ADB:Zimmermann, Clemens von
Peter v. Langer, folgte demselben 1808 bei dessen Uebersiedelung nach München und brachte 1812 einen „Mercur [253] und Argus“ und 1814 ein preisgekröntes „Opfer Noah’s“ auf die akademische Kunstausstellung. Nachdem Z. durch einen „Theseus“ und mehrere, damals vielbelobte Bildnisse seinen Ruf befestigt hatte, erfolgte 1815 seine Anstellung als Professor der Historienmalerei an der Kunstschule zu Augsburg. Darauf machte Z. zur weiteren Ausbildung eine Reise nach Italien, studirte in Rom die Werke Raphaels und seiner Schule und trat in freundliche Beziehungen zu den dortigen Regeneratoren der deutschen Kunst. Nach seiner Rückkehr malte Z. ein Madonnenbild in landschaftlicher Umgebung, einen taufenden „Johannes“ und viele Portraits, namentlich im Auftrag des Augsburger Magistrats, das lebensgroße Bildniß König Max I., wozu der Monarch 1818 zu Nymphenburg im königlichen Ornat dem Künstler gesessen hatte. Als Cornelius im J. 1820 die Ausführung seiner Fresken in der Münchener Glyptothek begann, erwählte derselbe den biederen Schlotthauer und den mit dieser Technik schon vertrauten Z. als Gehülfen, wozu letzterer alljährlich für die Dauer des Sommers einen Urlaub für München erhielt und 1825 als Akademie-Professor nach dieser Stadt berufen ward. Hier arbeitete er mit an den historischen Fresken in den Arkaden (Belehnung des Otto von Wittelsbach), im Tanzsaal des Herzog Max-Palais und im Speisesaal der königl. Residenz, für welchen Z. einen Cyklus von 34 Darstellungen aus den Liedern des Anakreon componirte, bei deren Ausführung Anschütz und Nilson ihn unterstützten. Im J. 1829 erhielt Z. den Auftrag, jene den Verlauf der italienischen und deutschen Kunstgeschichte darstellenden, von Cornelius entworfenen Skizzen zuerst als Cartons umzuzeichnen und dann in den südlichen Loggien der alten Pinakothek als Fresken auszuführen (nach den im k. Kupferstich-Cabinet befindlichen Umrissen des Cornelius, auf 48 Tafeln in Stahl gestochen von H. Merz, mit erklärendem Text herausgegeben von E. Förster, Lpzg. 1875). Z. vollführte diese Aufgabe bis zum Jahre 1840; er bewahrte mit rühmenswerther Pietät die stilistische Strenge seines Vorbildes, indem er zugleich die ihm möglichste Kraft der Farbe aufbot und somit den doppelten Ansprüchen im damaligen Sinne eines Coloristen gerecht zu werden strebte. Ursprünglich war dieser neben den großen Bildersälen angelegte Corridor in Aussicht genommen als ein Spaziergang oder Ausruhplatz für die durch das Betrachten der alten Meisterwerke ermüdeten Beschauer, obwol das Betrachten neuer Bilder zu einer Erholung kaum beitragen dürfte. Nun herrschte aber, durch die hohen Treibhausfenster begünstigt, auf dieser Südseite im Sommer eine tropische Hitze und Luftlosigkeit oder im Winter eine arktische Kälte, welche den der gemäßigten Zone angehörigen Eingeborenen doch gleich unerfreulich sein mag; auch wurde mit möglichster Vorsicht jeder, mit Ausnahme des Estrichs, als Sitzfleck und Rastpunkt verwendbare Gegenstand ferngehalten, die Bilder (ebenso wie die Scenen in den Arkaden aus den griechischen Befreiungskämpfen) so hoch in die Lünetten oder Kuppeln verwiesen, daß der vom Studium der Galeriebilder gesättigte Mensch ja keine Lust mehr habe, einen neuen Genuß durch Genickverdrehung zu erkaufen. – Daneben schuf Z. viele damals bewunderte Oelbilder, so 1829 die „Vermählung der heil. Katharina“, eine „heil. Caecilia“ mit zwei singenden Engeln und den „Abschied des jungen Tobias“ (1837); die neue Pinakothek besitzt eine gemalte Künstlernovelle, wie „Cimabue den kleinen, ein Lamm zeichnenden Giotto entdeckt“ und „Römische Landleute, die nach Loretto pilgern“. Das Liebliche, Seelenvolle und Süße war überhaupt das charakteristische Merkmal von Zimmermann’s Bildern; dabei überwog natürlich auch, trotz dem Vorbilde des Cornelius, die akademische Grundlage Langer’s. Für die große historische Galerie des Maximilianeums malte Z. aus der griechischen Culturgeschichte ein großes Tableau; dann eine Scene aus dem ersten Kreuzzug (Holzschnitt im Deut. Hausschatz III, 1877, S. 28) und die „Bestrafung des Zauberers Simon durch [254] Paulus“. Noch 1867 sendete der unermüdliche Maler ein erotisch-mythologisches Bild nach Paris und erhielt trotz des weichen Colorits anständige Aufnahme und Anerkennung. Schon 1846 war Z. als Director über die Pinakothek und sämmtliche Gemäldegalerien Baierns gesetzt; daß er die Stelle als Sinecure betrachtete, durfte damals nicht als Vorwurf gelten. Er behielt die von Dillis getroffene Aufstellung, Benennung und Anordnung der Bilder bei; die Hausgesetze blieben streng. Nicht allein das Malen und Copiren in den Sälen war aus Reinlichkeitsgründen verpönt und auf den dazu bestimmten Copirsaal verwiesen; sogar das harmloseste Bleistiftzeichnen, Skizziren und Notizenmachen strenge verboten. In den Jahren 1856, 1857 und 1859 ging Z. wiederholt nach Italien; König Ludwig I. hatte ihn mit künstlerischen Missionen, Ankäufen und Bildertransporten betraut; dabei spielte auch die Erwerbung der angeblich Raphael’schen „Caecilia“ eine Rolle. Viele Anerkennung und Ehrung mit Orden u. dgl. wurde ihm zutheil; zuletzt überraschte ihn doch die Versetzung in den verdienten Ruhestand. Z. erlag am 25. Januar 1869 den Folgen eines Schlaganfalles.
Zimmermann: Clemens von Z., Historienmaler und Centralgemälde-Galerie-Director, geboren am 8. November 1788 zu Düsseldorf, kam schon in seinem zehnten Jahre unter die Leitung des- Vgl. Raczynski III, 344 ff. – A. Lewald, Panorama von München 1835 II, 24. – Nagler 1852 XXII, 287 ff. – E. Förster, Gesch. der deutschen Kunst. 1860 V, 127. – Nekrolog in Beil. 28 „Allgem. Ztg.“ 28. Januar 1869. – Kunstvereins-Bericht f. 1869, S. 50. – Andresen, Maler-Raditer 1869. III, 145 ff.