ein Areal von 240 Sächs. Ackern mit über 4000 Steuereinheiten.
Der jetzige Besitzer, Herr Herrmann Julius von Römer, seit 1851 Nachfolger seines 1853 verstorbenen Vaters Franz Oswald von Römer, ist der Erbauer des im Jahre 1858 vollendeten eben so zweckmässig als geräumigen im gothischen Style aufgeführten herrschaftlichen Schlosses.
Das alte abgetragene Wohngebäude bestand ausser dem die Kellerei in sich schliessende Erdgeschoss, aus 2 Stockwerken, welche ganz von Holz aufgeführt vor mehr als 100 Jahren einmal von einer Kellertreppe aus in Brand geriethen; trotz des bedeutenden Umfanges desselben wurde aber das Feuer auf unerklärliche Weise gelöscht.
Zum Rittergute gehört eine in unmittelbarer Nähe liegende Mahlmühle mit einem gewöhnlichen und einem Cylindermahlgang, Spitz- und Graupenmühle, sowie eine vom jetzigen Besitzer angelegte grössere Ziegelei.
Zu erwähnen ist noch, dass in der Kirche von Steinpleiss ein architectonisch [205] schöner Altar, von Corinthischen Säulen getragen, steht und von Johann Ernst von Römer gestiftet und gegründet, von dessen Söhnen Johann Ernst und Johann Friedrich von Römer aber im Jahre 1676 vollendet worden ist.
Nebst dem Taufsteine wurde auch die kleine Glocke der dasigen Kirche von der Grossmutter des jetzigen Besitzers Frau Eleonore Franziska von Römer geschenkt.
Waldenburg liegt in der Standesherrschaft gleiches Namens, und gehört zu den Schönburgischen Recessherrschaften, welche früher zu dem erzgebirgischen Kreise gezählt wurden, gegenwärtig, in soweit sie nicht noch eine besondere Verwaltung haben, zur Zwickauer Kreisdirection gerechnet werden.
Ein Konrad von Waldenburg ist der erste, den wir kennen; obschon die Erbauung des frühern Schlosses unter Heinrich I., welcher im 10. Jahrhundert an der Mulde eine Reihe von Burgen anlegte, erfolgt sein soll.
Unter den spätern Besitzern ist 1274 ein Ahnarg oder Unari von Waldenburg als Oberhofrichter im Pleissnerlande bekannt. Ein Otto, ein Heinrich, ein Johann folgten im 14. Jahrhundert. Letzterer hat wahrscheinlich die Herrschaft an die von Kaufungen versetzt, indem 1357 Heinrich und Kunz von Kaufungen sich Herren von Waldenburg nannten. Erst 1360 kommt wieder ein Johann von Waldenburg vor, welcher sich mit dem Landgrafen Friedrich von Schönburg und seinem eignen Sohne Hanns ewiglich verband; seine Tochter, die Baronissa Sophie, heirathete Burggraf Albrecht zu Leissnig.
Dieser Johann trat seine Stammherrschaft an Friedrich III. von Schönburg ab, wenigstens soll dieser 1371 vom Kaiser Wenzel die Lehn über Glauchau, Waldenburg und Pyrsenstein (Lichtenstein) empfangen haben.
Doch hat sich erst dessen Sohn Veit I., 1390 auch Herr von Waldenburg geschrieben.
Anarg von Waldenburg heirathete 1408 die Meissnische Prinzessin, Constantin[VL 1], Heinrich von Waldenburg ward 1422 Leipziger Studio.
Der kurfürstliche Hofmeister Anarg von Waldenburg war 1428 Herr von Zschopau, und 1429 Herr zu Scharfenstein; 1440 belehnte er den Georg von Wiedebach mit Venusberg. Dieser Anarg scheint aber nicht Wolkenstein besessen zu haben, sondern es ist vielmehr für jene Zeit eine Wolkensteiner und eine Scharfensteiner Linie derer von Waldenburg anzunehmen.
Wann der männliche Stamm dieses Geschlechts erloschen sein mag, ist nicht recht bekannt. Der weibliche starb 1494 aus, mit Katharine, des Grafen Ludwigs von Gleichen Wittwe und Herrin von Cranichfeld.
Unter den Schönburgischen Besitzern von Waldenburg ist besonders als Stammvater Ernst der Jüngere von Schönburg zu betrachten, bekannt als Herzog Georgs Feldmarschall im Bauernkriege.
Die jetzigen Glieder des Waldenburger Zweiges, von der obern oder fürstlichen Linie der Herren von Schönburg, sind: Fürst Otto Victor, geb. 1785, dessen Gemahlin Thekla geb. Prinzessin von Schwarzburg-Rudolstadt, geb. 1793, dessen Prinzessinnen Car. Henr. Marie Louise, geb. 1818, und Ida, geb. 1821, und die Prinzen Otto Friedrich, geb. 1819, und Hugo, geb. 1822, Prinzessin Mathilde, vermählt mit dem Prinzen Schwarzburg-Rudolstadt, ferner Prinz Georg und Prinzessin Ottilie, vermählt mit dem Grafen von Schönburg, und endlich Prinz Karl Ernst. Fürst Otto Victor ist im vorigen Jahre in Leipzig mit Tode abgegangen und ihm folgte Otto Friedrich.
Der Fürst besitzt ausser Waldenburg noch die Standesherrschaft Lichtenstein, die Herrschaft Rempe, die Herrschaft Hlobusch mit Pitzschin im Bernauer Kreise Böhmens, die Schwarzenbacher und vier Bauergüter im nördlichen Baiern, das Rittergut Gauernitz mit Constappel bei Meissen, das Rittergut Cahlenberg, die Güter und Gerichte Ziegelheim, Reichenbach, Tirschheim, Rusdorf, Neudörfel, und Abtei Oberlungwitz; auch das schöne Rittergut Oelsnitz, und gemeinschaftlich mit der ganzen Linie die Gusowschen Güter unweit Berlin, auch Mittelfrohna bei Burgstädt.
Die alte Burg von Waldenburg, oder – weil das im Jahre 1848 abgebrannte Schloss damals schon stand, – das sogenannte hintere Schloss, brannte im Jahre 1619 ab; die ansehnlichen Ruinen desselben müssen aber noch lange gestanden haben, da man sie auf einem alten Kupferstiche v. J. 1762 noch erblickt. Das neuere Schloss hatte bis zu seiner Zerstörung mannigfache Veränderungen erlitten, und schöne Zinnen und einen zierlichen Thurm erhalten, von dessen Plattform man eine schöne Aussicht hatte, wie überhaupt vom Schlosshofe aus nach der Mulde hin eine reizende Aussicht sich darbietet.
[206] Eine seiner schönsten Zierden, den ältesten Zeugen der vergangenen Tage, hatte das Schloss Waldenburg schon im Jahre 1839 verloren, eine riesige Eiche, hart an der Westseite des Schlosses, welche an einem ganz windstillen Maitage, unberührt von der Axt und nur der Last ihrer Jahre und ihrer eignen Schwere erliegend, darnieder sank.
Damals ahnete man nicht, dass durch blinde Aufregung 9 Jahre darauf das Schloss selbst zerstört werden würde.
In die ganze Erhebung des Volks, im Jahre 1848, zieht diese Zerstörung wie ein schwarzer Faden sich hindurch, und unsere Nachkommen werden es nicht glauben wollen, wie unter den Augen der herbeigezogenen Civil- und Militairgewalt so Etwas geschehen konnte. Schwer wird es heute noch auf den Gewissen derer lasten, welche ein so grobes Verbrechen verübten und das Schloss in Brand steckten.
Der Fürst Waldenburgs hatte ein solches ihm zugefügtes Leid nicht verdient, und sein Entschluss war bald gefasst, das Schloss in Waldenburg in Trümmern liegen zu lassen.
Doch bald wurde der hohe Herr mit Bitten bestürmt, Allen nicht entgelten zu lassen, was nur Wenige verbrochen hatten und von dem vernünftigeren Theil der Bevölkerung nicht gebilligt worden war, und so liess sich der Fürst bewegen, ein neues Schloss auf den Trümmern des abgebrannten entstehen zu lassen, welches wir jetzt in der Abbildung erblicken, und schöner und grösser als das alte hinaus in die Mulde schaut, umgürtet von grünen Terrassen, dichten Blumengruppen und freundlichen Gartenanlagen, in welchen der Beschauer vielleicht, wenn das Glück ihm wohl will, die fürstliche Gebieterin des Schlosses im Kreise ihrer Familie mit Freundlichkeit und Würde lustwandeln sieht.
Hinter dem Schlosse blicken die Wirthschaftsgebäude, der Reitstall, und weiterhin das Amthaus durch die Bäume hindurch.
Das Schloss liegt am linken Ufer der Mulde, und zwar im Vordergrunde und nach dem Thale absteigend, während an den obern Ende der Stadt in angemessener Würde, wie eine ernste Wächterin die Kirche sich erhebt, und ihr zur Linken der Rathhausthurm.
Dagegen ist das rechte Ufer mit Bergen von Nadelholz eingefasst. Den Vordergrund nimmt hier das ziemlich ausgedehnte Altstadt-Waldenburg ein, dessen ansehnliche Kirche dem Thal zu nicht geringer Zierde gereicht.
Die Rauchwolken, welche sich von Zeit zu Zeit über diesen Ort erheben, zeigen uns an, womit man sich vorzugsweise beschäftigt: Sie entsteigen den Brennöfen der Töpfer, welche den Hauptstamm der dasigen Bevölkerung ausmachen, und das beliebte braune Geschirre, Flaschen, Apothekergefässe, thönerne Pfeifen und Oefen in Kacheln und Aufsätzen liefern.
Hinter Altstadt mündet sich ein enges Seitenthal in das Hauptthal, worinnen das Dorf Oberwinkel, und der von dem Vater des gegenwärtigen Fürsten angelegte englische Park Greenfield sich befindet. Eine Eichenallee führt dorthin, und Keiner, der in dieses Thal kommt, möge hier vorübergehen. Unter den vielen schönen Puncten zeichnet sich das von der Fürstin Henriette von Schönberg erbaute, und mit fürstlicher Pracht und im edlen Styl ausgeführte, zum Begräbnissplatz der Aeltern bestimmte Mausoleum aus. Eine eigenthümlich schöne Aussicht belohnt noch überdem die Mühe des Steigens.
Waldenburg liegt zwar an keiner Hauptstrasse; es hat sich jedoch immer eines nicht ganz unbedeutenden Verkehrs zu erfreuen, und gilt namentlich als der Mittelpunct des Getreidehandels zwischen dem Gebirge und dem fruchtbaren Altenburger Lande. Ausser den gewöhnlichen bürgerlichen Gewerben wird vorzugsweise die Weberei von baumwollenen, besonders aber wollenen und halbwollenen Zeugen, die Strumpfweberei, und zum Theil auch noch die Posamentirerei betrieben, namentlich hören wir, wenn wir uns in die ärmeren Stadtheile wenden, fast aus allen Häusern das Klappern des Webstuhls oder das Schnurren des Strumpfwirkerstuhles.
Die Stadt ist auf dem Abhange des linken Muldenufers erbaut, und nur ein Thal derselben, die Mittelstadt genannt, zieht sich den Berg hinunter bis an den Fluss, der durch einen Mühlgraben mehrere Mühlenwerke treibt.
Diese Lage ist die Ursache von den meist schrägen Strassen.
Einige Reihen neuer schöner Häusser am Markte lassen am Ende schnell den Stadttheil erkennen, welcher durch den letzten grossen Brand verheert wurde.
Von andern öffentlichen Gebäuden verdient die Kirche einer Erwähnung. Sie ist gegenwärtig das Muster einer edlen Einfachheit, und besitzt ein Gewölbe, welches durch Schönheit und acustische Bauart dem Erbauer, einem (aus Strassburg gebürtigen) Steinmetzen aus Rochlitz, alle Ehre macht.
Waldenburg liegt unter dew 50° 52′ n. B., und 30° 15′ östl. L., gegen 2 Stunden oberhalb Glauchau, und gegen 8 Stunden unterhalb Penig.
Es zählt 290 Häuser und 3100 Einwohner, ungerechnet die angelegenen Ortschaften Altwaldenburg und Eichleite, mit welchen es eine Kirch- und Schulgemeinde bildet.
[207]
Das Schloss Osterstein in Zwickau ist auf derselben Stelle erbaut, auf welcher schon vorher das regierende Oberhaupt des Gau Zwickown seinen Regierungssitz hatte. Der Gauherr hiess Zupan, und die Veste des Zupan führte mit dem ganzen Gau den Namen Zwickown. In der Nähe der Veste hatten sich Sorben angesiedelt, trieben Ackerbau, Viehzucht und Handel.
Zu Ende des 9. Jahrhunderts machten die Sorben ein Bündniss mit den Böhmen und Daleminziern, versuchten ums Jahr 880 nach Thüringen einzudringen, wurden aber vom Herzog Popo geschlagen, der den Landstrich von der Elster bis an die Mulde, mithin auch Zwickau unter deutsche Botmässigkeit brachte, verschiedene Burgen anlegte und wohl auch den Zupan von Zwickau vertrieb, indess das Heidenthum aus dieser Gegend nicht ganz vertilgen konnte, und mit den heidnischen Sorben noch manchen harten Kampf bestehen musste, bis endlich im 10. Jahrhundert es dem mächtigen König Heinrich I. gelang, die Sorben auch im Gau Zwickau unter seine Oberherrschaft zu bringen, dem neu eroberten Gebiete, das von nun an Osterland hiess, mehrere Burgen zu geben und im Lande dem Christenthume Eingang zu erzwingen.
Heinrich bezwang die Böhmen, stellte die durch den Krieg und Wasserüberschwemmung zerstörte Veste und Stadt Zwickown oder Cyna wieder her, befestigte sie, und nannte sie wohl, weil dieselbe dem Osterlande zugehörte, Osterstein (östliche Burg), setzte in die Burg einen Voigt oder Burggraf, von denen der erste Cunico geheissen hat, welcher im Namen des Kaisers den Gau regierte, die Advocatia ausübte, und an den die Unterthanen in vorkommenden Fällen appelliren konnten.
Die Nichtadeligen wurden als erbliche Burgvoigte und Burggemeinen für den Garnisondienst in der landesherrlichen Veste bestellt, erhieltet dafür den Genuss des Burglebens, zu welchem ihnen entweder gewisse Grundstücke innerhalb des Reviers der Veste angewiesen, oder solche in einer gewissen Summe für immer vergütet waren.
Der Voigt hatte eine Menge Deutsche in seine Veste gezogen, welche mit ihren Familien ein solches Burglehn erhielten, und daher als Knappen, theils innerhalb der Mauern und Umgehungen, theils auch ausserhalb derselben, in der Nähe des Schlosses wohnten.
Zu diesen Bürgern, welche den Osterstein schützten und mehrere Freiheiten genossen, gesellten sich viele schon früher hier wohnhaft gewesene, zum Christenthum bekehrte Sorben, sowie auch andere Deutsche und betrieben in dieser für Ackerbau, Viehzucht und besonders dem kaufmännischen Verkehr so günstigen Gegend ihre Geschäfte.
Im Jahre 1085 erhielt vom Kaiser Heinrich IV., Graf Wipprecht von Groitzsch die Voigtei Zwickau. Von ihm ging solche auf Bertha Wipprecht, des älteren Tochter, Gemahlin des Grafen Dedo III. von Wettin über.
Bertha war eine fromme Frau und wirkte namentlich in ihrem langen Wittwenstande eifrig durch Stiftungen von Kirchen und Klöstern für Ausbreitung des Christenthums.
Bertha verschenkte später die Voigtei Zwickau an den Neffen ihres verstorbenen Gatten, Dedo IV., Grafen von Rochlitz.
Allein Kaiser Friedrich I. zog die Voigtei über Zwickau wieder zum Reich, weil sie als Reichsmannlehn nicht auf Bertha hätte übergehen und von dieser nicht hätte verschenkt werden können.
Auch legte er dem Voigt zu Zwickau den frühern Rang eines Burggrafen bei.
Diese Burggrafen waren kaiserliche Beamte, ohne irgend ein Eigenthum an der Voigtei zu erhalten, und dem kaiserlichen Oberhofrichter zu Altenburg untergeben; meistens bekleideten Grafen von Starkenberg diese Würde, die sich als Inhaber eines Reichslehns, Burggrafen von Starkenberg nannten.
Im Jahre 1197 ward vom Kaiser Philipp die Voigtei Zwickau an Theodor Dedo IV., des Fetten Sohn, verkauft, ging mit Theodors Tode 1207 auf dessen Bruder Conrad, und als mit Conrads Ableben die Rochlitzische Linie des Hauses Wettin erloschen, auf Dietrich II., den Bedrängten über.
Dietrich dem Bedrängten folgte 1221 Heinrich der Erlauchte, dem die kaiserlichen Kammergüter im Pleissnerlande nebst Zwickau, Chemnitz und Altenburg vom Kaiser Friedrich II. um 10,000 Mark Silber verpfändet wurden, als Mitgabe der zweijährigen Tochter des Kaisers, die mit Heinrichs Sohn, Albert, verlobt war.
Nach der Abtheilung Heinrichs mit seinen Söhnen erhielt Albert (der Unartige), Landgraf von Thüringen, diesen Pfandbesitz, der ihn unter seiner Oberaufsicht später seinem Sohne Heinrich abtrat. Dieser starb schon 1286, und Albert trat wieder als alleiniger Herrscher auf. Kaiser Rudolph von Habsburg erklärte 1273 die drei Städte für ausgeschlossen von der Verpfändung. Kaiser Adolph von Nassau übertrug jedoch 1292 dem Pfandbesitz dieser Städte um 10,000 Mark Silber an König Wenzeslaus von Böhmen, und in Folge einer abermaligen Verpfändung durch Kaiser Albert, lies sich Wenzeslaus 1298 huldigen.
Nach Kaiser Alberts Ermordung, durch seinen Neffen Johann von Schwaben, setzte sich 1309 Friedrich I. in Besitz des Pleissnerlandes, welches sein 1307 ermordeter Bruder Dietzmann seit 1280 für sich in Anspruch genommen hatte.
Die Voigte oder Burggrafen von Zwickau, welche im Schlosse Osterstein ihre Residenz hatten, dauerten bis ins 15. Jahrhundert fort, und führten den Vorsitz im Rathe. Am 22. März 1444 erlangte der Rath für 4000 Mthlr. die volle Gerichtsbarkeit und Schriftsässigkeit, und damit hörte der Vorsitz des Voigtes auf.
Von nun an führte der Voigt den Titel Amtshauptmann und hatte [208] seine Jurisdiction ausser der Stadt, und der Name eines Stadtvoigts ging auf den Vorsitzenden im Stadtgericht über, der aber unter dem Bürgermeister stand.
Das Schloss Osterstein benutzte man bald nicht mehr als Wohnung des Burggrafen oder Voigts, sondern es wurde bei Errichtung der einzelnen Aemter, von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1770, dahin ein solches gelegt, welches dann in ein Privathaus gelegt wurde, als man von 1775 den Osterstein in ein Zucht- und Arbeitshaus verwandelte.
Dieses Zucht- und Arbeitshaus wurde unter Direction des Oberconsistorial-Vice-Präsidentens Freiherrn von Hohenthal eingerichtet, und damals mit Unterbringung von 200 Züchtlingen eröffnet.
Im Jahre 1804 wurde ein 98 Ellen langes, östlich liegendes Seitengebäude aufgeführt, um die Zahl der vermehrten Züchtlinge unterzubringen. Auch das frühere Magazin wurde zur Anstalt gezogen. Die Vermehrung derselben steigerte sich von Jahr zu Jahr, bis endlich im Jahre 1833 insofern eine Veränderung vorging, als diese Anstalt in ein blosses Arbeitshaus umgeschaffen wurde, die männlichen und weiblichen Züchtlinge nach Waldheim kamen, wo schon 1829 die Geisteskranken nach Colditz versetzt worden waren.
An diesem Arbeitshaus auf Schloss Osterstein, sind seit dem Jahre 1833 ein Director, ein Hausverwalter, ein Hausprediger, ein Hausschreiber, ein Hausarzt, zwei Ober- und mehrere Unteraufseher.
Die Aufseher führen die Aufsicht über die Sträflinge in den einzelnen Facturen, wo verschiedene Arbeiten gefertigt werden, wogegen früher das Spinnen an der Tagesordnung war.
Von diesem Arbeitshause sind seit dem Erscheinen des neuen Criminalgesetzbuches auch einzelne Filiale entstanden, wie z. B. in Voigtsberg und in Brambach: Denn die Zahl der Sträflinge hat in neuester Zeit immer noch zugenommen, so dass dieselben nicht mehr alle in Zwickau untergebracht werden konnten.
Andere nennenswerthe Gebäude Zwickaus sind die beiden Provianthäuser, die Militairkaserne, das Steueramt, das Rathhaus, das Gewandhaus. Früher hielten in demselben die Tuchmacher-Innung und andere Handwerker feil, es wurden auch der sämmtlichen Bürgerschaft die landesherrlichen Mandate auf einem Saale publicirt.
Ferner ist das Kreis-Krankenhaus, das Appellationsgerichts-Gebäude besonders zu erwähnen.
Ausserdem hat Zwickau eine der schönsten Kirchen des Landes. Die Marienkirche dieser Stadt verdient des Beschauens von allen Fremden, die durch diese Stadt kommen.
Dann hat die Stadt viele andere grosse Privatgebäude und gemeinnützige Anstalten und durch den ergiebigen Kohlenbau wird Zwickau von Jahr zu Jahr grösser und reicher.
Zum Schlosse Osterstein gehörte bis zum Jahre 1549 eine Mühle, die Schlossmühle genannt, welche im gedachten Jahre durch Tausch an den Stadtrath kam, der sie aber später an Privatpersonen verkaufte. Ausserdem befinden sich im Orte noch 4 Mühlen. Die zwei Polir- und Schleifmühlen, welche besonders berühmt waren, da in ihnen die eisernen Harnische schön polirt wurden, sind seit 1634 ein Raub der Flammen geworden. Eine dritte ging im Jahre 1836 ein, und wurde zu einer Fabrik eingerichtet.
Die chemische Fabrik und zwei Wollspinnfahriken gehören ebenfalls zum Stadtbezirk.
Die Stadt hat 4 Jahrmärkte, zwei Wochen- und Getreidemärkte, auch zwei Wollmärkte im Jahre.
Der Rath hat 3 Freistellen in der Grimmaischen Fürstenschule zu vergeben, übt das Patronat über die Kirchen und Schulen der Stadt, sowie der Parochie St. Moritz, ingleichen über die Dörfer von Weissenborn und Marienthal.
Von Behörden sind in Zwickau die Kreisdirection, das Kreis-Appellationsgericht, das Justizamt, das Rentamt, die zweite Amtshauptmannschaft, das Steuer-Amt, der Stadtrath, das Bezirksgericht mit dem Gerichtsamte, sowie die Superintendentur, gegenwärtig auf 32 Parochien beschränkt.
An Gärten, Wiesen und Feldern ist die Umgebung der Stadt reich und bildet eine schöne fruchtbare Aue.
Die Stadtmauern sind grösstentheils abgetragen, die Stadtgräben in schöne anmuthige, fruchtbringende Gärten verwandelt.
Im Jahre 1697 hatte die Stadt 635 bewohnte Gebäude; im Jahre 1806 768 Häuser; 1830 schon 829; jetzt aber leben in 992 Häusern 16052 Einwohner.
[Ξ] [Ξ] [Ξ] [Ξ]
Anmerkungen der Vorlage
- ↑ handschriftliche Korrektur: Constantia
← Heft 25 des Erzgebirgischer Kreis | Nach oben | Heft 27 des Erzgebirgischer Kreis → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |